Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Vermischte Gedichte. Jhm ist mein freundlich thun mehr als zu viel bekand.Jch habe diesen fast auf meiner schooß getragen/ Wer weiß? ob du so viel an deinen schatz gewandt. Bellis. Was sagst du? hab' ich nicht das handwerck auch getrieben? Bulis. Ja freylich/ du verstehst die künste ziemlich wohl. Du weist schon/ wie man sich in Complimenten üben/ Und wie sich beym Galan ein mädgen stellen soll. Bellis. Hat meine höffligkeit Leander nicht genossen? Bulis. Das ist gewiß von dir im Sommer-hauß geschehn/ Als du die lampe ihm auff seinen Rock gegossen. Bellis. Jch habe dieses nur ein eintzigs mahl versehn/ Er hat den fehler auch nicht übel auffgenommen/ Zumahlen weil ich ihn von neuen kleiden ließ. Dein freyer hat von dir nicht halb so viel bekommen/ Da er dich doch mit fleiß im tantzen unterwieß. Bulis. Jch ließ ihm ja davor die alten hosen flicken/ Da gab ich auff einmahl mehr als zwey groschen aus. Bellis. Du geitz-hals/ läst du doch nicht einen dreyer blicken. Bulis. Was? gestern gab ich ihm auch einen nelcken-straus Bellis. Jn wahrheit dieses sind vortreffliche geschencke/ Dadurch ein treues hertz sich zuerkennen giebt. Alleine weist du nicht noch andre liebes-rencke/ Was wunder/ daß er sich an Flavien verliebt. Bulis. Doch lasse nur einmahl die stichel-wörter fahren. Bellis. Es fällt mir ohnedem itzt etwas anders ein! Denn A a 3
Vermiſchte Gedichte. Jhm iſt mein freundlich thun mehr als zu viel bekand.Jch habe dieſen faſt auf meiner ſchooß getragen/ Wer weiß? ob du ſo viel an deinen ſchatz gewandt. Bellis. Was ſagſt du? hab’ ich nicht das handwerck auch getrieben? Bulis. Ja freylich/ du verſtehſt die kuͤnſte ziemlich wohl. Du weiſt ſchon/ wie man ſich in Complimenten uͤben/ Und wie ſich beym Galan ein maͤdgen ſtellen ſoll. Bellis. Hat meine hoͤffligkeit Leander nicht genoſſen? Bulis. Das iſt gewiß von dir im Sommer-hauß geſchehn/ Als du die lampe ihm auff ſeinen Rock gegoſſen. Bellis. Jch habe dieſes nur ein eintzigs mahl verſehn/ Er hat den fehler auch nicht uͤbel auffgenommen/ Zumahlen weil ich ihn von neuen kleiden ließ. Dein freyer hat von dir nicht halb ſo viel bekommen/ Da er dich doch mit fleiß im tantzen unterwieß. Bulis. Jch ließ ihm ja davor die alten hoſen flicken/ Da gab ich auff einmahl mehr als zwey groſchen aus. Bellis. Du geitz-hals/ laͤſt du doch nicht einen dreyer blicken. Bulis. Was? geſtern gab ich ihm auch einen nelcken-ſtraus Bellis. Jn wahrheit dieſes ſind vortreffliche geſchencke/ Dadurch ein treues hertz ſich zuerkennen giebt. Alleine weiſt du nicht noch andre liebes-rencke/ Was wunder/ daß er ſich an Flavien verliebt. Bulis. Doch laſſe nur einmahl die ſtichel-woͤrter fahren. Bellis. Es faͤllt mir ohnedem itzt etwas anders ein! Denn A a 3
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Vermiſchte Gedichte.
Jhm iſt mein freundlich thun mehr als zu viel bekand.
Jch habe dieſen faſt auf meiner ſchooß getragen/
Wer weiß? ob du ſo viel an deinen ſchatz gewandt.
Bellis.
Was ſagſt du? hab’ ich nicht das handwerck auch getrieben?
Bulis.
Ja freylich/ du verſtehſt die kuͤnſte ziemlich wohl.
Du weiſt ſchon/ wie man ſich in Complimenten uͤben/
Und wie ſich beym Galan ein maͤdgen ſtellen ſoll.
Bellis.
Hat meine hoͤffligkeit Leander nicht genoſſen?
Bulis.
Das iſt gewiß von dir im Sommer-hauß geſchehn/
Als du die lampe ihm auff ſeinen Rock gegoſſen.
Bellis.
Jch habe dieſes nur ein eintzigs mahl verſehn/
Er hat den fehler auch nicht uͤbel auffgenommen/
Zumahlen weil ich ihn von neuen kleiden ließ.
Dein freyer hat von dir nicht halb ſo viel bekommen/
Da er dich doch mit fleiß im tantzen unterwieß.
Bulis.
Jch ließ ihm ja davor die alten hoſen flicken/
Da gab ich auff einmahl mehr als zwey groſchen aus.
Bellis.
Du geitz-hals/ laͤſt du doch nicht einen dreyer blicken.
Bulis.
Was? geſtern gab ich ihm auch einen nelcken-ſtraus
Bellis.
Jn wahrheit dieſes ſind vortreffliche geſchencke/
Dadurch ein treues hertz ſich zuerkennen giebt.
Alleine weiſt du nicht noch andre liebes-rencke/
Was wunder/ daß er ſich an Flavien verliebt.
Bulis.
Doch laſſe nur einmahl die ſtichel-woͤrter fahren.
Bellis.
Es faͤllt mir ohnedem itzt etwas anders ein!
Denn
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/375>, abgerufen am 16.02.2025. |