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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte-Gedichte.
Man faste diesen ruhm in wohlgesetzte lieder/
(Mit diesen bunden uns meist die studenten an)
Da hieß man unser haar die gold-gemengten faden;
Von Marmel muste da das brust-gebürge seyn;
Der stirne weisses feld mit woll' und schnee beladen;
Sie tauchten unsern mund in blut und scharlach ein.
Die augen waren da bald sterne/ bald auch sonnen;
Und unsre rede roch nach balsam und zibeth;
Die blicke/ die wie feur aus unsern augen ronnen/
Die hiessen dazumahl der hertzen zug-magnet.
Wenn wir des morgens früh noch warm vom bette
waren/
So ward von buhlern schon ein frühstück eingeschickt/
Man bath dabey uns auch spatzieren mit zu fahren/
Da wurden wir durch sie/ und sie durch uns erqvickt.
Doch alles muste da nach unserm kopfe gehen:
Fiel uns ein Appetit zu lecker-bißgen ein/
So gaben wir es nur den freyern zu verstehen/
Da wolt' ein jeder fast der erst' im kauffen seyn/
Um vor den andern sich verbindlich uns zu machen/
Offt kam die eyfersucht dadurch auch mit in's spiel/
Da musten wir wohl recht der lieben kinder lachen/
Wenn ihrer freundschafft bau so leichtlich denn zerfiel.
Dies war/ wir stehn es zu/ vor uns ein rechtes fressen.
Da fischten wir alsdann im trüben ziemlich rum/
Und konten da was rechts aus unsern freyern pressen/
Denn damals wurden sie denn recht vor liebe thumm.
Da wurden denn bey uns die küsse ziemlich theuer/
Ach Schwestern! ach was galt doch da ein liebes-griff?
Doch achteten es nicht die raisonablen freyer/
Wenn das begehrte gleich sich etwas hoch belieff.
Wir hatten meistentheils kauff-diener zu galanen/
Da muste denn die Caß' und auch der laden dran/
Daß sie zu uns den weg fein gleiche konten bahnen/
Dort mausten sie es weg/ uns bunden sie mit an.
Wie manche dresse kam in unsre hand geflogen/
Wie manches stücke band/ wie manches restgen zeug/

Kam
U 4

Vermiſchte-Gedichte.
Man faſte dieſen ruhm in wohlgeſetzte lieder/
(Mit dieſen bunden uns meiſt die ſtudenten an)
Da hieß man unſer haar die gold-gemengten faden;
Von Marmel muſte da das bruſt-gebuͤrge ſeyn;
Der ſtirne weiſſes feld mit woll’ und ſchnee beladen;
Sie tauchten unſern mund in blut und ſcharlach ein.
Die augen waren da bald ſterne/ bald auch ſonnen;
Und unſre rede roch nach balſam und zibeth;
Die blicke/ die wie feur aus unſern augen ronnen/
Die hieſſen dazumahl der hertzen zug-magnet.
Wenn wir des morgens fruͤh noch warm vom bette
waren/
So ward von buhlern ſchon ein fruͤhſtuͤck eingeſchickt/
Man bath dabey uns auch ſpatzieren mit zu fahren/
Da wurden wir durch ſie/ und ſie durch uns erqvickt.
Doch alles muſte da nach unſerm kopfe gehen:
Fiel uns ein Appetit zu lecker-bißgen ein/
So gaben wir es nur den freyern zu verſtehen/
Da wolt’ ein jeder faſt der erſt’ im kauffen ſeyn/
Um vor den andern ſich verbindlich uns zu machen/
Offt kam die eyferſucht dadurch auch mit in’s ſpiel/
Da muſten wir wohl recht der lieben kinder lachen/
Wenn ihrer freundſchafft bau ſo leichtlich denn zerfiel.
Dies war/ wir ſtehn es zu/ vor uns ein rechtes freſſen.
Da fiſchten wir alsdann im truͤben ziemlich rum/
Und konten da was rechts aus unſern freyern preſſen/
Denn damals wurden ſie denn recht vor liebe thumm.
Da wurden denn bey uns die kuͤſſe ziemlich theuer/
Ach Schweſtern! ach was galt doch da ein liebes-griff?
Doch achteten es nicht die raiſonablen freyer/
Wenn das begehrte gleich ſich etwas hoch belieff.
Wir hatten meiſtentheils kauff-diener zu galanen/
Da muſte denn die Caß’ und auch der laden dran/
Daß ſie zu uns den weg fein gleiche konten bahnen/
Dort mauſten ſie es weg/ uns bunden ſie mit an.
Wie manche dreſſe kam in unſre hand geflogen/
Wie manches ſtuͤcke band/ wie manches reſtgen zeug/

Kam
U 4
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[311/0313] Vermiſchte-Gedichte. Man faſte dieſen ruhm in wohlgeſetzte lieder/ (Mit dieſen bunden uns meiſt die ſtudenten an) Da hieß man unſer haar die gold-gemengten faden; Von Marmel muſte da das bruſt-gebuͤrge ſeyn; Der ſtirne weiſſes feld mit woll’ und ſchnee beladen; Sie tauchten unſern mund in blut und ſcharlach ein. Die augen waren da bald ſterne/ bald auch ſonnen; Und unſre rede roch nach balſam und zibeth; Die blicke/ die wie feur aus unſern augen ronnen/ Die hieſſen dazumahl der hertzen zug-magnet. Wenn wir des morgens fruͤh noch warm vom bette waren/ So ward von buhlern ſchon ein fruͤhſtuͤck eingeſchickt/ Man bath dabey uns auch ſpatzieren mit zu fahren/ Da wurden wir durch ſie/ und ſie durch uns erqvickt. Doch alles muſte da nach unſerm kopfe gehen: Fiel uns ein Appetit zu lecker-bißgen ein/ So gaben wir es nur den freyern zu verſtehen/ Da wolt’ ein jeder faſt der erſt’ im kauffen ſeyn/ Um vor den andern ſich verbindlich uns zu machen/ Offt kam die eyferſucht dadurch auch mit in’s ſpiel/ Da muſten wir wohl recht der lieben kinder lachen/ Wenn ihrer freundſchafft bau ſo leichtlich denn zerfiel. Dies war/ wir ſtehn es zu/ vor uns ein rechtes freſſen. Da fiſchten wir alsdann im truͤben ziemlich rum/ Und konten da was rechts aus unſern freyern preſſen/ Denn damals wurden ſie denn recht vor liebe thumm. Da wurden denn bey uns die kuͤſſe ziemlich theuer/ Ach Schweſtern! ach was galt doch da ein liebes-griff? Doch achteten es nicht die raiſonablen freyer/ Wenn das begehrte gleich ſich etwas hoch belieff. Wir hatten meiſtentheils kauff-diener zu galanen/ Da muſte denn die Caß’ und auch der laden dran/ Daß ſie zu uns den weg fein gleiche konten bahnen/ Dort mauſten ſie es weg/ uns bunden ſie mit an. Wie manche dreſſe kam in unſre hand geflogen/ Wie manches ſtuͤcke band/ wie manches reſtgen zeug/ Kam U 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/313>, abgerufen am 22.11.2024.