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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
GOttes gnaden-reiches todes-urtheil
zum leben,
Gesprochen über
TIT. Herrn R. T. etc.
D. V. A.
1.
DEr schöppen-stuhl, ein kleinod dieser stadt,
Dergleichen man kaum hat,
Und fremde selbst als ihr oracul ehren;
Das sonsten im gericht
Die todes-urthel spricht,
Muß itzo selbst dergleichen ausspruch hören.
2.
Wie geht es zu? Herr Teller, der allhier
Gesessen für und für,
Und vielen hat das leben abgesprochen;
Mein Freund, der liebe mann,
Hört itzund selber an,
Daß über ihn auch sey der stab gebrochen.
3.
Wem that er was? er lebte fromm und still;
Es war sein wunsch und will,
GOtt, und zugleich dem nächsten recht zu dienen:
Des vatern theurer geist
Hat sich in ihm erweist:
Jhm ist zu bald der letzte tag erschienen.
4.
Der Werthe Mann, wie hat er sich erbaut,
Und wacker umgeschaut,
Als Sud und West ihn willig aufgenommen;
Er reiste hin und her
Zu land und über meer,
Und war gesund vorlängsten wiederkommen.
5. Er
Begraͤbniß-Gedichte.
GOttes gnaden-reiches todes-urtheil
zum leben,
Geſprochen uͤber
TIT. Herrn R. T. ꝛc.
D. V. A.
1.
DEr ſchoͤppen-ſtuhl, ein kleinod dieſer ſtadt,
Dergleichen man kaum hat,
Und fremde ſelbſt als ihr oracul ehren;
Das ſonſten im gericht
Die todes-urthel ſpricht,
Muß itzo ſelbſt dergleichen ausſpruch hoͤren.
2.
Wie geht es zu? Herr Teller, der allhier
Geſeſſen fuͤr und fuͤr,
Und vielen hat das leben abgeſprochen;
Mein Freund, der liebe mann,
Hoͤrt itzund ſelber an,
Daß uͤber ihn auch ſey der ſtab gebrochen.
3.
Wem that er was? er lebte fromm und ſtill;
Es war ſein wunſch und will,
GOtt, und zugleich dem naͤchſten recht zu dienen:
Des vatern theurer geiſt
Hat ſich in ihm erweiſt:
Jhm iſt zu bald der letzte tag erſchienen.
4.
Der Werthe Mann, wie hat er ſich erbaut,
Und wacker umgeſchaut,
Als Sud und Weſt ihn willig aufgenommen;
Er reiſte hin und her
Zu land und uͤber meer,
Und war geſund vorlaͤngſten wiederkommen.
5. Er
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[107/0109] Begraͤbniß-Gedichte. GOttes gnaden-reiches todes-urtheil zum leben, Geſprochen uͤber TIT. Herrn R. T. ꝛc. D. V. A. 1. DEr ſchoͤppen-ſtuhl, ein kleinod dieſer ſtadt, Dergleichen man kaum hat, Und fremde ſelbſt als ihr oracul ehren; Das ſonſten im gericht Die todes-urthel ſpricht, Muß itzo ſelbſt dergleichen ausſpruch hoͤren. 2. Wie geht es zu? Herr Teller, der allhier Geſeſſen fuͤr und fuͤr, Und vielen hat das leben abgeſprochen; Mein Freund, der liebe mann, Hoͤrt itzund ſelber an, Daß uͤber ihn auch ſey der ſtab gebrochen. 3. Wem that er was? er lebte fromm und ſtill; Es war ſein wunſch und will, GOtt, und zugleich dem naͤchſten recht zu dienen: Des vatern theurer geiſt Hat ſich in ihm erweiſt: Jhm iſt zu bald der letzte tag erſchienen. 4. Der Werthe Mann, wie hat er ſich erbaut, Und wacker umgeſchaut, Als Sud und Weſt ihn willig aufgenommen; Er reiſte hin und her Zu land und uͤber meer, Und war geſund vorlaͤngſten wiederkommen. 5. Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/109>, abgerufen am 23.11.2024.