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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Es will sich Hannibal schon an die Römer machen,
Wenn er der eltern zucht noch nicht entwachsen ist.
Der löwe zeiget ja die unerschrockne klauen,
Wenn er vor zärtligkeit noch in der höle liegt.
Der adler läst die krafft an seinen federn schauen,
Ob seine schwachheit sich noch in dem neste schmiegt;
Dein aufgeweckter muth ließ seine wercke sehen,
Als sich die kindheit noch in deinen gliedern regt;
Und dein erhitzter geist wolt in dem harnisch gehen,
Wenn andrer blödigkeit sich noch mit purpur trägt.
Jedoch auf krieg und blut, auf schwerd und pulver dencken,
Eh' man das edle blut nach würden schätzen kan,
Kan zwar des namens glantz bis an die sterne lencken,
Doch klebet tyranney den großen thaten an.
Verstand und gottesfurcht sind die erwehlten zügel,
Womit ein muntrer held die muntre seele führt:
Verstand und gottesfurcht sind die gestärckten flügel,
Womit er adlern gleich den schnellen flug regiert.
Jan Wilhelm ließ sich nicht die gähe hitze treiben,
Wie die verwegenheit sich offt zum degen wagt,
Sein hertze muste sich dem Höchsten erst verschreiben,
Eh' er der welt den dienst zu kriegen zugesagt.
Es schien, der ernst wär ihm von Ernsten angeboren,
Den itzt die affter-welt mit recht den Frommen heist;
Er hatt' ihm Gottes wort zur regel auserkohren,
Als welches uns die kunst ein land zu schützen, weist.
Zwar will ein Julian des bibel-lesens spotten,
Dieweil nach seinem sinn es feige hertzen macht,
Er jagt die Christen fort aus seinen krieges-rotten,
Weil andacht, wie er denckt, im treffen zagt und schmacht;
Doch kan das heilge blat mehr wahrer helden stellen,
Als uns Homerens schrifft in dummen fabeln zeigt.
Ein trieb von jener macht kan ja mehr feinde fällen,
Als sonst Achillens faust Trojanen niederbeugt.
Dir lag, Durchlauchtigster! dein GOtt in den gedancken,
Und sein geliebtes wort nahm deine sinnen ein,
Dich hielt des Höchsten furcht in den gesetzten schrancken,
Doch war die andacht nicht ein bloser heuchel-schein
Nach
J 2
Begraͤbniß-Gedichte.
Es will ſich Hannibal ſchon an die Roͤmer machen,
Wenn er der eltern zucht noch nicht entwachſen iſt.
Der loͤwe zeiget ja die unerſchrockne klauen,
Wenn er vor zaͤrtligkeit noch in der hoͤle liegt.
Der adler laͤſt die krafft an ſeinen federn ſchauen,
Ob ſeine ſchwachheit ſich noch in dem neſte ſchmiegt;
Dein aufgeweckter muth ließ ſeine wercke ſehen,
Als ſich die kindheit noch in deinen gliedern regt;
Und dein erhitzter geiſt wolt in dem harniſch gehen,
Wenn andrer bloͤdigkeit ſich noch mit purpur traͤgt.
Jedoch auf krieg und blut, auf ſchwerd und pulver dencken,
Eh’ man das edle blut nach wuͤrden ſchaͤtzen kan,
Kan zwar des namens glantz bis an die ſterne lencken,
Doch klebet tyranney den großen thaten an.
Verſtand und gottesfurcht ſind die erwehlten zuͤgel,
Womit ein muntrer held die muntre ſeele fuͤhrt:
Verſtand und gottesfurcht ſind die geſtaͤrckten fluͤgel,
Womit er adlern gleich den ſchnellen flug regiert.
Jan Wilhelm ließ ſich nicht die gaͤhe hitze treiben,
Wie die verwegenheit ſich offt zum degen wagt,
Sein hertze muſte ſich dem Hoͤchſten erſt verſchreiben,
Eh’ er der welt den dienſt zu kriegen zugeſagt.
