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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Hochzeit-Gedichte.
Der geist umschlinget sich in den umgarnten schran-
cken/
Kein auszuwickeln ist der seele nicht bewust.
Die Sinnen sind durch mich bezaubert und entsinnet.
Kein mensch kein vogel ist der durch den flug entrinnet.

Die Freundligkeit.
Die schönheit freylich ist ein Himmel; ich die sonne.
Ein garten; aber ich das blum-werck das ihn schmückt.
Der schönheit lusthaus ist ein Kercker; meine wonne
Das netz'/ in welches geist und seele wird berückt.
Der schönheit zauber-kunst kan sinn und hertz bethören;
Sie aber flöst ihr gifft durch meine zucker-röhren.
Die Schönheit.
Die glut steigt in die höh' aus der sie ist geronnen/
Des eisens un-arth kehrt sich immer zum magnet/
Die sonnenwende folgt der angenehmen sonnen:
Das flammen-qvell bin ich/ daraus die lieb entsteht/
Der stein/ der nach sich kan die härtsten hertzen ziehen/
Die sonne gegen der viel tausend geister glühen.
Die Freundligkeit.
Das lieben ist das kind der schönheit; ich bin Amme/
Sie saugt die mutter-milch aus meiner honig-brust.
Sie ist das feur-qvell; ich aber bin die flamme;
Aus meiner würckung rührt die folge solcher lust.
Die schönheit muß nach mir das steuer-ruder lencken;
Nach meinem winde muß die lieb' ihr seegel schwencken.
Die Schönheit.
Jch bin das ebenbild des schöpffers/ Gottes spiegel/
Das mahl-werck der natur/ das kunst-stück'aller welt/
Ja meine strahlen sind der morgen-röthe flügel
Und zeugen/ daß den geist die tugend-sonn erhellt.
Denn wo der tugend licht erleuchtet düstre hertzen/
Da bringt die schönheit auch den tag den augen-kertzen.
Die
M 5

Hochzeit-Gedichte.
Der geiſt umſchlinget ſich in den umgarnten ſchran-
cken/
Kein auszuwickeln iſt der ſeele nicht bewuſt.
Die Sinnen ſind durch mich bezaubert und entſinnet.
Kein menſch kein vogel iſt der durch den flug entrinnet.

Die Freundligkeit.
Die ſchoͤnheit freylich iſt ein Himmel; ich die ſonne.
Ein garten; aber ich das blum-werck das ihn ſchmuͤckt.
Der ſchoͤnheit luſthaus iſt ein Kercker; meine wonne
Das netz’/ in welches geiſt und ſeele wird beruͤckt.
Der ſchoͤnheit zauber-kunſt kan ſinn und hertz bethoͤren;
Sie aber floͤſt ihr gifft durch meine zucker-roͤhren.
Die Schoͤnheit.
Die glut ſteigt in die hoͤh’ aus der ſie iſt geronnen/
Des eiſens un-arth kehrt ſich immer zum magnet/
Die ſonnenwende folgt der angenehmen ſonnen:
Das flammen-qvell bin ich/ daraus die lieb entſteht/
Der ſtein/ der nach ſich kan die haͤrtſten hertzen ziehen/
Die ſonne gegen der viel tauſend geiſter gluͤhen.
Die Freundligkeit.
Das lieben iſt das kind der ſchoͤnheit; ich bin Amme/
Sie ſaugt die mutter-milch aus meiner honig-bruſt.
Sie iſt das feur-qvell; ich aber bin die flamme;
Aus meiner wuͤrckung ruͤhrt die folge ſolcher luſt.
Die ſchoͤnheit muß nach mir das ſteuer-ruder lencken;
Nach meinem winde muß die lieb’ ihr ſeegel ſchwencken.
Die Schoͤnheit.
Jch bin das ebenbild des ſchoͤpffers/ Gottes ſpiegel/
Das mahl-werck der natur/ das kunſt-ſtuͤck’aller welt/
Ja meine ſtrahlen ſind der morgen-roͤthe fluͤgel
Und zeugen/ daß den geiſt die tugend-ſonn erhellt.
Denn wo der tugend licht erleuchtet duͤſtre hertzen/
Da bringt die ſchoͤnheit auch den tag den augen-kertzen.
Die
M 5
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[185/0187] Hochzeit-Gedichte. Der geiſt umſchlinget ſich in den umgarnten ſchran- cken/ Kein auszuwickeln iſt der ſeele nicht bewuſt. Die Sinnen ſind durch mich bezaubert und entſinnet. Kein menſch kein vogel iſt der durch den flug entrinnet. Die Freundligkeit. Die ſchoͤnheit freylich iſt ein Himmel; ich die ſonne. Ein garten; aber ich das blum-werck das ihn ſchmuͤckt. Der ſchoͤnheit luſthaus iſt ein Kercker; meine wonne Das netz’/ in welches geiſt und ſeele wird beruͤckt. Der ſchoͤnheit zauber-kunſt kan ſinn und hertz bethoͤren; Sie aber floͤſt ihr gifft durch meine zucker-roͤhren. Die Schoͤnheit. Die glut ſteigt in die hoͤh’ aus der ſie iſt geronnen/ Des eiſens un-arth kehrt ſich immer zum magnet/ Die ſonnenwende folgt der angenehmen ſonnen: Das flammen-qvell bin ich/ daraus die lieb entſteht/ Der ſtein/ der nach ſich kan die haͤrtſten hertzen ziehen/ Die ſonne gegen der viel tauſend geiſter gluͤhen. Die Freundligkeit. Das lieben iſt das kind der ſchoͤnheit; ich bin Amme/ Sie ſaugt die mutter-milch aus meiner honig-bruſt. Sie iſt das feur-qvell; ich aber bin die flamme; Aus meiner wuͤrckung ruͤhrt die folge ſolcher luſt. Die ſchoͤnheit muß nach mir das ſteuer-ruder lencken; Nach meinem winde muß die lieb’ ihr ſeegel ſchwencken. Die Schoͤnheit. Jch bin das ebenbild des ſchoͤpffers/ Gottes ſpiegel/ Das mahl-werck der natur/ das kunſt-ſtuͤck’aller welt/ Ja meine ſtrahlen ſind der morgen-roͤthe fluͤgel Und zeugen/ daß den geiſt die tugend-ſonn erhellt. Denn wo der tugend licht erleuchtet duͤſtre hertzen/ Da bringt die ſchoͤnheit auch den tag den augen-kertzen. Die M 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/187>, abgerufen am 23.11.2024.