Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Gedichte. Hier ist's Adouis grab! Die liebe hälts so wehrt/Daß sie darinnen selbst in asche sich verkehrt. Jst gleich ihr licht hier todt/ lebt doch noch ihre glut/ Der weder so ein grab noch kalter staub was thut. Daß dies die wahrheit sey/ so rührt den stein nur an/ Wie der auch ohne stahl doch feuer geben kan. Clelie sucht die Einsamkeit in einem Garten. C. H. JM paradiese war wol erst die einsamkeit: Allein jetzt wird man wol in solchen wollust-gründen Nicht mehr den auffenthalt der stillen ruhe finden/ Weil blume/ laub und gras von lauter liebe schreit/ Und gleichsam diese ruh durch solchen ruff entweiht. Der thau/ der früh sich pflegt ums rosen-haupt zu winden/ Jst nicht ein thau/ es sind die nassen liebes-sünden/ Die thränen nenn' ich so/ die dis vor liebe streut; Ja sein geruch der ist nur seiner seuffzer wind/ Durch dessen sprach' es offt die gegen-liebe findt/ Ach blume! dieses feld das rufft dir gleichsam zu/ Wilstu der einsamkeit und ihrem stillen leben Den garten deiner brust/ und dich der ruh ergeben/ So such' im lieben doch das kleinod wahrer ruh. An dieselbe. C. H. JM garten hat die erste welt geliebt/ Und jeden satz der wollust ausgeübt; Weil wir nun hier in einem garten seyn/ So räum' auch du die brust dem lieben ein/ Die liebe kocht in mir bereits das blut/ Das wachsthum bringt/ und liebes-wunder thut. Salari
verliebte Gedichte. Hier iſt’s Adouis grab! Die liebe haͤlts ſo wehrt/Daß ſie darinnen ſelbſt in aſche ſich verkehrt. Jſt gleich ihr licht hier todt/ lebt doch noch ihre glut/ Der weder ſo ein grab noch kalter ſtaub was thut. Daß dies die wahrheit ſey/ ſo ruͤhrt den ſtein nur an/ Wie der auch ohne ſtahl doch feuer geben kan. Clelie ſucht die Einſamkeit in einem Garten. C. H. JM paradieſe war wol erſt die einſamkeit: Allein jetzt wird man wol in ſolchen wolluſt-gruͤnden Nicht mehr den auffenthalt der ſtillen ruhe finden/ Weil blume/ laub und gras von lauter liebe ſchreit/ Und gleichſam dieſe ruh durch ſolchen ruff entweiht. Der thau/ der fruͤh ſich pflegt ums roſen-haupt zu winden/ Jſt nicht ein thau/ es ſind die naſſen liebes-ſuͤnden/ Die thraͤnen nenn’ ich ſo/ die dis vor liebe ſtreut; Ja ſein geruch der iſt nur ſeiner ſeuffzer wind/ Durch deſſen ſprach’ es offt die gegen-liebe findt/ Ach blume! dieſes feld das rufft dir gleichſam zu/ Wilſtu der einſamkeit und ihrem ſtillen leben Den garten deiner bruſt/ und dich der ruh ergeben/ So ſuch’ im lieben doch das kleinod wahrer ruh. An dieſelbe. C. H. JM garten hat die erſte welt geliebt/ Und jeden ſatz der wolluſt ausgeuͤbt; Weil wir nun hier in einem garten ſeyn/ So raͤum’ auch du die bruſt dem lieben ein/ Die liebe kocht in mir bereits das blut/ Das wachsthum bringt/ und liebes-wunder thut. Salari
