Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Begräbniß-Gedichte. Der zeitliche verlust und ewige trost, Bey TIT. Herrn M. H. Hors, etc. Leich-begängniß. D. V. A. 1. DJe krauckheiten, die uns plagen,Und den leib zu grabe tragen, Sind der ersten sünde sold: Vor gesundheit, stärck und leben, Wurde näscherey gegeben, Asche kriegten wir vor gold. 2. Demnach haben GOtt die krancken,Vor die medicin zu dancken, Die nächst ihm ihr helffer ist; Alle kräuter und metallen Müssen ihr zu fuße fallen, Und verschaffen ruh und frist. 3. Aber daß sie selber sterben,Die das leben uns erwerben, Scheinet hart und fast zu viel. Der succurs, der vor uns krieget, Wird zu zeitlich selbst besieget; Sterben ist doch aller ziel. 4. O daß wir bey unsern lindenDieses itzt an dir empfinden, O du großer Podalir! Deine sonderbare gaben, Die wir sonst genossen haben, Fehlen uns nun für und für. 5. Deine
Begraͤbniß-Gedichte. Der zeitliche verluſt und ewige troſt, Bey TIT. Herrn M. H. Hors, ꝛc. Leich-begaͤngniß. D. V. A. 1. DJe krauckheiten, die uns plagen,Und den leib zu grabe tragen, Sind der erſten ſuͤnde ſold: Vor geſundheit, ſtaͤrck und leben, Wurde naͤſcherey gegeben, Aſche kriegten wir vor gold. 2. Demnach haben GOtt die krancken,Vor die medicin zu dancken, Die naͤchſt ihm ihr helffer iſt; Alle kraͤuter und metallen Muͤſſen ihr zu fuße fallen, Und verſchaffen ruh und friſt. 3. Aber daß ſie ſelber ſterben,Die das leben uns erwerben, Scheinet hart und faſt zu viel. Der ſuccurs, der vor uns krieget, Wird zu zeitlich ſelbſt beſieget; Sterben iſt doch aller ziel. 4. O daß wir bey unſern lindenDieſes itzt an dir empfinden, O du großer Podalir! Deine ſonderbare gaben, Die wir ſonſt genoſſen haben, Fehlen uns nun fuͤr und fuͤr. 5. Deine
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Begraͤbniß-Gedichte.
Der zeitliche verluſt und ewige troſt,
Bey
TIT. Herrn M. H. Hors, ꝛc.
Leich-begaͤngniß.
D. V. A.
1.
DJe krauckheiten, die uns plagen,
Und den leib zu grabe tragen,
Sind der erſten ſuͤnde ſold:
Vor geſundheit, ſtaͤrck und leben,
Wurde naͤſcherey gegeben,
Aſche kriegten wir vor gold.
2.
Demnach haben GOtt die krancken,
Vor die medicin zu dancken,
Die naͤchſt ihm ihr helffer iſt;
Alle kraͤuter und metallen
Muͤſſen ihr zu fuße fallen,
Und verſchaffen ruh und friſt.
3.
Aber daß ſie ſelber ſterben,
Die das leben uns erwerben,
Scheinet hart und faſt zu viel.
Der ſuccurs, der vor uns krieget,
Wird zu zeitlich ſelbſt beſieget;
Sterben iſt doch aller ziel.
4.
O daß wir bey unſern linden
Dieſes itzt an dir empfinden,
O du großer Podalir!
Deine ſonderbare gaben,
Die wir ſonſt genoſſen haben,
Fehlen uns nun fuͤr und fuͤr.
5. Deine
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