Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Gedichte. Hab ich dir einen dienst durch meinen tod geleist/So laß drey thränen nur aus deinen augen qvillen. Schäffer-Gedichte. Saladin. C. H. MJlen und Saladin die zwey vertrauten hirten/ Die wurden neulich ein's sich gäntzlich aufzugürten/ Sie legten tasch' und stab/ mit diesen auch den sinn/ Und den gestreckten leib zu jener buche hin. Die heerde hatten sie dem Damon übergeben/ Der muste sie gar offt des hütens überheben/ Davor verehrten sie ihm denn bisweilen was/ Bald ein gefärbtes riet/ bald ein geschnittnes glas/ Bald süsses ziegenfleisch/ bald abgezogne felle/ (Davor gab er zugleich auch achtung auf die ställe) Ja unlängst gaben sie (er trägt's noch diese zeit) Jhm' ein noch taugliches/ doch abgelegtes kleid. Die hirten lagen da nur eine weile stille/ Jhr schlaff war einerley/ als wie ihr gleicher wille/ Drauf fieng der Saladin zu dem Mileno an: Jch weiß nicht was mir fehlt/ daß ich nicht schlaffen kan/ Es ist als läge mir was irgend auf dem hertzen/ Es macht gar offte mir verdruß und seelen-schmertzen/ Kein essen schmeckt mir nicht/ darzu hat meine brust/ Zu keinen spielen auch nicht die geringste lust/ Jch glaube/ wo das ding noch länger so wird wären/ So muß ich wie ein lamm/ das kranck ist/ ab mich zehren/ Ach Hofm. w. IV. Th. F
verliebte Gedichte. Hab ich dir einen dienſt durch meinen tod geleiſt/So laß drey thraͤnen nur aus deinen augen qvillen. Schaͤffer-Gedichte. Saladin. C. H. MJlen und Saladin die zwey vertrauten hirten/ Die wurden neulich ein’s ſich gaͤntzlich aufzuguͤrten/ Sie legten taſch’ und ſtab/ mit dieſen auch den ſinn/ Und den geſtreckten leib zu jener buche hin. Die heerde hatten ſie dem Damon uͤbergeben/ Der muſte ſie gar offt des huͤtens uͤberheben/ Davor verehrten ſie ihm denn bisweilen was/ Bald ein gefaͤrbtes riet/ bald ein geſchnittnes glas/ Bald ſuͤſſes ziegenfleiſch/ bald abgezogne felle/ (Davor gab er zugleich auch achtung auf die ſtaͤlle) Ja unlaͤngſt gaben ſie (er traͤgt’s noch dieſe zeit) Jhm’ ein noch taugliches/ doch abgelegtes kleid. Die hirten lagen da nur eine weile ſtille/ Jhr ſchlaff war einerley/ als wie ihr gleicher wille/ Drauf fieng der Saladin zu dem Mileno an: Jch weiß nicht was mir fehlt/ daß ich nicht ſchlaffen kan/ Es iſt als laͤge mir was irgend auf dem hertzen/ Es macht gar offte mir verdruß und ſeelen-ſchmertzen/ Kein eſſen ſchmeckt mir nicht/ darzu hat meine bruſt/ Zu keinen ſpielen auch nicht die geringſte luſt/ Jch glaube/ wo das ding noch laͤnger ſo wird waͤren/ So muß ich wie ein lamm/ das kranck iſt/ ab mich zehren/ Ach Hofm. w. IV. Th. F
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verliebte Gedichte.
Hab ich dir einen dienſt durch meinen tod geleiſt/
So laß drey thraͤnen nur aus deinen augen qvillen.
Schaͤffer-Gedichte.
Saladin.
C. H.
MJlen und Saladin die zwey vertrauten hirten/
Die wurden neulich ein’s ſich gaͤntzlich aufzuguͤrten/
Sie legten taſch’ und ſtab/ mit dieſen auch den ſinn/
Und den geſtreckten leib zu jener buche hin.
Die heerde hatten ſie dem Damon uͤbergeben/
Der muſte ſie gar offt des huͤtens uͤberheben/
Davor verehrten ſie ihm denn bisweilen was/
Bald ein gefaͤrbtes riet/ bald ein geſchnittnes glas/
Bald ſuͤſſes ziegenfleiſch/ bald abgezogne felle/
(Davor gab er zugleich auch achtung auf die ſtaͤlle)
Ja unlaͤngſt gaben ſie (er traͤgt’s noch dieſe zeit)
Jhm’ ein noch taugliches/ doch abgelegtes kleid.
Die hirten lagen da nur eine weile ſtille/
Jhr ſchlaff war einerley/ als wie ihr gleicher wille/
Drauf fieng der Saladin zu dem Mileno an:
Jch weiß nicht was mir fehlt/ daß ich nicht ſchlaffen
kan/
Es iſt als laͤge mir was irgend auf dem hertzen/
Es macht gar offte mir verdruß und ſeelen-ſchmertzen/
Kein eſſen ſchmeckt mir nicht/ darzu hat meine bruſt/
Zu keinen ſpielen auch nicht die geringſte luſt/
Jch glaube/ wo das ding noch laͤnger ſo wird waͤren/
So muß ich wie ein lamm/ das kranck iſt/ ab mich
zehren/
Ach
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