Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante und
2.
Jhr gantz geschlecht' ist höher als man meint/
Sind sie gleich all' aus Pyrrus steinen kommen/
So ist doch wahr und ewig unverneint/
Das Pallas hat den uhrsprung hergenommen
Aus dessen kopff/ der in dem heidenthum
Für andern trug des grösten abgotts ruhm.
3.
Man hat offt lang' um eine frau gekriegt/
Und über ihr das schönste land verwüstet/
Die götter selbst hat ihre kunst besiegt/
Wie sehr sie sich zum wiederstand gerüstet/
Ein kuß der offt nicht allzusüsse schmeckt/
Hat dennoch viel in glut und brand gesteckt.
4.
Dem frauenvolck ist kein geschöpffe gleich/
Und es verdient allein die grösten ehren/
Dieweil es ist an himmels-gaben reich/
Und lässet uns manch gütig urtheil hören/
Ob wir gleich sehr die Majestät verletzt/
Und ihren preiß dem manns-volck nachgesetzt.
5.
Die weiber sind von schweren straffen frey/
Sie haben nicht den himmel mit gestürmet/
Der unschuld schild steht ihren thaten bey/
Wenn gegen sie der blasse neid sich thürnet/
Lieb und bestand ist bey dem zehnden nicht/
Nur eine frau brennt wie ein ewig licht.
6.
Des mundes milch und ihrer lippen-thau/
Sind sclaven-gifft und fürsten-panaceen
Jm sonnen-kreiß gläntzt herrlich eine frau/
Europa will in einer frau bestehen/
Der
Galante und
2.
Jhr gantz geſchlecht’ iſt hoͤher als man meint/
Sind ſie gleich all’ aus Pyrrus ſteinen kommen/
So iſt doch wahr und ewig unverneint/
Das Pallas hat den uhrſprung hergenommen
Aus deſſen kopff/ der in dem heidenthum
Fuͤr andern trug des groͤſten abgotts ruhm.
3.
Man hat offt lang’ um eine frau gekriegt/
Und uͤber ihr das ſchoͤnſte land verwuͤſtet/
Die goͤtter ſelbſt hat ihre kunſt beſiegt/
Wie ſehr ſie ſich zum wiederſtand geruͤſtet/
Ein kuß der offt nicht allzuſuͤſſe ſchmeckt/
Hat dennoch viel in glut und brand geſteckt.
4.
Dem frauenvolck iſt kein geſchoͤpffe gleich/
Und es verdient allein die groͤſten ehren/
Dieweil es iſt an himmels-gaben reich/
Und laͤſſet uns manch guͤtig urtheil hoͤren/
Ob wir gleich ſehr die Majeſtaͤt verletzt/
Und ihren preiß dem manns-volck nachgeſetzt.
5.
Die weiber ſind von ſchweren ſtraffen frey/
Sie haben nicht den himmel mit geſtuͤrmet/
Der unſchuld ſchild ſteht ihren thaten bey/
Wenn gegen ſie der blaſſe neid ſich thuͤrnet/
Lieb und beſtand iſt bey dem zehnden nicht/
Nur eine frau brennt wie ein ewig licht.
6.
