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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
ARmseelges kind/ des unglücks unterthan/
Lebstu annoch/ da deine ehre stirbet?
Das unglück schwingt schon über dir die fahn/
Und deine zier/ ach! deine zier verdirbet/
Es wird dir gall/ was vor war zucker-süß/
Ach Rosilis!
Dein paradies/ daß vor verschlossen schien/
Das stehet leider angelweit ietzt offen;
Aus deiner blum sog eine honig bien
So daß dich auch ihr stachel hat betroffen/
So schadet dir der heisse liebes-biß.
Ach Rosilis!
Doch was sag ich noch viel von deiner noth?
Wilt du von deinem thun gewißheit haben?
O Rosilis! du bist schon lebend todt/
Zwey hertzen sind in deiner brust begraben.
Du stehst nicht mehr/ sind gleich bey dir vier füß/
Ach Rosilis.
So muß die lust vermengt mit unlust seyn.
So findt man offt für weitzen taube körner/
Der regen folgt auf klaren sonnenschein:
Bey schönen rosen stehn auch scharffe dörner.
Stoß nur ein glaß/ so bricht es gantz gewiß!
Ach Rosilis!
Ach Rosilis! was dir ist hingerafft/
Bekomst du nun und nimmermehr nicht wieder.
Drum so bewein den tod der jungferschafft/
Und wirff den krantz zu deinen füssen nieder/
Denn dieses ist verbotner lust genieß.
Ach Rosilis!
Doch gehe nicht darum so tief gebeugt.
Jst Jephta doch ein grosser held gewesen/
Ob man ihn gleich hat ausser eh gezeugt:
Denn aus dem schlamm kan man auch perlen lesen
Wer weiß/ ersetzt dein kind nicht deinen riß?
Ach Rosilis!
Die
Vermiſchte Gedichte.
ARmſeelges kind/ des ungluͤcks unterthan/
Lebſtu annoch/ da deine ehre ſtirbet?
Das ungluͤck ſchwingt ſchon uͤber dir die fahn/
Und deine zier/ ach! deine zier verdirbet/
Es wird dir gall/ was vor war zucker-ſuͤß/
Ach Roſilis!
Dein paradies/ daß vor verſchloſſen ſchien/
Das ſtehet leider angelweit ietzt offen;
Aus deiner blum ſog eine honig bien
So daß dich auch ihr ſtachel hat betroffen/
So ſchadet dir der heiſſe liebes-biß.
Ach Roſilis!
Doch was ſag ich noch viel von deiner noth?
Wilt du von deinem thun gewißheit haben?
O Roſilis! du biſt ſchon lebend todt/
Zwey hertzen ſind in deiner bruſt begraben.
Du ſtehſt nicht mehr/ ſind gleich bey dir vier fuͤß/
Ach Roſilis.
So muß die luſt vermengt mit unluſt ſeyn.
So findt man offt fuͤr weitzen taube koͤrner/
Der regen folgt auf klaren ſonnenſchein:
Bey ſchoͤnen roſen ſtehn auch ſcharffe doͤrner.
Stoß nur ein glaß/ ſo bricht es gantz gewiß!
Ach Roſilis!
Ach Roſilis! was dir iſt hingerafft/
Bekomſt du nun und nimmermehr nicht wieder.
Drum ſo bewein den tod der jungferſchafft/
Und wirff den krantz zu deinen fuͤſſen nieder/
Denn dieſes iſt verbotner luſt genieß.
Ach Roſilis!
Doch gehe nicht darum ſo tief gebeugt.
Jſt Jephta doch ein groſſer held geweſen/
Ob man ihn gleich hat auſſer eh gezeugt:
Denn aus dem ſchlamm kan man auch perlen leſen
Wer weiß/ erſetzt dein kind nicht deinen riß?
Ach Roſilis!
Die
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[350/0360] Vermiſchte Gedichte. ARmſeelges kind/ des ungluͤcks unterthan/ Lebſtu annoch/ da deine ehre ſtirbet? Das ungluͤck ſchwingt ſchon uͤber dir die fahn/ Und deine zier/ ach! deine zier verdirbet/ Es wird dir gall/ was vor war zucker-ſuͤß/ Ach Roſilis! Dein paradies/ daß vor verſchloſſen ſchien/ Das ſtehet leider angelweit ietzt offen; Aus deiner blum ſog eine honig bien So daß dich auch ihr ſtachel hat betroffen/ So ſchadet dir der heiſſe liebes-biß. Ach Roſilis! Doch was ſag ich noch viel von deiner noth? Wilt du von deinem thun gewißheit haben? O Roſilis! du biſt ſchon lebend todt/ Zwey hertzen ſind in deiner bruſt begraben. Du ſtehſt nicht mehr/ ſind gleich bey dir vier fuͤß/ Ach Roſilis. So muß die luſt vermengt mit unluſt ſeyn. So findt man offt fuͤr weitzen taube koͤrner/ Der regen folgt auf klaren ſonnenſchein: Bey ſchoͤnen roſen ſtehn auch ſcharffe doͤrner. Stoß nur ein glaß/ ſo bricht es gantz gewiß! Ach Roſilis! Ach Roſilis! was dir iſt hingerafft/ Bekomſt du nun und nimmermehr nicht wieder. Drum ſo bewein den tod der jungferſchafft/ Und wirff den krantz zu deinen fuͤſſen nieder/ Denn dieſes iſt verbotner luſt genieß. Ach Roſilis! Doch gehe nicht darum ſo tief gebeugt. Jſt Jephta doch ein groſſer held geweſen/ Ob man ihn gleich hat auſſer eh gezeugt: Denn aus dem ſchlamm kan man auch perlen leſen Wer weiß/ erſetzt dein kind nicht deinen riß? Ach Roſilis! Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/360>, abgerufen am 28.11.2024.