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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte.
Kummer-Gedancken.
C. H.
1.
NUn gehn die sorgen an:
Nun hengt der himmel nicht mehr voller geigen:
Der jugend wollust-kahn
He[i]st mich aus land der kummer-insul steigen/
Wo tausend hütten stehn mit ach und weh bedeckt/
Wo jeder abend mich ins dornen-bette steckt.
2.
Mein geist entsetzet sich/
Jedweder blick allda ist dem gewissen
Ein scharffer schlangen-stich/
Durch weichen mir die seele will entfliessen;
Jtzt schmeck ich allererst was dies vor früchte trägt/
Wenn unsre jugend hat der wollust feld geägt.
3.
Mein sinn/ GOtt/ die natur/
Befehlen mir vor krancke heil zu finden:
Wo aber ist die Cur
Die meine seelen-risse soll verbinden?
Kein mittel schläget an/ die wunden sind zu groß/
Und das verderben wirfft schon über mich sein loß.
4.
Laß mich/ O einsamkeit!
Nun meine grufft in deinem schatten haben/
Wo ich das sünden-kleid
Der lasterhafften jugend kan vergraben:
Erkenntniß/ wahre reu/ verdruß und seelen-pein/
Die machen allbereit dazu den leichen-stein.
Register
Vermiſchte Gedichte.
Kummer-Gedancken.
C. H.
1.
NUn gehn die ſorgen an:
Nun hengt der himmel nicht mehr voller geigen:
Der jugend wolluſt-kahn
He[i]ſt mich aus land der kummer-inſul ſteigen/
Wo tauſend huͤtten ſtehn mit ach und weh bedeckt/
Wo jeder abend mich ins dornen-bette ſteckt.
2.
Mein geiſt entſetzet ſich/
Jedweder blick allda iſt dem gewiſſen
Ein ſcharffer ſchlangen-ſtich/
Durch weichen mir die ſeele will entflieſſen;
Jtzt ſchmeck ich allererſt was dies vor fruͤchte traͤgt/
Wenn unſre jugend hat der wolluſt feld geaͤgt.
3.
Mein ſinn/ GOtt/ die natur/
Befehlen mir vor krancke heil zu finden:
Wo aber iſt die Cur
Die meine ſeelen-riſſe ſoll verbinden?
Kein mittel ſchlaͤget an/ die wunden ſind zu groß/
Und das verderben wirfft ſchon uͤber mich ſein loß.
4.
Laß mich/ O einſamkeit!
Nun meine grufft in deinem ſchatten haben/
Wo ich das ſuͤnden-kleid
Der laſterhafften jugend kan vergraben:
Erkenntniß/ wahre reu/ verdruß und ſeelen-pein/
Die machen allbereit dazu den leichen-ſtein.
Regiſter
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[378/0380] Vermiſchte Gedichte. Kummer-Gedancken. C. H. 1. NUn gehn die ſorgen an: Nun hengt der himmel nicht mehr voller geigen: Der jugend wolluſt-kahn Heiſt mich aus land der kummer-inſul ſteigen/ Wo tauſend huͤtten ſtehn mit ach und weh bedeckt/ Wo jeder abend mich ins dornen-bette ſteckt. 2. Mein geiſt entſetzet ſich/ Jedweder blick allda iſt dem gewiſſen Ein ſcharffer ſchlangen-ſtich/ Durch weichen mir die ſeele will entflieſſen; Jtzt ſchmeck ich allererſt was dies vor fruͤchte traͤgt/ Wenn unſre jugend hat der wolluſt feld geaͤgt. 3. Mein ſinn/ GOtt/ die natur/ Befehlen mir vor krancke heil zu finden: Wo aber iſt die Cur Die meine ſeelen-riſſe ſoll verbinden? Kein mittel ſchlaͤget an/ die wunden ſind zu groß/ Und das verderben wirfft ſchon uͤber mich ſein loß. 4. Laß mich/ O einſamkeit! Nun meine grufft in deinem ſchatten haben/ Wo ich das ſuͤnden-kleid Der laſterhafften jugend kan vergraben: Erkenntniß/ wahre reu/ verdruß und ſeelen-pein/ Die machen allbereit dazu den leichen-ſtein. Regiſter

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/380>, abgerufen am 22.11.2024.