Des mundes milch und ihrer lippen-thau/
Sind ſclaven-gifft und fuͤrſten-panaceen
Jm ſonnen-kreiß glaͤntzt herrlich eine frau/
Europa will in einer frau beſtehen/
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0154" n="152"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante und</hi> </fw><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#b">2.</hi> </head><lb/>
              <l>Jhr gantz ge&#x017F;chlecht&#x2019; i&#x017F;t ho&#x0364;her als man meint/</l><lb/>
              <l>Sind &#x017F;ie gleich all&#x2019; aus Pyrrus &#x017F;teinen kommen/</l><lb/>
              <l>So i&#x017F;t doch wahr und ewig unverneint/</l><lb/>
              <l>Das Pallas hat den uhr&#x017F;prung hergenommen</l><lb/>
              <l>Aus de&#x017F;&#x017F;en kopff/ der in dem heidenthum</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r andern trug des gro&#x0364;&#x017F;ten abgotts ruhm.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head> <hi rendition="#b">3.</hi> </head><lb/>
              <l>Man hat offt lang&#x2019; um eine frau gekriegt/</l><lb/>
              <l>Und u&#x0364;ber ihr das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te land verwu&#x0364;&#x017F;tet/</l><lb/>
              <l>Die go&#x0364;tter &#x017F;elb&#x017F;t hat ihre kun&#x017F;t be&#x017F;iegt/</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ehr &#x017F;ie &#x017F;ich zum wieder&#x017F;tand geru&#x0364;&#x017F;tet/</l><lb/>
              <l>Ein kuß der offt nicht allzu&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chmeckt/</l><lb/>
              <l>Hat dennoch viel in glut und brand ge&#x017F;teckt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head> <hi rendition="#b">4.</hi> </head><lb/>
              <l>Dem frauenvolck i&#x017F;t kein ge&#x017F;cho&#x0364;pffe gleich/</l><lb/>
              <l>Und es verdient allein die gro&#x0364;&#x017F;ten ehren/</l><lb/>
              <l>Dieweil es i&#x017F;t an himmels-gaben reich/</l><lb/>
              <l>Und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et uns manch gu&#x0364;tig urtheil ho&#x0364;ren/</l><lb/>
              <l>Ob wir gleich &#x017F;ehr die Maje&#x017F;ta&#x0364;t verletzt/</l><lb/>
              <l>Und ihren preiß dem manns-volck nachge&#x017F;etzt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <head> <hi rendition="#b">5.</hi> </head><lb/>
              <l>Die weiber &#x017F;ind von &#x017F;chweren &#x017F;traffen frey/</l><lb/>
              <l>Sie haben nicht den himmel mit ge&#x017F;tu&#x0364;rmet/</l><lb/>
              <l>Der un&#x017F;chuld &#x017F;child &#x017F;teht ihren thaten bey/</l><lb/>
              <l>Wenn gegen &#x017F;ie der bla&#x017F;&#x017F;e neid &#x017F;ich thu&#x0364;rnet/</l><lb/>
              <l>Lieb und be&#x017F;tand i&#x017F;t bey dem zehnden nicht/</l><lb/>
              <l>Nur eine frau brennt wie ein ewig licht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <head> <hi rendition="#b">6.</hi> </head><lb/>
              <l>Des mundes milch und ihrer lippen-thau/</l><lb/>
              <l>Sind &#x017F;claven-gifft und fu&#x0364;r&#x017F;ten-panaceen</l><lb/>
              <l>Jm &#x017F;onnen-kreiß gla&#x0364;ntzt herrlich eine frau/</l><lb/>
              <l>Europa will in einer frau be&#x017F;tehen/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0154] Galante und 2. Jhr gantz geſchlecht’ iſt hoͤher als man meint/ Sind ſie gleich all’ aus Pyrrus ſteinen kommen/ So iſt doch wahr und ewig unverneint/ Das Pallas hat den uhrſprung hergenommen Aus deſſen kopff/ der in dem heidenthum Fuͤr andern trug des groͤſten abgotts ruhm. 3. Man hat offt lang’ um eine frau gekriegt/ Und uͤber ihr das ſchoͤnſte land verwuͤſtet/ Die goͤtter ſelbſt hat ihre kunſt beſiegt/ Wie ſehr ſie ſich zum wiederſtand geruͤſtet/ Ein kuß der offt nicht allzuſuͤſſe ſchmeckt/ Hat dennoch viel in glut und brand geſteckt. 4. Dem frauenvolck iſt kein geſchoͤpffe gleich/ Und es verdient allein die groͤſten ehren/ Dieweil es iſt an himmels-gaben reich/ Und laͤſſet uns manch guͤtig urtheil hoͤren/ Ob wir gleich ſehr die Majeſtaͤt verletzt/ Und ihren preiß dem manns-volck nachgeſetzt. 5. Die weiber ſind von ſchweren ſtraffen frey/ Sie haben nicht den himmel mit geſtuͤrmet/ Der unſchuld ſchild ſteht ihren thaten bey/ Wenn gegen ſie der blaſſe neid ſich thuͤrnet/ Lieb und beſtand iſt bey dem zehnden nicht/ Nur eine frau brennt wie ein ewig licht. 6. Des mundes milch und ihrer lippen-thau/ Sind ſclaven-gifft und fuͤrſten-panaceen Jm ſonnen-kreiß glaͤntzt herrlich eine frau/ Europa will in einer frau beſtehen/ Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/154
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/154>, abgerufen am 23.11.2024.