Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Galante und Und dieses war auch wahr/ es kam der Saladin/Der unterwegens ließ viel klagens aus sich fliehn. Da machte Lycidas sich weg auf eine seite/ Und hörte zu/ warum der mit sich selbst so streite/ Doch als auch dieser nah zu diesem brunnen kam/ So fand er einen stab; als er ihn zu sich nahm/ Und ihn genauer wolt betrachten und beschauen/ So kannt' er alsobald den löwen an den klauen/ Und ruffte: Lycidas hier lieget was vor mir/ Und weil es deine ist/ so komm und hohl es dir. Was wolte Lycidas hierbey nun anders machen/ Er muste bey sich selbst zu diesem possen lachen/ Drum holt' er ihm den stab. Ein jeder aber gieng Nach dem/ wohin ihm vor sein hertz und neigung hieng. An seine Reime. LAuf/ lanf geringes buch in der Albine hand/ Die für den weissen zwirn den scepter solte führen/ Doch hüte dich genau für ihrer augen brand/ Sonst werd' ich dich gewiß/ als wie mich selbst/ ver- liehren. Mein hertze müste dir itzund gefehrte seyn/ Hätt' es Albine nicht und drengt' es mit den flammen. Läst ihre höflichkeit auch schlechte blätter ein/ So kommt alsdenn mein hertz und auch mein reim zu- sammen. Balan-
Galante und Und dieſes war auch wahr/ es kam der Saladin/Der unterwegens ließ viel klagens aus ſich fliehn. Da machte Lycidas ſich weg auf eine ſeite/ Und hoͤrte zu/ warum der mit ſich ſelbſt ſo ſtreite/ Doch als auch dieſer nah zu dieſem brunnen kam/ So fand er einen ſtab; als er ihn zu ſich nahm/ Und ihn genauer wolt betrachten und beſchauen/ So kannt’ er alſobald den loͤwen an den klauen/ Und ruffte: Lycidas hier lieget was vor mir/ Und weil es deine iſt/ ſo komm und hohl es dir. Was wolte Lycidas hierbey nun anders machen/ Er muſte bey ſich ſelbſt zu dieſem poſſen lachen/ Drum holt’ er ihm den ſtab. Ein jeder aber gieng Nach dem/ wohin ihm vor ſein hertz und neigung hieng. An ſeine Reime. LAuf/ lanf geringes buch in der Albine hand/ Die fuͤr den weiſſen zwirn den ſcepter ſolte fuͤhren/ Doch huͤte dich genau fuͤr ihrer augen brand/ Sonſt werd’ ich dich gewiß/ als wie mich ſelbſt/ ver- liehren. Mein hertze muͤſte dir itzund gefehrte ſeyn/ Haͤtt’ es Albine nicht und drengt’ es mit den flammen. Laͤſt ihre hoͤflichkeit auch ſchlechte blaͤtter ein/ So kommt alsdenn mein hertz und auch mein reim zu- ſammen. Balan-
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Galante und
Und dieſes war auch wahr/ es kam der Saladin/
Der unterwegens ließ viel klagens aus ſich fliehn.
Da machte Lycidas ſich weg auf eine ſeite/
Und hoͤrte zu/ warum der mit ſich ſelbſt ſo ſtreite/
Doch als auch dieſer nah zu dieſem brunnen kam/
So fand er einen ſtab; als er ihn zu ſich nahm/
Und ihn genauer wolt betrachten und beſchauen/
So kannt’ er alſobald den loͤwen an den klauen/
Und ruffte: Lycidas hier lieget was vor mir/
Und weil es deine iſt/ ſo komm und hohl es dir.
Was wolte Lycidas hierbey nun anders machen/
Er muſte bey ſich ſelbſt zu dieſem poſſen lachen/
Drum holt’ er ihm den ſtab. Ein jeder aber gieng
Nach dem/ wohin ihm vor ſein hertz und neigung hieng.
An ſeine Reime.
LAuf/ lanf geringes buch in der Albine hand/
Die fuͤr den weiſſen zwirn den ſcepter ſolte fuͤhren/
Doch huͤte dich genau fuͤr ihrer augen brand/
Sonſt werd’ ich dich gewiß/ als wie mich ſelbſt/ ver-
liehren.
Mein hertze muͤſte dir itzund gefehrte ſeyn/
Haͤtt’ es Albine nicht und drengt’ es mit den flammen.
Laͤſt ihre hoͤflichkeit auch ſchlechte blaͤtter ein/
So kommt alsdenn mein hertz und auch mein reim zu-
ſammen.
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