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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte
Die laster mag man ja mit dornen-spitzen stechen:
Der nimmt sich deren an/ wer sich darum will rächen.



Wem das Glücke wohl will/ der
führet die Braut
heim.
U. G. B.
ES kommet doch nur auff die meisten stimmen an/
Wenn einer über sich soll lassen judiciren:
Wer diese nur erhalten kan/
Der wird wol selten diß/ was er gesucht/ verlieren.
Daher es auch denn kommt/
Daß/ wenn der Pöfel in hochachtung nimmt/
Der muß gelehrt und klug und wolerfahren heissen/
Da doch verstand und witz bey ihm w[i]e schmincke gleis-
sen.
Verlieret einer dessen gunst/
So w[i]rd die gröste kunst für dunst
Und leeres schlacken-werck gehalten/
Da muß man/ wie er will/ mit sich denn lassen schal-
ten.
Wer sieht nun nicht? daß Recht der Macht muß wei-
chen/
Und auch ein mächtiger vor'm stärckern seegel streichen.
Drum soll mein leib-spruch seyn: O eitelkeit des lebens!
Wenn GOtt und glück nicht will/ ist alles gantz verge-
bens.
Kum-
A a 5

Vermiſchte Gedichte
Die laſter mag man ja mit dornen-ſpitzen ſtechen:
Der nimmt ſich deren an/ wer ſich darum will raͤchen.



Wem das Gluͤcke wohl will/ der
fuͤhret die Braut
heim.
U. G. B.
ES kommet doch nur auff die meiſten ſtimmen an/
Wenn einer uͤber ſich ſoll laſſen judiciren:
Wer dieſe nur erhalten kan/
Der wird wol ſelten diß/ was er geſucht/ verlieren.
Daher es auch denn kommt/
Daß/ wenn der Poͤfel in hochachtung nimmt/
Der muß gelehrt und klug und wolerfahren heiſſen/
Da doch verſtand und witz bey ihm w[i]e ſchmincke gleiſ-
ſen.
Verlieret einer deſſen gunſt/
So w[i]rd die groͤſte kunſt fuͤr dunſt
Und leeres ſchlacken-werck gehalten/
Da muß man/ wie er will/ mit ſich denn laſſen ſchal-
ten.
Wer ſieht nun nicht? daß Recht der Macht muß wei-
chen/
Und auch ein maͤchtiger vor’m ſtaͤrckern ſeegel ſtreichen.
Drum ſoll mein leib-ſpruch ſeyn: O eitelkeit des lebens!
Wenn GOtt und gluͤck nicht will/ iſt alles gantz verge-
bens.
Kum-
A a 5
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[377/0379] Vermiſchte Gedichte Die laſter mag man ja mit dornen-ſpitzen ſtechen: Der nimmt ſich deren an/ wer ſich darum will raͤchen. Wem das Gluͤcke wohl will/ der fuͤhret die Braut heim. U. G. B. ES kommet doch nur auff die meiſten ſtimmen an/ Wenn einer uͤber ſich ſoll laſſen judiciren: Wer dieſe nur erhalten kan/ Der wird wol ſelten diß/ was er geſucht/ verlieren. Daher es auch denn kommt/ Daß/ wenn der Poͤfel in hochachtung nimmt/ Der muß gelehrt und klug und wolerfahren heiſſen/ Da doch verſtand und witz bey ihm wie ſchmincke gleiſ- ſen. Verlieret einer deſſen gunſt/ So wird die groͤſte kunſt fuͤr dunſt Und leeres ſchlacken-werck gehalten/ Da muß man/ wie er will/ mit ſich denn laſſen ſchal- ten. Wer ſieht nun nicht? daß Recht der Macht muß wei- chen/ Und auch ein maͤchtiger vor’m ſtaͤrckern ſeegel ſtreichen. Drum ſoll mein leib-ſpruch ſeyn: O eitelkeit des lebens! Wenn GOtt und gluͤck nicht will/ iſt alles gantz verge- bens. Kum- A a 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/379>, abgerufen am 25.11.2024.