Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Gedichte. Und wie der schwefel wird von feuer abgebrannt/So haben wir von euch auch allesamt das leben. Wir sind dem schatten gleich/ den ihr/ als leiber macht; Wie jener ohne den nicht ist/ noch kan entstehen/ So wird auch unser wohl von euch hervorgebracht/ Und muß/ so bald ihr wolt/ auch wieder untergehen. Jhr seyd ohn alle qvaal und lebt in steter ruh; Wir aber müssen offt mit tausend fällen streiten; Jhr schlüsset/ wann ihr wolt/ die müden augen zu/ Wir müssen auch bey nacht offt gehen/ fahren/ reiten: Und alles nur vor euch. Wir heissen zwar das haupt/ Doch nur wann ihr uns wolt mit federpüschen krönen; Jhr habet alle mahl uns längsten weggeraubt/ Damit ihr destomehr die männer könnet höhnen. Was fehlet euch denn wol/ seyd ihr noch nicht vergnügt? Du kanst/ mein engel/ ja den Göttern gleiche leben; Behalte deinen stand/ weil es der himmel fügt/ So kanstu deinen knecht auch in den himmel heben. Als er ihr eine gewisse Arie überschickte. C. G. B. HJer hastu schönstes kind das nechstbegehrte lied/ Du sprichst: es habe dir recht ungemein gefallen/ Weil es von thränen sagt/ von Qvaal/ und Wasser- gallen/ Und weil die traurigkeit aus allen sylben sieht; Ach schmertz! so liebstu das/ was mir die ruh entzieht/ So hörestu mit lust mein ungelück' erschallen/ Denn alles geht auff mich; ich bin es unter allen/ Vor dem Lisette mehr als basilisken flieht/ Und über dessen haubt viel ungewitter steigen; Es kan dir jedes wort/ als wie ein spiegel zeigen/ Wie E 5
verliebte Gedichte. Und wie der ſchwefel wird von feuer abgebrannt/So haben wir von euch auch alleſamt das leben. Wir ſind dem ſchatten gleich/ den ihr/ als leiber macht; Wie jener ohne den nicht iſt/ noch kan entſtehen/ So wird auch unſer wohl von euch hervorgebracht/ Und muß/ ſo bald ihr wolt/ auch wieder untergehen. Jhr ſeyd ohn alle qvaal und lebt in ſteter ruh; Wir aber muͤſſen offt mit tauſend faͤllen ſtreiten; Jhr ſchluͤſſet/ wann ihr wolt/ die muͤden augen zu/ Wir muͤſſen auch bey nacht offt gehen/ fahren/ reiten: Und alles nur vor euch. Wir heiſſen zwar das haupt/ Doch nur wann ihr uns wolt mit federpuͤſchen kroͤnen; Jhr habet alle mahl uns laͤngſten weggeraubt/ Damit ihr deſtomehr die maͤnner koͤnnet hoͤhnen. Was fehlet euch denn wol/ ſeyd ihr noch nicht vergnuͤgt? Du kanſt/ mein engel/ ja den Goͤttern gleiche leben; Behalte deinen ſtand/ weil es der himmel fuͤgt/ So kanſtu deinen knecht auch in den himmel heben. Als er ihr eine gewiſſe Arie uͤberſchickte. C. G. B. HJer haſtu ſchoͤnſtes kind das nechſtbegehrte lied/ Du ſprichſt: es habe dir recht ungemein gefallen/ Weil es von thraͤnen ſagt/ von Qvaal/ und Waſſer- gallen/ Und weil die traurigkeit aus allen ſylben ſieht; Ach ſchmertz! ſo liebſtu das/ was mir die ruh entzieht/ So hoͤreſtu mit luſt mein ungeluͤck’ erſchallen/ Denn alles geht auff mich; ich bin es unter allen/ Vor dem Liſette mehr als baſilisken flieht/ Und uͤber deſſen haubt viel ungewitter ſteigen; Es kan dir jedes wort/ als wie ein ſpiegel zeigen/ Wie E 5
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verliebte Gedichte.
Und wie der ſchwefel wird von feuer abgebrannt/
So haben wir von euch auch alleſamt das leben.
Wir ſind dem ſchatten gleich/ den ihr/ als leiber macht;
Wie jener ohne den nicht iſt/ noch kan entſtehen/
So wird auch unſer wohl von euch hervorgebracht/
Und muß/ ſo bald ihr wolt/ auch wieder untergehen.
Jhr ſeyd ohn alle qvaal und lebt in ſteter ruh;
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Wir muͤſſen auch bey nacht offt gehen/ fahren/ reiten:
Und alles nur vor euch. Wir heiſſen zwar das haupt/
Doch nur wann ihr uns wolt mit federpuͤſchen kroͤnen;
Jhr habet alle mahl uns laͤngſten weggeraubt/
Damit ihr deſtomehr die maͤnner koͤnnet hoͤhnen.
Was fehlet euch denn wol/ ſeyd ihr noch nicht vergnuͤgt?
Du kanſt/ mein engel/ ja den Goͤttern gleiche leben;
Behalte deinen ſtand/ weil es der himmel fuͤgt/
So kanſtu deinen knecht auch in den himmel heben.
Als er ihr eine gewiſſe Arie
uͤberſchickte.
C. G. B.
HJer haſtu ſchoͤnſtes kind das nechſtbegehrte lied/
Du ſprichſt: es habe dir recht ungemein gefallen/
Weil es von thraͤnen ſagt/ von Qvaal/ und Waſſer-
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Und weil die traurigkeit aus allen ſylben ſieht;
Ach ſchmertz! ſo liebſtu das/ was mir die ruh entzieht/
So hoͤreſtu mit luſt mein ungeluͤck’ erſchallen/
Denn alles geht auff mich; ich bin es unter allen/
Vor dem Liſette mehr als baſilisken flieht/
Und uͤber deſſen haubt viel ungewitter ſteigen;
Es kan dir jedes wort/ als wie ein ſpiegel zeigen/
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