Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Gedichte.
So steigt, Gelehrter Mann! der bau von deinem glücke,
Besonders, da du dich der Themis anvertraut.
Wie mancher steiget zwar, fällt aber bald zurücke,
Dieweil er nicht genung auf seine wege schaut.
Du aber, den der stern der klugheit stets begleitet,
Kömmst auf der engen bahn der ehren glücklich fort.
Drum hat die Themis dir itzt einen crantz bereitet:
Deßwegen zog sie dich an einen höhern ort.
Dein Sachsen-spiegel wird nebst andern schrifften zeigen,
Daß du den Doctor-hut mit gutem rechte trägst.
Jch will von deinem witz im advociren schweigen,
Worauf du dich bisher mit großem fleiße legst.
Zwar ehr' allein gewährt noch kein vollkommen glücke;
Drum giebt der ehstand dir nun auch sein schönstes gut.
Die keusche Stisserin zeigt dir durch süße blicke
Die auserwehlte lust, in der die liebe ruht.
Drum bist du höchst vergnügt, ich hab es gleich gespüret,
So bald als Qvedlinburg dich Jena wiedergab;
Nachdem du mir erzehlt, wie dich ihr blick gerühret:
Dein abriß bildete nichts als vergnügen ab.
Wird nun das reichthum sich zur ehr und lust gesellen,
So seh' ich weiter nichts, so deinem glücke fehlt.
Diß aber wird sich auch schon wissen einzustellen,
Nachdem dein kluger witz so einen schatz erwehlt.
Doch würde dir auch schon kein reichthum zugeschicket;
Es ist dein weiser sinn bey wenigen vergnügt.
Lebt nur dein schönes Kind, so bist du doch beglücket,
Weil die vergnügung dann in deinen armen liegt.
Der ehstand war ein jahr mein himmel auf der erden,
So fiel mein liebster schatz auf eine todten-bahr.
Läst GOtt, Beglückter Freund! mein wünschen kräfftig werden?
So daurt dein himmelreich auf erden funffzig jahr.


Be-
G 2
Hochzeit-Gedichte.
So ſteigt, Gelehrter Mann! der bau von deinem gluͤcke,
Beſonders, da du dich der Themis anvertraut.
Wie mancher ſteiget zwar, faͤllt aber bald zuruͤcke,
Dieweil er nicht genung auf ſeine wege ſchaut.
Du aber, den der ſtern der klugheit ſtets begleitet,
Koͤmmſt auf der engen bahn der ehren gluͤcklich fort.
Drum hat die Themis dir itzt einen crantz bereitet:
Deßwegen zog ſie dich an einen hoͤhern ort.
Dein Sachſen-ſpiegel wird nebſt andern ſchrifften zeigen,
Daß du den Doctor-hut mit gutem rechte traͤgſt.
Jch will von deinem witz im advociren ſchweigen,
Worauf du dich bisher mit großem fleiße legſt.
Zwar ehr’ allein gewaͤhrt noch kein vollkommen gluͤcke;
Drum giebt der ehſtand dir nun auch ſein ſchoͤnſtes gut.
Die keuſche Stiſſerin zeigt dir durch ſuͤße blicke
Die auserwehlte luſt, in der die liebe ruht.
Drum biſt du hoͤchſt vergnuͤgt, ich hab es gleich geſpuͤret,
So bald als Qvedlinburg dich Jena wiedergab;
Nachdem du mir erzehlt, wie dich ihr blick geruͤhret:
Dein abriß bildete nichts als vergnuͤgen ab.
Wird nun das reichthum ſich zur ehr und luſt geſellen,
So ſeh’ ich weiter nichts, ſo deinem gluͤcke fehlt.
Diß aber wird ſich auch ſchon wiſſen einzuſtellen,
Nachdem dein kluger witz ſo einen ſchatz erwehlt.
Doch wuͤrde dir auch ſchon kein reichthum zugeſchicket;
Es iſt dein weiſer ſinn bey wenigen vergnuͤgt.
Lebt nur dein ſchoͤnes Kind, ſo biſt du doch begluͤcket,
Weil die vergnuͤgung dann in deinen armen liegt.
Der ehſtand war ein jahr mein himmel auf der erden,
So fiel mein liebſter ſchatz auf eine todten-bahr.
Laͤſt GOtt, Begluͤckter Freund! mein wuͤnſchen kraͤfftig werden?
So daurt dein himmelreich auf erden funffzig jahr.


