Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
3. Venus ist ein kind der wellen/Die sind voller unbestandt/ Wer darauf will hofnung stellen/ Fällt gar offt an klipp und sand. Amor/ weil er nicht kan sehen/ Pflegt gepflügelt herzugehen. 4. Jugend/ wenn mans recht besiehet/Jst gleich wie ein dünnes stroh/ Das in vollen flammen glühet/ Bald entbrent es lichter loh/ Wenn wirs recht zu sehn verlangen/ Jst das feuer ausgegangen. 5. Warumb will man uns verdencken/Daß wir unsern leichten geist Bald hieher/ bald dorthin lencken? Thun wir doch was lieben heist. Wenn wir nach der mode lieben/ Müssen wir die falschheit üben. 6. Jungfern/ wenn man euch betrogen/Fluchet doch deßwegen nicht/ Denn wir sind gar bald bewogen/ Und vergessen leicht die pflicht. Warumb habt ihr uns getrauet/ Und nicht besser zugeschauet? Von Y 3
3. Venus iſt ein kind der wellen/Die ſind voller unbeſtandt/ Wer darauf will hofnung ſtellen/ Faͤllt gar offt an klipp und ſand. Amor/ weil er nicht kan ſehen/ Pflegt gepfluͤgelt herzugehen. 4. Jugend/ wenn mans recht beſiehet/Jſt gleich wie ein duͤnnes ſtroh/ Das in vollen flammen gluͤhet/ Bald entbrent es lichter loh/ Wenn wirs recht zu ſehn verlangen/ Jſt das feuer ausgegangen. 5. Warumb will man uns verdencken/Daß wir unſern leichten geiſt Bald hieher/ bald dorthin lencken? Thun wir doch was lieben heiſt. Wenn wir nach der mode lieben/ Muͤſſen wir die falſchheit uͤben. 6. Jungfern/ wenn man euch betrogen/Fluchet doch deßwegen nicht/ Denn wir ſind gar bald bewogen/ Und vergeſſen leicht die pflicht. Warumb habt ihr uns getrauet/ Und nicht beſſer zugeſchauet? Von Y 3
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Vermiſchte Gedichte.
Falſchheit die im lieben wohnet/
Wird mit ſtraffe nicht belohnet.
3.
Venus iſt ein kind der wellen/
Die ſind voller unbeſtandt/
Wer darauf will hofnung ſtellen/
Faͤllt gar offt an klipp und ſand.
Amor/ weil er nicht kan ſehen/
Pflegt gepfluͤgelt herzugehen.
4.
Jugend/ wenn mans recht beſiehet/
Jſt gleich wie ein duͤnnes ſtroh/
Das in vollen flammen gluͤhet/
Bald entbrent es lichter loh/
Wenn wirs recht zu ſehn verlangen/
Jſt das feuer ausgegangen.
5.
Warumb will man uns verdencken/
Daß wir unſern leichten geiſt
Bald hieher/ bald dorthin lencken?
Thun wir doch was lieben heiſt.
Wenn wir nach der mode lieben/
Muͤſſen wir die falſchheit uͤben.
6.
Jungfern/ wenn man euch betrogen/
Fluchet doch deßwegen nicht/
Denn wir ſind gar bald bewogen/
Und vergeſſen leicht die pflicht.
Warumb habt ihr uns getrauet/
Und nicht beſſer zugeſchauet?
Von
Y 3
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