Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeit-Gedichte.
Und Bellis sucht nur ruhm/ die vielheit der personen/
So mit ihr sind bekant/ mit körben abzulohnen.

13.
Clorinde/ fuhr er fort/ ist zwar an gütern reich/
Doch hat ihr alterthum sie sehr bekant gemachet/
Daß jeder der sie sieht bereits von ferne lachet/
Und ist zum überfluß' an mund und lippen bleich.
Diana geht ihr vor an schönheit/ an der stirne/
Doch gleichen sie sich sehr einander im gehirne.
14.
Ja schau ich Edelheit von forn' und hinten an/
So ist der nahme hier zuvor das allerbeste/
Denn bey dem vater sitzt das liebe geld zu feste/
Da er doch/ wie man weiß/ den leuten dienen kan/
Denckt tausend thaler er gleich künfftig mitzugeben/
So dörfft ein schwieger-sohn bloß die intressen heben.
15.
Und eben also sieht es mit Florinden aus/
Sie hat der mutter art sich freundlich anzustellen/
Und wäre auch beliebt bey vielen junggesellen/
Doch ihr herr vater giebt beym leben nichts heraus;
Jndessen muß das kind unschuldig brache liegen/
Wenn andre unverdient in ihrem entzweck siegen.
16.
Genistens hoher geist steigt allzuhoch empor/
Sie weiß vor hoffarth mehr sich selber nicht zu kennen/
Und dörffte leichtlich sich die finger dran verbrennen/
Daß man Gratiolen zog ihrem hochmuth vor;
Die ist vor anderen an demuth doch zu preisen/
Weil sie das gantze jahr nur einen putz kan weisen.
17.
Zwar bleibet Hesperis und Honorat ein paar/
Die wol zu rühmen seyn/ den ihre zarte jugend/
Legt
O 5

Hochzeit-Gedichte.
Und Bellis ſucht nur ruhm/ die vielheit der perſonen/
So mit ihr ſind bekant/ mit koͤrben abzulohnen.

