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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Klagt, daß nunmehr ein Printz aus unsrer welt verschwunden,
Dem erd und himmel selbst die liebe zugewandt.
Das schöne Niederland vermeldet den provintzen:
Daß itzt ein edelstein aus ihrem ringe fällt,
Seit dem ein harter fall den auszug tapffrer Printzen
Durch einen jähen tod den leichen beygesellt.
Jedoch was andre nur mit leisen zungen sprechen,
Beweinet Friedenstein mit vollem thräuen-fluß.
Man sieht die blitze zwar in fremde grentzen brechen,
Doch daß der donner hier die mauren schlagen muß.
Was andrer muth erregt, bewegt hier das geblüte,
Was andrer haut verletzt, dringt hier zum hertzen ein!
Zwey brüder gleicher treu von gleicher art und güte,
Die wollen durch den tod nicht gern getrennet seyn.
Es seuffzet Friederich, daß ihm ein schild entfallen,
Der sein getreues land und liebstes volck bedeckt,
Man hört das angst-geschrey durch die paläste fallen,
Das zu gem einer noth die unterthanen schreckt.
Betrübtes Sachsen-land! wer will den riß ergäntzen?
Jst denn kein balsam da, der deine wunden heilt?
Das unglück drohet dir auf den bedrängten grentzen,
Dir wird ein volles maaß der thränen zugetheilt.
Du klagest; und wer will die bittren klagen schmähen?
Dir gehu zu deiner noth nur unglücks-sternen auf;
Dir will ein rauher sturm in das gesichte wehen,
Und kein gestärckter schutz hemmt solcher winde lauff.
Zwar ist Jan Wilhelms ruhm im minsten nicht gestorben,
Weil ihn die ewigkeit in ihre säulen gräbt.
Er hat durch seine faust das große lob erworben,
Das in verjüngter krafft durch alle zeiten lebt.
So lang die mittel-see bey Toulons hafen strandet,
Und ihr gehäufftes saltz an jene küste trägt,
So lang ein müdes schiff an jenen ufern landet,
So lang die wilde flut an jene mauren schlägt;
So lange wird die welt den Sachsen-Printzen kennen,
Der seinen Helden-geist dort seinem himmel gab;
So lange wird der glantz von seinen thaten brennen:
Es fällt das öle nicht von solchen lampen ab.
Jan
K 2
Begraͤbniß-Gedichte.
Klagt, daß nunmehr ein Printz aus unſrer welt verſchwunden,
Dem erd und himmel ſelbſt die liebe zugewandt.
Das ſchoͤne Niederland vermeldet den provintzen:
Daß itzt ein edelſtein aus ihrem ringe faͤllt,
Seit dem ein harter fall den auszug tapffrer Printzen
Durch einen jaͤhen tod den leichen beygeſellt.
Jedoch was andre nur mit leiſen zungen ſprechen,
Beweinet Friedenſtein mit vollem thraͤuen-fluß.
Man ſieht die blitze zwar in fremde grentzen brechen,
Doch daß der donner hier die mauren ſchlagen muß.
Was andrer muth erregt, bewegt hier das gebluͤte,
Was andrer haut verletzt, dringt hier zum hertzen ein!
Zwey bruͤder gleicher treu von gleicher art und guͤte,
Die wollen durch den tod nicht gern getrennet ſeyn.
Es ſeuffzet Friederich, daß ihm ein ſchild entfallen,
Der ſein getreues land und liebſtes volck bedeckt,
Man hoͤrt das angſt-geſchrey durch die palaͤſte fallen,
Das zu gem einer noth die unterthanen ſchreckt.
Betruͤbtes Sachſen-land! wer will den riß ergaͤntzen?
Jſt denn kein balſam da, der deine wunden heilt?
Das ungluͤck drohet dir auf den bedraͤngten grentzen,
Dir wird ein volles maaß der thraͤnen zugetheilt.
Du klageſt; und wer will die bittren klagen ſchmaͤhen?
Dir gehu zu deiner noth nur ungluͤcks-ſternen auf;
Dir will ein rauher ſturm in das geſichte wehen,
Und kein geſtaͤrckter ſchutz hemmt ſolcher winde lauff.
Zwar iſt Jan Wilhelms ruhm im minſten nicht geſtorben,
Weil ihn die ewigkeit in ihre ſaͤulen graͤbt.
Er hat durch ſeine fauſt das große lob erworben,
Das in verjuͤngter krafft durch alle zeiten lebt.
So lang die mittel-ſee bey Toulons hafen ſtrandet,
Und ihr gehaͤufftes ſaltz an jene kuͤſte traͤgt,
So lang ein muͤdes ſchiff an jenen ufern landet,
So lang die wilde flut an jene mauren ſchlaͤgt;
So lange wird die welt den Sachſen-Printzen kennen,
Der ſeinen Helden-geiſt dort ſeinem himmel gab;
So lange wird der glantz von ſeinen thaten brennen:
Es faͤllt das oͤle nicht von ſolchen lampen ab.
Jan
K 2
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[147/0149] Begraͤbniß-Gedichte. Klagt, daß nunmehr ein Printz aus unſrer welt verſchwunden, Dem erd und himmel ſelbſt die liebe zugewandt. Das ſchoͤne Niederland vermeldet den provintzen: Daß itzt ein edelſtein aus ihrem ringe faͤllt, Seit dem ein harter fall den auszug tapffrer Printzen Durch einen jaͤhen tod den leichen beygeſellt. Jedoch was andre nur mit leiſen zungen ſprechen, Beweinet Friedenſtein mit vollem thraͤuen-fluß. Man ſieht die blitze zwar in fremde grentzen brechen, Doch daß der donner hier die mauren ſchlagen muß. Was andrer muth erregt, bewegt hier das gebluͤte, Was andrer haut verletzt, dringt hier zum hertzen ein! Zwey bruͤder gleicher treu von gleicher art und guͤte, Die wollen durch den tod nicht gern getrennet ſeyn. Es ſeuffzet Friederich, daß ihm ein ſchild entfallen, Der ſein getreues land und liebſtes volck bedeckt, Man hoͤrt das angſt-geſchrey durch die palaͤſte fallen, Das zu gem einer noth die unterthanen ſchreckt. Betruͤbtes Sachſen-land! wer will den riß ergaͤntzen? Jſt denn kein balſam da, der deine wunden heilt? Das ungluͤck drohet dir auf den bedraͤngten grentzen, Dir wird ein volles maaß der thraͤnen zugetheilt. Du klageſt; und wer will die bittren klagen ſchmaͤhen? Dir gehu zu deiner noth nur ungluͤcks-ſternen auf; Dir will ein rauher ſturm in das geſichte wehen, Und kein geſtaͤrckter ſchutz hemmt ſolcher winde lauff. Zwar iſt Jan Wilhelms ruhm im minſten nicht geſtorben, Weil ihn die ewigkeit in ihre ſaͤulen graͤbt. Er hat durch ſeine fauſt das große lob erworben, Das in verjuͤngter krafft durch alle zeiten lebt. So lang die mittel-ſee bey Toulons hafen ſtrandet, Und ihr gehaͤufftes ſaltz an jene kuͤſte traͤgt, So lang ein muͤdes ſchiff an jenen ufern landet, So lang die wilde flut an jene mauren ſchlaͤgt; So lange wird die welt den Sachſen-Printzen kennen, Der ſeinen Helden-geiſt dort ſeinem himmel gab; So lange wird der glantz von ſeinen thaten brennen: Es faͤllt das oͤle nicht von ſolchen lampen ab. Jan K 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/149>, abgerufen am 27.11.2024.