Es ſchien, der ernſt waͤr ihm von Ernſten angeboren,
Den itzt die affter-welt mit recht den Frommen heiſt;
Er hatt’ ihm Gottes wort zur regel auserkohren,
Als welches uns die kunſt ein land zu ſchuͤtzen, weiſt.
Zwar will ein Julian des bibel-leſens ſpotten,
Dieweil nach ſeinem ſinn es feige hertzen macht,
Er jagt die Chriſten fort aus ſeinen krieges-rotten,
Weil andacht, wie er denckt, im treffen zagt und ſchmacht;
Doch kan das heilge blat mehr wahrer helden ſtellen,
Als uns Homerens ſchrifft in dummen fabeln zeigt.
Ein trieb von jener macht kan ja mehr feinde faͤllen,
Als ſonſt Achillens fauſt Trojanen niederbeugt.
Dir lag, Durchlauchtigſter! dein GOtt in den gedancken,
Und ſein geliebtes wort nahm deine ſinnen ein,
Dich hielt des Hoͤchſten furcht in den geſetzten ſchrancken,
Doch war die andacht nicht ein bloſer heuchel-ſchein
Nach
J 2
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[131/0133] Begraͤbniß-Gedichte. Es will ſich Hannibal ſchon an die Roͤmer machen, Wenn er der eltern zucht noch nicht entwachſen iſt. Der loͤwe zeiget ja die unerſchrockne klauen, Wenn er vor zaͤrtligkeit noch in der hoͤle liegt. Der adler laͤſt die krafft an ſeinen federn ſchauen, Ob ſeine ſchwachheit ſich noch in dem neſte ſchmiegt; Dein aufgeweckter muth ließ ſeine wercke ſehen, Als ſich die kindheit noch in deinen gliedern regt; Und dein erhitzter geiſt wolt in dem harniſch gehen, Wenn andrer bloͤdigkeit ſich noch mit purpur traͤgt. Jedoch auf krieg und blut, auf ſchwerd und pulver dencken, Eh’ man das edle blut nach wuͤrden ſchaͤtzen kan, Kan zwar des namens glantz bis an die ſterne lencken, Doch klebet tyranney den großen thaten an. Verſtand und gottesfurcht ſind die erwehlten zuͤgel, Womit ein muntrer held die muntre ſeele fuͤhrt: Verſtand und gottesfurcht ſind die geſtaͤrckten fluͤgel, Womit er adlern gleich den ſchnellen flug regiert. Jan Wilhelm ließ ſich nicht die gaͤhe hitze treiben, Wie die verwegenheit ſich offt zum degen wagt, Sein hertze muſte ſich dem Hoͤchſten erſt verſchreiben, Eh’ er der welt den dienſt zu kriegen zugeſagt. Es ſchien, der ernſt waͤr ihm von Ernſten angeboren, Den itzt die affter-welt mit recht den Frommen heiſt; Er hatt’ ihm Gottes wort zur regel auserkohren, Als welches uns die kunſt ein land zu ſchuͤtzen, weiſt. Zwar will ein Julian des bibel-leſens ſpotten, Dieweil nach ſeinem ſinn es feige hertzen macht, Er jagt die Chriſten fort aus ſeinen krieges-rotten, Weil andacht, wie er denckt, im treffen zagt und ſchmacht; Doch kan das heilge blat mehr wahrer helden ſtellen, Als uns Homerens ſchrifft in dummen fabeln zeigt. Ein trieb von jener macht kan ja mehr feinde faͤllen, Als ſonſt Achillens fauſt Trojanen niederbeugt. Dir lag, Durchlauchtigſter! dein GOtt in den gedancken, Und ſein geliebtes wort nahm deine ſinnen ein, Dich hielt des Hoͤchſten furcht in den geſetzten ſchrancken, Doch war die andacht nicht ein bloſer heuchel-ſchein Nach J 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/133>, abgerufen am 27.11.2024.