13.
Clorinde/ fuhr er fort/ iſt zwar an guͤtern reich/
Doch hat ihr alterthum ſie ſehr bekant gemachet/
Daß jeder der ſie ſieht bereits von ferne lachet/
Und iſt zum uͤberfluß’ an mund und lippen bleich.
Diana geht ihr vor an ſchoͤnheit/ an der ſtirne/
Doch gleichen ſie ſich ſehr einander im gehirne.
14.
Ja ſchau ich Edelheit von forn’ und hinten an/
So iſt der nahme hier zuvor das allerbeſte/
Denn bey dem vater ſitzt das liebe geld zu feſte/
Da er doch/ wie man weiß/ den leuten dienen kan/
Denckt tauſend thaler er gleich kuͤnfftig mitzugeben/
So doͤrfft ein ſchwieger-ſohn bloß die intreſſen heben.
15.
Und eben alſo ſieht es mit Florinden aus/
Sie hat der mutter art ſich freundlich anzuſtellen/
Und waͤre auch beliebt bey vielen junggeſellen/
Doch ihr herr vater giebt beym leben nichts heraus;
Jndeſſen muß das kind unſchuldig brache liegen/
Wenn andre unverdient in ihrem entzweck ſiegen.
16.
Geniſtens hoher geiſt ſteigt allzuhoch empor/
Sie weiß vor hoffarth mehr ſich ſelber nicht zu kennen/
Und doͤrffte leichtlich ſich die finger dran verbrennen/
Daß man Gratiolen zog ihrem hochmuth vor;
Die iſt vor anderen an demuth doch zu preiſen/
Weil ſie das gantze jahr nur einen putz kan weiſen.
17.
Zwar bleibet Heſperis und Honorat ein paar/
Die wol zu ruͤhmen ſeyn/ den ihre zarte jugend/
Legt
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="12">
            <pb facs="#f0219" n="217"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Und Bellis &#x017F;ucht nur ruhm/ die vielheit der per&#x017F;onen/</l><lb/>
            <l>So mit ihr &#x017F;ind bekant/ mit ko&#x0364;rben abzulohnen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <head> <hi rendition="#b">13.</hi> </head><lb/>
            <l>Clorinde/ fuhr er fort/ i&#x017F;t zwar an gu&#x0364;tern reich/</l><lb/>
            <l>Doch hat ihr alterthum &#x017F;ie &#x017F;ehr bekant gemachet/</l><lb/>
            <l>Daß jeder der &#x017F;ie &#x017F;ieht bereits von ferne lachet/</l><lb/>
            <l>Und i&#x017F;t zum u&#x0364;berfluß&#x2019; an mund und lippen bleich.</l><lb/>
            <l>Diana geht ihr vor an &#x017F;cho&#x0364;nheit/ an der &#x017F;tirne/</l><lb/>
            <l>Doch gleichen &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;ehr einander im gehirne.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <head> <hi rendition="#b">14.</hi> </head><lb/>
            <l>Ja &#x017F;chau ich Edelheit von forn&#x2019; und hinten an/</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t der nahme hier zuvor das allerbe&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Denn bey dem vater &#x017F;itzt das liebe geld zu fe&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Da er doch/ wie man weiß/ den leuten dienen kan/</l><lb/>
            <l>Denckt tau&#x017F;end thaler er gleich ku&#x0364;nfftig mitzugeben/</l><lb/>
            <l>So do&#x0364;rfft ein &#x017F;chwieger-&#x017F;ohn bloß die intre&#x017F;&#x017F;en heben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <head> <hi rendition="#b">15.</hi> </head><lb/>
            <l>Und eben al&#x017F;o &#x017F;ieht es mit Florinden aus/</l><lb/>
            <l>Sie hat der mutter art &#x017F;ich freundlich anzu&#x017F;tellen/</l><lb/>
            <l>Und wa&#x0364;re auch beliebt bey vielen jungge&#x017F;ellen/</l><lb/>
            <l>Doch ihr herr vater giebt beym leben nichts heraus;</l><lb/>
            <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en muß das kind un&#x017F;chuldig brache liegen/</l><lb/>
            <l>Wenn andre unverdient in ihrem entzweck &#x017F;iegen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <head> <hi rendition="#b">16.</hi> </head><lb/>
            <l>Geni&#x017F;tens hoher gei&#x017F;t &#x017F;teigt allzuhoch empor/</l><lb/>
            <l>Sie weiß vor hoffarth mehr &#x017F;ich &#x017F;elber nicht zu kennen/</l><lb/>
            <l>Und do&#x0364;rffte leichtlich &#x017F;ich die finger dran verbrennen/</l><lb/>
            <l>Daß man Gratiolen zog ihrem hochmuth vor;</l><lb/>
            <l>Die i&#x017F;t vor anderen an demuth doch zu prei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie das gantze jahr nur einen putz kan wei&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <head> <hi rendition="#b">17.</hi> </head><lb/>
            <l>Zwar bleibet He&#x017F;peris und Honorat ein paar/</l><lb/>
            <l>Die wol zu ru&#x0364;hmen &#x017F;eyn/ den ihre zarte jugend/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Legt</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0219] Hochzeit-Gedichte. Und Bellis ſucht nur ruhm/ die vielheit der perſonen/ So mit ihr ſind bekant/ mit koͤrben abzulohnen. 13. Clorinde/ fuhr er fort/ iſt zwar an guͤtern reich/ Doch hat ihr alterthum ſie ſehr bekant gemachet/ Daß jeder der ſie ſieht bereits von ferne lachet/ Und iſt zum uͤberfluß’ an mund und lippen bleich. Diana geht ihr vor an ſchoͤnheit/ an der ſtirne/ Doch gleichen ſie ſich ſehr einander im gehirne. 14. Ja ſchau ich Edelheit von forn’ und hinten an/ So iſt der nahme hier zuvor das allerbeſte/ Denn bey dem vater ſitzt das liebe geld zu feſte/ Da er doch/ wie man weiß/ den leuten dienen kan/ Denckt tauſend thaler er gleich kuͤnfftig mitzugeben/ So doͤrfft ein ſchwieger-ſohn bloß die intreſſen heben. 15. Und eben alſo ſieht es mit Florinden aus/ Sie hat der mutter art ſich freundlich anzuſtellen/ Und waͤre auch beliebt bey vielen junggeſellen/ Doch ihr herr vater giebt beym leben nichts heraus; Jndeſſen muß das kind unſchuldig brache liegen/ Wenn andre unverdient in ihrem entzweck ſiegen. 16. Geniſtens hoher geiſt ſteigt allzuhoch empor/ Sie weiß vor hoffarth mehr ſich ſelber nicht zu kennen/ Und doͤrffte leichtlich ſich die finger dran verbrennen/ Daß man Gratiolen zog ihrem hochmuth vor; Die iſt vor anderen an demuth doch zu preiſen/ Weil ſie das gantze jahr nur einen putz kan weiſen. 17. Zwar bleibet Heſperis und Honorat ein paar/ Die wol zu ruͤhmen ſeyn/ den ihre zarte jugend/ Legt O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/219
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/219>, abgerufen am 23.11.2024.