Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Arien. Verachtung der Wollust. C. H. 1. MEine liebe geht zu ende/Und die wollust bindet mir Jtzt nicht mehr/ wie vor/ die hände/ Mich verlangt auch nicht nach ihr/ Hab ich doch schon ihrem leben/ Längsten wollen abschied geben. 2. Sie verführet die gemüther/Wie ein irrlicht durch den schein; Der's nicht weiß/ daß ihre güter Falsch-gemüntzte sorten seyn/ Küsst wohl gar noch ihre stricke Als ein sonderbahr gelücke. 3. Besser bring ich bey den büchernMeine lebens-stunden zu/ Denn da kan ich mich versichern/ Daß ich nichts verbotnes thu; Es gehört ohndem das buhlen Nicht gar wohl auff hohe schulen. 4. Drum so springt ihr festen schlösserAn der wollust-kett' entzwey/ Jtzund seh' ich/ daß nichts besser Als die süsse freyheit sey/ Drum so reist ihr wollust-bande! Meiner seelen gröste schande. C. H.
verliebte Arien. Verachtung der Wolluſt. C. H. 1. MEine liebe geht zu ende/Und die wolluſt bindet mir Jtzt nicht mehr/ wie vor/ die haͤnde/ Mich verlangt auch nicht nach ihr/ Hab ich doch ſchon ihrem leben/ Laͤngſten wollen abſchied geben. 2. Sie verfuͤhret die gemuͤther/Wie ein irrlicht durch den ſchein; Der’s nicht weiß/ daß ihre guͤter Falſch-gemuͤntzte ſorten ſeyn/ Kuͤſſt wohl gar noch ihre ſtricke Als ein ſonderbahr geluͤcke. 3. Beſſer bring ich bey den buͤchernMeine lebens-ſtunden zu/ Denn da kan ich mich verſichern/ Daß ich nichts verbotnes thu; Es gehoͤrt ohndem das buhlen Nicht gar wohl auff hohe ſchulen. 4. Drum ſo ſpringt ihr feſten ſchloͤſſerAn der wolluſt-kett’ entzwey/ Jtzund ſeh’ ich/ daß nichts beſſer Als die ſuͤſſe freyheit ſey/ Drum ſo reiſt ihr wolluſt-bande! Meiner ſeelen groͤſte ſchande. C. H.
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verliebte Arien.
Verachtung der Wolluſt.
C. H.
1.
MEine liebe geht zu ende/
Und die wolluſt bindet mir
Jtzt nicht mehr/ wie vor/ die haͤnde/
Mich verlangt auch nicht nach ihr/
Hab ich doch ſchon ihrem leben/
Laͤngſten wollen abſchied geben.
2.
Sie verfuͤhret die gemuͤther/
Wie ein irrlicht durch den ſchein;
Der’s nicht weiß/ daß ihre guͤter
Falſch-gemuͤntzte ſorten ſeyn/
Kuͤſſt wohl gar noch ihre ſtricke
Als ein ſonderbahr geluͤcke.
3.
Beſſer bring ich bey den buͤchern
Meine lebens-ſtunden zu/
Denn da kan ich mich verſichern/
Daß ich nichts verbotnes thu;
Es gehoͤrt ohndem das buhlen
Nicht gar wohl auff hohe ſchulen.
4.
Drum ſo ſpringt ihr feſten ſchloͤſſer
An der wolluſt-kett’ entzwey/
Jtzund ſeh’ ich/ daß nichts beſſer
Als die ſuͤſſe freyheit ſey/
Drum ſo reiſt ihr wolluſt-bande!
Meiner ſeelen groͤſte ſchande.
C. H.
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