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0079" n="77"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verliebte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Hier iſt’s Adouis grab! Die liebe haͤlts ſo wehrt/</l><lb/> <l>Daß ſie darinnen ſelbſt in aſche ſich verkehrt.</l><lb/> <l>Jſt gleich ihr licht hier todt/ lebt doch noch ihre glut/</l><lb/> <l>Der weder ſo ein grab noch kalter ſtaub was thut.</l><lb/> <l>Daß dies die wahrheit ſey/ ſo ruͤhrt den ſtein nur an/</l><lb/> <l>Wie der auch ohne ſtahl doch feuer geben kan.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Clelie ſucht die Einſamkeit in einem<lb/> Garten.<lb/> C. H.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">J</hi>M paradieſe war wol erſt die einſamkeit:</l><lb/> <l>Allein jetzt wird man wol in ſolchen wolluſt-gruͤnden</l><lb/> <l>Nicht mehr den auffenthalt der ſtillen ruhe finden/</l><lb/> <l>Weil blume/ laub und gras von lauter liebe ſchreit/</l><lb/> <l>Und gleichſam dieſe ruh durch ſolchen ruff entweiht.</l><lb/> <l>Der thau/ der fruͤh ſich pflegt ums roſen-haupt zu winden/</l><lb/> <l>Jſt nicht ein thau/ es ſind die naſſen liebes-ſuͤnden/</l><lb/> <l>Die thraͤnen nenn’ ich ſo/ die dis vor liebe ſtreut;</l><lb/> <l>Ja ſein geruch der iſt nur ſeiner ſeuffzer wind/</l><lb/> <l>Durch deſſen ſprach’ es offt die gegen-liebe findt/</l><lb/> <l>Ach blume! dieſes feld das rufft dir gleichſam zu/</l><lb/> <l>Wilſtu der einſamkeit und ihrem ſtillen leben</l><lb/> <l>Den garten deiner bruſt/ und dich der ruh ergeben/</l><lb/> <l>So ſuch’ im lieben doch das kleinod wahrer ruh.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">An dieſelbe.<lb/> C. H.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">J</hi>M garten hat die erſte welt geliebt/</l><lb/> <l>Und jeden ſatz der wolluſt ausgeuͤbt;</l><lb/> <l>Weil wir nun hier in einem garten ſeyn/</l><lb/> <l>So raͤum’ auch du die bruſt dem lieben ein/</l><lb/> <l>Die liebe kocht in mir bereits das blut/</l><lb/> <l>Das wachsthum bringt/ und liebes-wunder thut.</l> </lg> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Salari</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [77/0079]
verliebte Gedichte.
Hier iſt’s Adouis grab! Die liebe haͤlts ſo wehrt/
Daß ſie darinnen ſelbſt in aſche ſich verkehrt.
Jſt gleich ihr licht hier todt/ lebt doch noch ihre glut/
Der weder ſo ein grab noch kalter ſtaub was thut.
Daß dies die wahrheit ſey/ ſo ruͤhrt den ſtein nur an/
Wie der auch ohne ſtahl doch feuer geben kan.
Clelie ſucht die Einſamkeit in einem
Garten.
C. H.
JM paradieſe war wol erſt die einſamkeit:
Allein jetzt wird man wol in ſolchen wolluſt-gruͤnden
Nicht mehr den auffenthalt der ſtillen ruhe finden/
Weil blume/ laub und gras von lauter liebe ſchreit/
Und gleichſam dieſe ruh durch ſolchen ruff entweiht.
Der thau/ der fruͤh ſich pflegt ums roſen-haupt zu winden/
Jſt nicht ein thau/ es ſind die naſſen liebes-ſuͤnden/
Die thraͤnen nenn’ ich ſo/ die dis vor liebe ſtreut;
Ja ſein geruch der iſt nur ſeiner ſeuffzer wind/
Durch deſſen ſprach’ es offt die gegen-liebe findt/
Ach blume! dieſes feld das rufft dir gleichſam zu/
Wilſtu der einſamkeit und ihrem ſtillen leben
Den garten deiner bruſt/ und dich der ruh ergeben/
So ſuch’ im lieben doch das kleinod wahrer ruh.
An dieſelbe.
C. H.
JM garten hat die erſte welt geliebt/
Und jeden ſatz der wolluſt ausgeuͤbt;
Weil wir nun hier in einem garten ſeyn/
So raͤum’ auch du die bruſt dem lieben ein/
Die liebe kocht in mir bereits das blut/
Das wachsthum bringt/ und liebes-wunder thut.
Salari
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |