Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.
Dennoch in meiner brust sich in vergnügung weiden/
Weil deiner mädgen augen-lust
So offt erfreuet meine brust.

2.
Das fenster ist beglückt/
Daraus ich öffters mich an deiner zier ergötzet/
Weil's auch der himmel itzt so schickt/
Daß dis durch einen sprung mich in die freyheit setzet:
Jch glaube: jener augenschein
Muß schuld an diesem glücke seyn.
3.
Und du verlangte nacht!
Jn welcher man wird schaun mein bette ledig stehen/
Sey auf gespenster doch bedacht/
Zu schrecken diefe schaar die irgends nach will gehen/
Verhindre deren pferde-fuß/
Daß er zurücke fahren muß.
4.
Jhr wächter! trinckt einmahl
Auf meine freyheit loß/ doch last das fluchen bleiben:
Tragt nun ins zeughaus euren stahl/
Nur last zuvor den rost von selben runter reiben/
Weil euch itzund die faule zeit
Darzu verschafft gelegenheit.
5.
Jhr schönen! seyd geneigt/
Und lehnt mir euren strahl zu diesem dunckeln reisen/
Wünscht: daß mein fuß dahin bald steigt/
Wo sich das hertze kan mit süsser freyheit speisen/
Wünscht glücke/ weil itzund mein fuß
Hinaus zum fenster springen muß.
Ge-
A a 2

Vermiſchte Gedichte.
Dennoch in meiner bruſt ſich in vergnuͤgung weiden/
Weil deiner maͤdgen augen-luſt
So offt erfreuet meine bruſt.

2.
Das fenſter iſt begluͤckt/
Daraus ich oͤffters mich an deiner zier ergoͤtzet/
Weil’s auch der himmel itzt ſo ſchickt/
Daß dis durch einen ſprung mich in die freyheit ſetzet:
Jch glaube: jener augenſchein
Muß ſchuld an dieſem gluͤcke ſeyn.
3.
Und du verlangte nacht!
Jn welcher man wird ſchaun mein bette ledig ſtehen/
Sey auf geſpenſter doch bedacht/
Zu ſchrecken diefe ſchaar die irgends nach will gehen/
Verhindre deren pferde-fuß/
Daß er zuruͤcke fahren muß.
4.
Jhr waͤchter! trinckt einmahl
Auf meine freyheit loß/ doch laſt das fluchen bleiben:
Tragt nun ins zeughaus euren ſtahl/
Nur laſt zuvor den roſt von ſelben runter reiben/
Weil euch itzund die faule zeit
Darzu verſchafft gelegenheit.
5.
Jhr ſchoͤnen! ſeyd geneigt/
Und lehnt mir euren ſtrahl zu dieſem dunckeln reiſen/
Wuͤnſcht: daß mein fuß dahin bald ſteigt/
Wo ſich das hertze kan mit ſuͤſſer freyheit ſpeiſen/
Wuͤnſcht gluͤcke/ weil itzund mein fuß
Hinaus zum fenſter ſpringen muß.
Ge-
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0373" n="371"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Dennoch in meiner bru&#x017F;t &#x017F;ich in vergnu&#x0364;gung weiden/</l><lb/>
            <l>Weil deiner ma&#x0364;dgen augen-lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>So offt erfreuet meine bru&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#b">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Das fen&#x017F;ter i&#x017F;t beglu&#x0364;ckt/</l><lb/>
            <l>Daraus ich o&#x0364;ffters mich an deiner zier ergo&#x0364;tzet/</l><lb/>
            <l>Weil&#x2019;s auch der himmel itzt &#x017F;o &#x017F;chickt/</l><lb/>
            <l>Daß dis durch einen &#x017F;prung mich in die freyheit &#x017F;etzet:</l><lb/>
            <l>Jch glaube: jener augen&#x017F;chein</l><lb/>
            <l>Muß &#x017F;chuld an die&#x017F;em glu&#x0364;cke &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#b">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Und du verlangte nacht!</l><lb/>
            <l>Jn welcher man wird &#x017F;chaun mein bette ledig &#x017F;tehen/</l><lb/>
            <l>Sey auf ge&#x017F;pen&#x017F;ter doch bedacht/</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;chrecken diefe &#x017F;chaar die irgends nach will gehen/</l><lb/>
            <l>Verhindre deren pferde-fuß/</l><lb/>
            <l>Daß er zuru&#x0364;cke fahren muß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#b">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Jhr wa&#x0364;chter! trinckt einmahl</l><lb/>
            <l>Auf meine freyheit loß/ doch la&#x017F;t das fluchen bleiben:</l><lb/>
            <l>Tragt nun ins zeughaus euren &#x017F;tahl/</l><lb/>
            <l>Nur la&#x017F;t zuvor den ro&#x017F;t von &#x017F;elben runter reiben/</l><lb/>
            <l>Weil euch itzund die faule zeit</l><lb/>
            <l>Darzu ver&#x017F;chafft gelegenheit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#b">5.</hi> </head><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;cho&#x0364;nen! &#x017F;eyd geneigt/</l><lb/>
            <l>Und lehnt mir euren &#x017F;trahl zu die&#x017F;em dunckeln rei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;n&#x017F;cht: daß mein fuß dahin bald &#x017F;teigt/</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ich das hertze kan mit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er freyheit &#x017F;pei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;n&#x017F;cht glu&#x0364;cke/ weil itzund mein fuß</l><lb/>
            <l>Hinaus zum fen&#x017F;ter &#x017F;pringen muß.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">A a 2</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ge-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0373] Vermiſchte Gedichte. Dennoch in meiner bruſt ſich in vergnuͤgung weiden/ Weil deiner maͤdgen augen-luſt So offt erfreuet meine bruſt. 2. Das fenſter iſt begluͤckt/ Daraus ich oͤffters mich an deiner zier ergoͤtzet/ Weil’s auch der himmel itzt ſo ſchickt/ Daß dis durch einen ſprung mich in die freyheit ſetzet: Jch glaube: jener augenſchein Muß ſchuld an dieſem gluͤcke ſeyn. 3. Und du verlangte nacht! Jn welcher man wird ſchaun mein bette ledig ſtehen/ Sey auf geſpenſter doch bedacht/ Zu ſchrecken diefe ſchaar die irgends nach will gehen/ Verhindre deren pferde-fuß/ Daß er zuruͤcke fahren muß. 4. Jhr waͤchter! trinckt einmahl Auf meine freyheit loß/ doch laſt das fluchen bleiben: Tragt nun ins zeughaus euren ſtahl/ Nur laſt zuvor den roſt von ſelben runter reiben/ Weil euch itzund die faule zeit Darzu verſchafft gelegenheit. 5. Jhr ſchoͤnen! ſeyd geneigt/ Und lehnt mir euren ſtrahl zu dieſem dunckeln reiſen/ Wuͤnſcht: daß mein fuß dahin bald ſteigt/ Wo ſich das hertze kan mit ſuͤſſer freyheit ſpeiſen/ Wuͤnſcht gluͤcke/ weil itzund mein fuß Hinaus zum fenſter ſpringen muß. Ge- A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/373
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/373>, abgerufen am 22.11.2024.