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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte.
So folgte manches weib dem manne bis ins zelt/
Und halff ihm seinen zeug nebst ihrem eignen tragen.
Ja wenns zum treffen kam/ und offt ein römisch schwerdt
Jhm unversehens schien gewiß den rest zu geben/
So wurd' es durch ihr schild sehr hurtig abgewehrt/
Sie ließ darüber offt aus lieb ihr eigen leben.
Traff ihn des feindes staal/ band sie die wunden zu:
Könnt' er vor mattigkeit nicht länger fechtend stehen/
Trug sie die süsse last ins lager zu der ruh/
Durchsuchte seinen leib vom haupte bis zun zehen/
Ob sonst noch was verwund. Drauf war ein liebes-kuß
Die allerbeste cur. Da schmeckte noch das küssen
Weit süsser als wie itzt die lipp' erfahren muß/
Da treu und falschheit offt aus einem munde fliessen.
Bestritte nun Armin des Adlers starcke macht/
Und krönte Deutschlands haupt mit frischen palmen-ästen/
So ward die tapfferkeit des weibes auch bedacht/
Und überkam ein theil von dem gewinn zum besten.
Die aber mehr den wald/ als ein gezelt/ geschätzt/
Und zu der hütten schutz daheime waren blieben/
Die hatten jagende dem wilde nachgesetzt/
Auch/ wie der mann den feind/ viel dessen aufgerieben.
Theils bauten durchs gebeht' an ihrer männer heil/
Theils sonnen arten aus sie völlig zu vergnügen/
Theils übten sich/ wie doch ein abgeschoßner pfeil/
Aufs eheste dem feind' ins hertze möchte fliegen:
Theils mütter flösten zucht den jungen töchtern ein:
Theils lehrten selbige die helden-lieder singen/
Die andern/ wie ein mann bedienet müste seyn/
Wie er/ als sieger/ doch durch keuschheit zu bezwingen/
Die unterweisung war bey ihnen mancherley/
Von liebe wusten auch viel töchter zu erzählen/
Doch ward die jungferschafft dadurch nicht vogelfrey/
Sie blieb gantz unverletzt und rein bis zum vermählen.
Erschallte durch den wald: die Römer sind besiegt:
So hing im augenblick der himmel voller geigen/
Die götter wurden bald durch opfer-vieh vergnügt/

Man
U 2

Vermiſchte Gedichte.
So folgte manches weib dem manne bis ins zelt/
Und halff ihm ſeinen zeug nebſt ihrem eignen tragen.
Ja wenns zum treffen kam/ und offt ein roͤmiſch ſchwerdt
Jhm unverſehens ſchien gewiß den reſt zu geben/
So wurd’ es durch ihr ſchild ſehr hurtig abgewehrt/
Sie ließ daruͤber offt aus lieb ihr eigen leben.
Traff ihn des feindes ſtaal/ band ſie die wunden zu:
Koͤnnt’ er vor mattigkeit nicht laͤnger fechtend ſtehen/
Trug ſie die ſuͤſſe laſt ins lager zu der ruh/
Durchſuchte ſeinen leib vom haupte bis zun zehen/
Ob ſonſt noch was verwund. Drauf war ein liebes-kuß
Die allerbeſte cur. Da ſchmeckte noch das kuͤſſen
Weit ſuͤſſer als wie itzt die lipp’ erfahren muß/
Da treu und falſchheit offt aus einem munde flieſſen.
Beſtritte nun Armin des Adlers ſtarcke macht/
Und kroͤnte Deutſchlands haupt mit friſchen palmen-aͤſten/
So ward die tapfferkeit des weibes auch bedacht/
Und uͤberkam ein theil von dem gewinn zum beſten.
Die aber mehr den wald/ als ein gezelt/ geſchaͤtzt/
Und zu der huͤtten ſchutz daheime waren blieben/
Die hatten jagende dem wilde nachgeſetzt/
Auch/ wie der mann den feind/ viel deſſen aufgerieben.
Theils bauten durchs gebeht’ an ihrer maͤnner heil/
Theils ſonnen arten aus ſie voͤllig zu vergnuͤgen/
Theils uͤbten ſich/ wie doch ein abgeſchoßner pfeil/
Aufs eheſte dem feind’ ins hertze moͤchte fliegen:
Theils muͤtter floͤſten zucht den jungen toͤchtern ein:
Theils lehrten ſelbige die helden-lieder ſingen/
Die andern/ wie ein mann bedienet muͤſte ſeyn/
Wie er/ als ſieger/ doch durch keuſchheit zu bezwingen/
Die unterweiſung war bey ihnen mancherley/
Von liebe wuſten auch viel toͤchter zu erzaͤhlen/
Doch ward die jungferſchafft dadurch nicht vogelfrey/
Sie blieb gantz unverletzt und rein bis zum vermaͤhlen.
Erſchallte durch den wald: die Roͤmer ſind beſiegt:
So hing im augenblick der himmel voller geigen/
Die goͤtter wurden bald durch opfer-vieh vergnuͤgt/

