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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte-Gedichte.
Jhr schwestern aber sagt: was hilfft uns das gebethe/
Womit der mann-patron Andreas wird beschwehrt/
Jch glaub er äfft uns nur/ da mancher albern käthe
Er gleich zu willen ist und einen Hanß beschert.
Möcht uns das hertze nicht dabey in stücken brechen?
Da geht der kummer ja gantz wie von neuem an/
Da w[i]ssen wir nicht gnug den jammer auszusprechen/
Kein mensch ist's als ein mann der uns da helffen kan.
Jst eine hochzeit wo/ so möchten wir verschmachten/
Jedweder bräut'gam giebt uns einen hertzens-stoß/
Wir können keine braut nicht einen blick betrachten/
So reisset die gedult in unserm hertzen loß.
Dann dencken wir recht nach: was nutzet die schabracke?
Was nutzet dieses pferd das keiner nicht besteigt?
Ein bette träget nichts/ wenn nicht die rode-hacke
Sein festes land durchwühlt/ und neue pflantzen zeugt;
Die häuser stehn ja da/ daß man sie soll beziehen;
Die blumen wachsen auff/ damit der menschen hand
Sie abzubrechen sich soll ohne furcht bemühen;
Die gärte sind darum/ daß man die angst verbannt.
Sind wir denn nur zu nichts auff diese welt gekommen!
Soll nur die einsamkeit von uns seyn angebaut?
Weswegen haben wir das fleisch an uns genommen?
Wenn sich kein ander fleisch mit uns zu paaren traut.
Sind wir der welt zu alt/ so muß sie wol nicht wissen/
Daß altes holtz zum baun und brennen eh sich schickt/
Als das vor kurtzer zeit gefällt hat werden müssen;
Und daß ein alter wein den jungen unterdrückt.
Ach hätt' uns das jemand bey zeiten prophezeyet!
Was gilts? wir wolten längst zu müttern worden seyn/
So würden wir itzt ja durch unser fleisch erfreuet/
Weil uns mit seinem will kein manns-volck nicht erfreun/
Was sollen wir nun thun? die hochzeit-hembde nehen?
Die stiche kommen uns hier zu bedencklich für;
Wie oder wollen wir gezwirnte schnüre drehen?
Mich deucht dies schickt sich nur vor ein verarmtes thier.

Viel

Vermiſchte-Gedichte.
Jhr ſchweſtern aber ſagt: was hilfft uns das gebethe/
Womit der mann-patron Andreas wird beſchwehrt/
Jch glaub er aͤfft uns nur/ da mancher albern kaͤthe
Er gleich zu willen iſt und einen Hanß beſchert.
Moͤcht uns das hertze nicht dabey in ſtuͤcken brechen?
Da geht der kummer ja gantz wie von neuem an/
Da w[i]ſſen wir nicht gnug den jammer auszuſprechen/
Kein menſch iſt’s als ein mann der uns da helffen kan.
Jſt eine hochzeit wo/ ſo moͤchten wir verſchmachten/
Jedweder braͤut’gam giebt uns einen hertzens-ſtoß/
Wir koͤnnen keine braut nicht einen blick betrachten/
So reiſſet die gedult in unſerm hertzen loß.
Dann dencken wir recht nach: was nutzet die ſchabracke?
Was nutzet dieſes pferd das keiner nicht beſteigt?
Ein bette traͤget nichts/ wenn nicht die rode-hacke
Sein feſtes land durchwuͤhlt/ und neue pflantzen zeugt;
Die haͤuſer ſtehn ja da/ daß man ſie ſoll beziehen;
Die blumen wachſen auff/ damit der menſchen hand
Sie abzubrechen ſich ſoll ohne furcht bemuͤhen;
Die gaͤrte ſind darum/ daß man die angſt verbannt.
Sind wir denn nur zu nichts auff dieſe welt gekommen!
Soll nur die einſamkeit von uns ſeyn angebaut?
Weswegen haben wir das fleiſch an uns genommen?
Wenn ſich kein ander fleiſch mit uns zu paaren traut.
Sind wir der welt zu alt/ ſo muß ſie wol nicht wiſſen/
Daß altes holtz zum baun und brennen eh ſich ſchickt/
Als das vor kurtzer zeit gefaͤllt hat werden muͤſſen;
Und daß ein alter wein den jungen unterdruͤckt.
Ach haͤtt’ uns das jemand bey zeiten prophezeyet!
Was gilts? wir wolten laͤngſt zu muͤttern worden ſeyn/
So wuͤrden wir itzt ja durch unſer fleiſch erfreuet/
Weil uns mit ſeinem will kein manns-volck nicht erfreun/
Was ſollen wir nun thun? die hochzeit-hembde nehen?
Die ſtiche kommen uns hier zu bedencklich fuͤr;
Wie oder wollen wir gezwirnte ſchnuͤre drehen?
Mich deucht dies ſchickt ſich nur vor ein verarmtes thier.

Viel
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[315/0317] Vermiſchte-Gedichte. Jhr ſchweſtern aber ſagt: was hilfft uns das gebethe/ Womit der mann-patron Andreas wird beſchwehrt/ Jch glaub er aͤfft uns nur/ da mancher albern kaͤthe Er gleich zu willen iſt und einen Hanß beſchert. Moͤcht uns das hertze nicht dabey in ſtuͤcken brechen? Da geht der kummer ja gantz wie von neuem an/ Da wiſſen wir nicht gnug den jammer auszuſprechen/ Kein menſch iſt’s als ein mann der uns da helffen kan. Jſt eine hochzeit wo/ ſo moͤchten wir verſchmachten/ Jedweder braͤut’gam giebt uns einen hertzens-ſtoß/ Wir koͤnnen keine braut nicht einen blick betrachten/ So reiſſet die gedult in unſerm hertzen loß. Dann dencken wir recht nach: was nutzet die ſchabracke? Was nutzet dieſes pferd das keiner nicht beſteigt? Ein bette traͤget nichts/ wenn nicht die rode-hacke Sein feſtes land durchwuͤhlt/ und neue pflantzen zeugt; Die haͤuſer ſtehn ja da/ daß man ſie ſoll beziehen; Die blumen wachſen auff/ damit der menſchen hand Sie abzubrechen ſich ſoll ohne furcht bemuͤhen; Die gaͤrte ſind darum/ daß man die angſt verbannt. Sind wir denn nur zu nichts auff dieſe welt gekommen! Soll nur die einſamkeit von uns ſeyn angebaut? Weswegen haben wir das fleiſch an uns genommen? Wenn ſich kein ander fleiſch mit uns zu paaren traut. Sind wir der welt zu alt/ ſo muß ſie wol nicht wiſſen/ Daß altes holtz zum baun und brennen eh ſich ſchickt/ Als das vor kurtzer zeit gefaͤllt hat werden muͤſſen; Und daß ein alter wein den jungen unterdruͤckt. Ach haͤtt’ uns das jemand bey zeiten prophezeyet! Was gilts? wir wolten laͤngſt zu muͤttern worden ſeyn/ So wuͤrden wir itzt ja durch unſer fleiſch erfreuet/ Weil uns mit ſeinem will kein manns-volck nicht erfreun/ Was ſollen wir nun thun? die hochzeit-hembde nehen? Die ſtiche kommen uns hier zu bedencklich fuͤr; Wie oder wollen wir gezwirnte ſchnuͤre drehen? Mich deucht dies ſchickt ſich nur vor ein verarmtes thier. Viel

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/317>, abgerufen am 22.11.2024.