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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Was macht allhier die menge der eypressen?
Der Sachse triumphirt,
Und weil es sich gebührt,
Muß Leipzig itzt der palmen nicht vergessett.

2.
Ein ieder rufft: Du Landes-Vater, du!
Victorie! glück zu!
Die raut ist dir zum lorbeer-krantze worden,
Ein ieder schmückt sein hauß
Mit sieges-palmen aus,
Weil du vertreibst der Türcken raub und morden.
3.
Wie stellst du dann, du Edles Eltern-Paar!
Dich itzt so traurig dar?
Was weinest du, wenn andre frölich singen?
Wirff die cypressen hin,
Die palmen sind noch grün,
Du kanst sie itzt dem Sachsen-Helden bringen.
4.
Ach aber! ach! wenn Türck und Tartar weicht,
So kömmt der tod und schleicht
Jn euer hauß, und raubt das allerbeste;
Der allerliebste Sohn,
Muß mit ihm selbst davon,
Und was noch mehr, kein ander bleibt im reste.
5.
O ungelück! o schaden und verlust!
O wunden einer brust,
Die euch der tod, durch seinen tod, geschlagen!
Der alters-stab zubricht,
Und des geschlechtes licht
Wird ausgelöscht, und in die grufft getragen.
6.
Es bleibt darbey, daß eltern traurig sind,
Wenn auch ein kleines kind
Muß
H 4

Begraͤbniß-Gedichte.
Was macht allhier die menge der eypreſſen?
Der Sachſe triumphirt,
Und weil es ſich gebuͤhrt,
Muß Leipzig itzt der palmen nicht vergeſſett.

2.
Ein ieder rufft: Du Landes-Vater, du!
Victorie! gluͤck zu!
Die raut iſt dir zum lorbeer-krantze worden,
Ein ieder ſchmuͤckt ſein hauß
Mit ſieges-palmen aus,
Weil du vertreibſt der Tuͤrcken raub und morden.
3.
Wie ſtellſt du dann, du Edles Eltern-Paar!
Dich itzt ſo traurig dar?
Was weineſt du, wenn andre froͤlich ſingen?
Wirff die cypreſſen hin,
Die palmen ſind noch gruͤn,
Du kanſt ſie itzt dem Sachſen-Helden bringen.
4.
Ach aber! ach! wenn Tuͤrck und Tartar weicht,
So koͤmmt der tod und ſchleicht
Jn euer hauß, und raubt das allerbeſte;
Der allerliebſte Sohn,
Muß mit ihm ſelbſt davon,
Und was noch mehr, kein ander bleibt im reſte.
5.
O ungeluͤck! o ſchaden und verluſt!
O wunden einer bruſt,
Die euch der tod, durch ſeinen tod, geſchlagen!
Der alters-ſtab zubricht,
Und des geſchlechtes licht
Wird ausgeloͤſcht, und in die grufft getragen.
6.
Es bleibt darbey, daß eltern traurig ſind,
Wenn auch ein kleines kind
Muß
H 4
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[119/0121] Begraͤbniß-Gedichte. Was macht allhier die menge der eypreſſen? Der Sachſe triumphirt, Und weil es ſich gebuͤhrt, Muß Leipzig itzt der palmen nicht vergeſſett. 2. Ein ieder rufft: Du Landes-Vater, du! Victorie! gluͤck zu! Die raut iſt dir zum lorbeer-krantze worden, Ein ieder ſchmuͤckt ſein hauß Mit ſieges-palmen aus, Weil du vertreibſt der Tuͤrcken raub und morden. 3. Wie ſtellſt du dann, du Edles Eltern-Paar! Dich itzt ſo traurig dar? Was weineſt du, wenn andre froͤlich ſingen? Wirff die cypreſſen hin, Die palmen ſind noch gruͤn, Du kanſt ſie itzt dem Sachſen-Helden bringen. 4. Ach aber! ach! wenn Tuͤrck und Tartar weicht, So koͤmmt der tod und ſchleicht Jn euer hauß, und raubt das allerbeſte; Der allerliebſte Sohn, Muß mit ihm ſelbſt davon, Und was noch mehr, kein ander bleibt im reſte. 5. O ungeluͤck! o ſchaden und verluſt! O wunden einer bruſt, Die euch der tod, durch ſeinen tod, geſchlagen! Der alters-ſtab zubricht, Und des geſchlechtes licht Wird ausgeloͤſcht, und in die grufft getragen. 6. Es bleibt darbey, daß eltern traurig ſind, Wenn auch ein kleines kind Muß H 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/121>, abgerufen am 23.11.2024.