Man
U 2
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[307/0309] Vermiſchte Gedichte. So folgte manches weib dem manne bis ins zelt/ Und halff ihm ſeinen zeug nebſt ihrem eignen tragen. Ja wenns zum treffen kam/ und offt ein roͤmiſch ſchwerdt Jhm unverſehens ſchien gewiß den reſt zu geben/ So wurd’ es durch ihr ſchild ſehr hurtig abgewehrt/ Sie ließ daruͤber offt aus lieb ihr eigen leben. Traff ihn des feindes ſtaal/ band ſie die wunden zu: Koͤnnt’ er vor mattigkeit nicht laͤnger fechtend ſtehen/ Trug ſie die ſuͤſſe laſt ins lager zu der ruh/ Durchſuchte ſeinen leib vom haupte bis zun zehen/ Ob ſonſt noch was verwund. Drauf war ein liebes-kuß Die allerbeſte cur. Da ſchmeckte noch das kuͤſſen Weit ſuͤſſer als wie itzt die lipp’ erfahren muß/ Da treu und falſchheit offt aus einem munde flieſſen. Beſtritte nun Armin des Adlers ſtarcke macht/ Und kroͤnte Deutſchlands haupt mit friſchen palmen-aͤſten/ So ward die tapfferkeit des weibes auch bedacht/ Und uͤberkam ein theil von dem gewinn zum beſten. Die aber mehr den wald/ als ein gezelt/ geſchaͤtzt/ Und zu der huͤtten ſchutz daheime waren blieben/ Die hatten jagende dem wilde nachgeſetzt/ Auch/ wie der mann den feind/ viel deſſen aufgerieben. Theils bauten durchs gebeht’ an ihrer maͤnner heil/ Theils ſonnen arten aus ſie voͤllig zu vergnuͤgen/ Theils uͤbten ſich/ wie doch ein abgeſchoßner pfeil/ Aufs eheſte dem feind’ ins hertze moͤchte fliegen: Theils muͤtter floͤſten zucht den jungen toͤchtern ein: Theils lehrten ſelbige die helden-lieder ſingen/ Die andern/ wie ein mann bedienet muͤſte ſeyn/ Wie er/ als ſieger/ doch durch keuſchheit zu bezwingen/ Die unterweiſung war bey ihnen mancherley/ Von liebe wuſten auch viel toͤchter zu erzaͤhlen/ Doch ward die jungferſchafft dadurch nicht vogelfrey/ Sie blieb gantz unverletzt und rein bis zum vermaͤhlen. Erſchallte durch den wald: die Roͤmer ſind beſiegt: So hing im augenblick der himmel voller geigen/ Die goͤtter wurden bald durch opfer-vieh vergnuͤgt/ Man U 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/309>, abgerufen am 22.11.2024.