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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Hochzeit-Gedichte.
22.
Qvirina dörffte wohl ein fetter bissen seyn/
Wenn sie der adel-stand nicht in gedancken plagte/
Und alles bürger-blut aus ihrem hertzen jagte/
Weil Rosimenen es so gut getroffen ein.
Die künfftig wohl bey nah sich selbst nicht möchte ken-
nen/
Wenn ihr gesinde sie gestrenge frau wird nennen.
23.
Selinden fehlet nichts an klugheit und verstand/
Und weiß bey Compagnie sich artig auffzuführen/
Jedennoch dürffte sie wohl den ästim verliehren/
Dieweil sie/ wie mich dünckt/ sich macht zusehr bekand/
Und unsre Thlaspia ist allzufrey im schertzen/
Läst sich auch öffentlich in allen gärten hertzen/
24.
Wenn gleich Valeria auff hohe sachen zielt
Und die beredsamkeit erlernet aus Romainen/
So weiß sie doch das maul im reden krum zu dehnen/
Daß keine liebligkeit aus ihren worten spielt:
Hingegen will allein der liebsten Wilhelminen
Zu einem zeitvertreib die kart' und bretspiel dienen.
25.
Was an Xantippen ist/ das weiß ein jeder fast/
Wie sie in ihrem thun scheint allzu böser haare/
Und Ursis ist bereits gar zu verlegne wahre/
Drum mag sie keiner nicht zu seiner überlast.
Was Zoröane wird durch ihr fontangen stecken
Erwerben mit der zeit/ das mag ich nicht entdecken.
26.
Und hiermit hört er auff/ und lachte selbst bey sich/
Daß bey dergleichen thun er sich so sehr vergangen/
Und mit der jungfrauschafft zu stechen angefangen/
Sprach mit verwirrten geist nun! wo erhohl ich mich?
Jch
Hochzeit-Gedichte.
22.
Qvirina doͤrffte wohl ein fetter biſſen ſeyn/
Wenn ſie der adel-ſtand nicht in gedancken plagte/
Und alles buͤrger-blut aus ihrem hertzen jagte/
Weil Roſimenen es ſo gut getroffen ein.
Die kuͤnfftig wohl bey nah ſich ſelbſt nicht moͤchte ken-
nen/
Wenn ihr geſinde ſie geſtrenge frau wird nennen.
23.
Selinden fehlet nichts an klugheit und verſtand/
Und weiß bey Compagnie ſich artig auffzufuͤhren/
Jedennoch duͤrffte ſie wohl den aͤſtim verliehren/
Dieweil ſie/ wie mich duͤnckt/ ſich macht zuſehr bekand/
Und unſre Thlaſpia iſt allzufrey im ſchertzen/
Laͤſt ſich auch oͤffentlich in allen gaͤrten hertzen/
24.
Wenn gleich Valeria auff hohe ſachen zielt
Und die beredſamkeit erlernet aus Romainen/
So weiß ſie doch das maul im reden krum zu dehnen/
Daß keine liebligkeit aus ihren worten ſpielt:
Hingegen will allein der liebſten Wilhelminen
Zu einem zeitvertreib die kart’ und bretſpiel dienen.
25.
Was an Xantippen iſt/ das weiß ein jeder faſt/
Wie ſie in ihrem thun ſcheint allzu boͤſer haare/
Und Urſis iſt bereits gar zu verlegne wahre/
Drum mag ſie keiner nicht zu ſeiner uͤberlaſt.
Was Zoroͤane wird durch ihr fontangen ſtecken
Erwerben mit der zeit/ das mag ich nicht entdecken.
26.
Und hiermit hoͤrt er auff/ und lachte ſelbſt bey ſich/
Daß bey dergleichen thun er ſich ſo ſehr vergangen/
Und mit der jungfrauſchafft zu ſtechen angefangen/
Sprach mit verwirrten geiſt nun! wo erhohl ich mich?
Jch
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[219/0221] Hochzeit-Gedichte. 22. Qvirina doͤrffte wohl ein fetter biſſen ſeyn/ Wenn ſie der adel-ſtand nicht in gedancken plagte/ Und alles buͤrger-blut aus ihrem hertzen jagte/ Weil Roſimenen es ſo gut getroffen ein. Die kuͤnfftig wohl bey nah ſich ſelbſt nicht moͤchte ken- nen/ Wenn ihr geſinde ſie geſtrenge frau wird nennen. 23. Selinden fehlet nichts an klugheit und verſtand/ Und weiß bey Compagnie ſich artig auffzufuͤhren/ Jedennoch duͤrffte ſie wohl den aͤſtim verliehren/ Dieweil ſie/ wie mich duͤnckt/ ſich macht zuſehr bekand/ Und unſre Thlaſpia iſt allzufrey im ſchertzen/ Laͤſt ſich auch oͤffentlich in allen gaͤrten hertzen/ 24. Wenn gleich Valeria auff hohe ſachen zielt Und die beredſamkeit erlernet aus Romainen/ So weiß ſie doch das maul im reden krum zu dehnen/ Daß keine liebligkeit aus ihren worten ſpielt: Hingegen will allein der liebſten Wilhelminen Zu einem zeitvertreib die kart’ und bretſpiel dienen. 25. Was an Xantippen iſt/ das weiß ein jeder faſt/ Wie ſie in ihrem thun ſcheint allzu boͤſer haare/ Und Urſis iſt bereits gar zu verlegne wahre/ Drum mag ſie keiner nicht zu ſeiner uͤberlaſt. Was Zoroͤane wird durch ihr fontangen ſtecken Erwerben mit der zeit/ das mag ich nicht entdecken. 26. Und hiermit hoͤrt er auff/ und lachte ſelbſt bey ſich/ Daß bey dergleichen thun er ſich ſo ſehr vergangen/ Und mit der jungfrauſchafft zu ſtechen angefangen/ Sprach mit verwirrten geiſt nun! wo erhohl ich mich? Jch

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/221>, abgerufen am 23.11.2024.