Be-
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0101" n="99"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>So &#x017F;teigt, Gelehrter Mann! der bau von deinem glu&#x0364;cke,</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;onders, da du dich der Themis anvertraut.</l><lb/>
          <l>Wie mancher &#x017F;teiget zwar, fa&#x0364;llt aber bald zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
          <l>Dieweil er nicht genung auf &#x017F;eine wege &#x017F;chaut.</l><lb/>
          <l>Du aber, den der &#x017F;tern der klugheit &#x017F;tets begleitet,</l><lb/>
          <l>Ko&#x0364;mm&#x017F;t auf der engen bahn der ehren glu&#x0364;cklich fort.</l><lb/>
          <l>Drum hat die Themis dir itzt einen crantz bereitet:</l><lb/>
          <l>Deßwegen zog &#x017F;ie dich an einen ho&#x0364;hern ort.</l><lb/>
          <l>Dein Sach&#x017F;en-&#x017F;piegel wird neb&#x017F;t andern &#x017F;chrifften zeigen,</l><lb/>
          <l>Daß du den Doctor-hut mit gutem rechte tra&#x0364;g&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Jch will von deinem witz im advociren &#x017F;chweigen,</l><lb/>
          <l>Worauf du dich bisher mit großem fleiße leg&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Zwar ehr&#x2019; allein gewa&#x0364;hrt noch kein vollkommen glu&#x0364;cke;</l><lb/>
          <l>Drum giebt der eh&#x017F;tand dir nun auch &#x017F;ein &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;tes gut.</l><lb/>
          <l>Die keu&#x017F;che Sti&#x017F;&#x017F;erin zeigt dir durch &#x017F;u&#x0364;ße blicke</l><lb/>
          <l>Die auserwehlte lu&#x017F;t, in der die liebe ruht.</l><lb/>
          <l>Drum bi&#x017F;t du ho&#x0364;ch&#x017F;t vergnu&#x0364;gt, ich hab es gleich ge&#x017F;pu&#x0364;ret,</l><lb/>
          <l>So bald als Qvedlinburg dich Jena wiedergab;</l><lb/>
          <l>Nachdem du mir erzehlt, wie dich ihr blick geru&#x0364;hret:</l><lb/>
          <l>Dein abriß bildete nichts als vergnu&#x0364;gen ab.</l><lb/>
          <l>Wird nun das reichthum &#x017F;ich zur ehr und lu&#x017F;t ge&#x017F;ellen,</l><lb/>
          <l>So &#x017F;eh&#x2019; ich weiter nichts, &#x017F;o deinem glu&#x0364;cke fehlt.</l><lb/>
          <l>Diß aber wird &#x017F;ich auch &#x017F;chon wi&#x017F;&#x017F;en einzu&#x017F;tellen,</l><lb/>
          <l>Nachdem dein kluger witz &#x017F;o einen &#x017F;chatz erwehlt.</l><lb/>
          <l>Doch wu&#x0364;rde dir auch &#x017F;chon kein reichthum zuge&#x017F;chicket;</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t dein wei&#x017F;er &#x017F;inn bey wenigen vergnu&#x0364;gt.</l><lb/>
          <l>Lebt nur dein &#x017F;cho&#x0364;nes Kind, &#x017F;o bi&#x017F;t du doch beglu&#x0364;cket,</l><lb/>
          <l>Weil die vergnu&#x0364;gung dann in deinen armen liegt.</l><lb/>
          <l>Der eh&#x017F;tand war ein jahr mein himmel auf der erden,</l><lb/>
          <l>So fiel mein lieb&#x017F;ter &#x017F;chatz auf eine todten-bahr.</l><lb/>
          <l>La&#x0364;&#x017F;t GOtt, Beglu&#x0364;ckter Freund! mein wu&#x0364;n&#x017F;chen kra&#x0364;fftig werden?</l><lb/>
          <l>So daurt dein himmelreich auf erden funffzig jahr.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">G 2</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Be-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0101] Hochzeit-Gedichte. So ſteigt, Gelehrter Mann! der bau von deinem gluͤcke, Beſonders, da du dich der Themis anvertraut. Wie mancher ſteiget zwar, faͤllt aber bald zuruͤcke, Dieweil er nicht genung auf ſeine wege ſchaut. Du aber, den der ſtern der klugheit ſtets begleitet, Koͤmmſt auf der engen bahn der ehren gluͤcklich fort. Drum hat die Themis dir itzt einen crantz bereitet: Deßwegen zog ſie dich an einen hoͤhern ort. Dein Sachſen-ſpiegel wird nebſt andern ſchrifften zeigen, Daß du den Doctor-hut mit gutem rechte traͤgſt. Jch will von deinem witz im advociren ſchweigen, Worauf du dich bisher mit großem fleiße legſt. Zwar ehr’ allein gewaͤhrt noch kein vollkommen gluͤcke; Drum giebt der ehſtand dir nun auch ſein ſchoͤnſtes gut. Die keuſche Stiſſerin zeigt dir durch ſuͤße blicke Die auserwehlte luſt, in der die liebe ruht. Drum biſt du hoͤchſt vergnuͤgt, ich hab es gleich geſpuͤret, So bald als Qvedlinburg dich Jena wiedergab; Nachdem du mir erzehlt, wie dich ihr blick geruͤhret: Dein abriß bildete nichts als vergnuͤgen ab. Wird nun das reichthum ſich zur ehr und luſt geſellen, So ſeh’ ich weiter nichts, ſo deinem gluͤcke fehlt. Diß aber wird ſich auch ſchon wiſſen einzuſtellen, Nachdem dein kluger witz ſo einen ſchatz erwehlt. Doch wuͤrde dir auch ſchon kein reichthum zugeſchicket; Es iſt dein weiſer ſinn bey wenigen vergnuͤgt. Lebt nur dein ſchoͤnes Kind, ſo biſt du doch begluͤcket, Weil die vergnuͤgung dann in deinen armen liegt. Der ehſtand war ein jahr mein himmel auf der erden, So fiel mein liebſter ſchatz auf eine todten-bahr. Laͤſt GOtt, Begluͤckter Freund! mein wuͤnſchen kraͤfftig werden? So daurt dein himmelreich auf erden funffzig jahr. Be- G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/101
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/101>, abgerufen am 24.11.2024.