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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Hochzeit-Gedichte.
Und bist des Melidors vertrauter raht und bohte?
Ach! sprach Cupidgen/ ja/ er hat sich mir verpflicht:
Der hahn ist aufgepast/ das rohr ist schon gericht:
Er will das schönste wild/ daß er nur kan erschleichen/
Eh' ich michs soll versehn in deine küche reichen.
Und dieses ist gewiß; ich selbst will bürge seyn:
Er hat auf dem geschoß itzt einen neuen stein:
Er mag auf jedes wild gar sicherlich anschlagen:
Jch weiß die büchse wird ihm wohl nicht leicht versa-
gen.
Wohl dem! rieff Venus aus/ mein allerliebster sohn/
Um deinet wegen gilt die Intercession:
Du magst den Melidor mit solchem trost' erqvicken:
Doch soll er unverlängt ein stücke wild einschicken.
Drauf zog die göttinn fort in ihrer vollen pracht:
Cupido aber der nun richtigkeit gemacht/
Der ließ dem Melidor noch guten raht dahinden/
Und wieß ihm/ wo er könn' das beste wild auffinden.
Er sprach: Geh also fort; dort wohnt ein weidemann/
Der stellet itzo gleich auf eine hochzeit an:
Da soll das schönste wild im forst zusammen streichen/
Bey dieser jagd kanst du dich unvermerckt einschleichen.
Da ließ der göttinn denn auch etwas rares aus:
Und trag es alsobald zu ihr ins jäger-haus/
Du wirst sie sicherlich nicht ungenädig finden/
Und sie zu deinem glück' und fernern thun verbinden.
Hier hastu einen stein/ damit bestreich dein rohr/
Das halt dem wilde nur recht nach der stirne vor:
Du magst dich gar gewiß auf meine kunst verlassen:
Jch weiß/ du wirst sobald nicht einen schuß verpassen.
Dis nahm der Melidor nun alles wohl in acht:
Und als er sich hierauf ein wenig noch bedacht:
So gieng er gantz erhitzt/ ja voller muht und flammen:
Und fand in solchem forst viel edles wild beysammen.
Ach! dacht er: Himmel hilff! welch schönes wild ist hier!
Wem stehstu auch nun recht mit deiner büchse für?

Und
Hofm. w. IV. Th. O.

Hochzeit-Gedichte.
Und biſt des Melidors vertrauter raht und bohte?
Ach! ſprach Cupidgen/ ja/ er hat ſich mir verpflicht:
Der hahn iſt aufgepaſt/ das rohr iſt ſchon gericht:
Er will das ſchoͤnſte wild/ daß er nur kan erſchleichen/
Eh’ ich michs ſoll verſehn in deine kuͤche reichen.
Und dieſes iſt gewiß; ich ſelbſt will buͤrge ſeyn:
Er hat auf dem geſchoß itzt einen neuen ſtein:
Er mag auf jedes wild gar ſicherlich anſchlagen:
Jch weiß die buͤchſe wird ihm wohl nicht leicht verſa-
gen.
Wohl dem! rieff Venus aus/ mein allerliebſter ſohn/
Um deinet wegen gilt die Intercesſion:
Du magſt den Melidor mit ſolchem troſt’ erqvicken:
Doch ſoll er unverlaͤngt ein ſtuͤcke wild einſchicken.
Drauf zog die goͤttinn fort in ihrer vollen pracht:
Cupido aber der nun richtigkeit gemacht/
Der ließ dem Melidor noch guten raht dahinden/
Und wieß ihm/ wo er koͤnn’ das beſte wild auffinden.
Er ſprach: Geh alſo fort; dort wohnt ein weidemann/
Der ſtellet itzo gleich auf eine hochzeit an:
Da ſoll das ſchoͤnſte wild im forſt zuſammen ſtreichen/
Bey dieſer jagd kanſt du dich unvermerckt einſchleichen.
Da ließ der goͤttinn denn auch etwas rares aus:
Und trag es alſobald zu ihr ins jaͤger-haus/
Du wirſt ſie ſicherlich nicht ungenaͤdig finden/
Und ſie zu deinem gluͤck’ und fernern thun verbinden.
Hier haſtu einen ſtein/ damit beſtreich dein rohr/
Das halt dem wilde nur recht nach der ſtirne vor:
Du magſt dich gar gewiß auf meine kunſt verlaſſen:
Jch weiß/ du wirſt ſobald nicht einen ſchuß verpaſſen.
Dis nahm der Melidor nun alles wohl in acht:
Und als er ſich hierauf ein wenig noch bedacht:
So gieng er gantz erhitzt/ ja voller muht und flammen:
Und fand in ſolchem forſt viel edles wild beyſammen.
Ach! dacht er: Himmel hilff! welch ſchoͤnes wild iſt hier!
Wem ſtehſtu auch nun recht mit deiner buͤchſe fuͤr?

Und
Hofm. w. IV. Th. O.
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[209/0211] Hochzeit-Gedichte. Und biſt des Melidors vertrauter raht und bohte? Ach! ſprach Cupidgen/ ja/ er hat ſich mir verpflicht: Der hahn iſt aufgepaſt/ das rohr iſt ſchon gericht: Er will das ſchoͤnſte wild/ daß er nur kan erſchleichen/ Eh’ ich michs ſoll verſehn in deine kuͤche reichen. Und dieſes iſt gewiß; ich ſelbſt will buͤrge ſeyn: Er hat auf dem geſchoß itzt einen neuen ſtein: Er mag auf jedes wild gar ſicherlich anſchlagen: Jch weiß die buͤchſe wird ihm wohl nicht leicht verſa- gen. Wohl dem! rieff Venus aus/ mein allerliebſter ſohn/ Um deinet wegen gilt die Intercesſion: Du magſt den Melidor mit ſolchem troſt’ erqvicken: Doch ſoll er unverlaͤngt ein ſtuͤcke wild einſchicken. Drauf zog die goͤttinn fort in ihrer vollen pracht: Cupido aber der nun richtigkeit gemacht/ Der ließ dem Melidor noch guten raht dahinden/ Und wieß ihm/ wo er koͤnn’ das beſte wild auffinden. Er ſprach: Geh alſo fort; dort wohnt ein weidemann/ Der ſtellet itzo gleich auf eine hochzeit an: Da ſoll das ſchoͤnſte wild im forſt zuſammen ſtreichen/ Bey dieſer jagd kanſt du dich unvermerckt einſchleichen. Da ließ der goͤttinn denn auch etwas rares aus: Und trag es alſobald zu ihr ins jaͤger-haus/ Du wirſt ſie ſicherlich nicht ungenaͤdig finden/ Und ſie zu deinem gluͤck’ und fernern thun verbinden. Hier haſtu einen ſtein/ damit beſtreich dein rohr/ Das halt dem wilde nur recht nach der ſtirne vor: Du magſt dich gar gewiß auf meine kunſt verlaſſen: Jch weiß/ du wirſt ſobald nicht einen ſchuß verpaſſen. Dis nahm der Melidor nun alles wohl in acht: Und als er ſich hierauf ein wenig noch bedacht: So gieng er gantz erhitzt/ ja voller muht und flammen: Und fand in ſolchem forſt viel edles wild beyſammen. Ach! dacht er: Himmel hilff! welch ſchoͤnes wild iſt hier! Wem ſtehſtu auch nun recht mit deiner buͤchſe fuͤr? Und Hofm. w. IV. Th. O.

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/211>, abgerufen am 23.11.2024.