Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
Wie oft hat meine brust damahls geseuftzet nicht: Hat mir der himmel denn nur ohren zugericht/ O held/ dein grosses lob mit freuden anzuhören/ Nicht aber einen mund genugsam zu verehren Und freudig zu erhöhn auß der bekandten welt Biß an der sterne reich/ dein lob/ o grosser held! So seufzt ich dazumahl: Jetzt kan ich nicht mehr schweigen/ Die liebe wil bey mir die schwachheit übersteigen: Sie gräbet deinen ruhm den weichen linden ein/ Weil die verlachte kunst in harten Demant-stein Berühmte tapfferkeit mit blitz und donnerschlägen/ O glücklicher verlust! ihr fehlet einzuprägen. Wie kommt es Teutschland doch/ daß deiner tichter geist/ Jn kleinen sachen groß/ und klein in grossen heist: Daß wenn dein tapfres heer so viel Achilles zehlet Als männer in der schlacht/ dir ein Homerus fehlet? Jst unser Leopold nicht mehr als ein August? Heist unser Joseph nicht mit recht des landes lust? Geht mein Eugenius nicht vor den alten helden? Doch findt kein tichter sich ihr weites lob zu melden. O un-
Wie oft hat meine bruſt damahls geſeuftzet nicht: Hat mir der himmel denn nur ohren zugericht/ O held/ dein groſſes lob mit freuden anzuhoͤren/ Nicht aber einen mund genugſam zu verehren Und freudig zu erhoͤhn auß der bekandten welt Biß an der ſterne reich/ dein lob/ o groſſer held! So ſeufzt ich dazumahl: Jetzt kan ich nicht mehr ſchweigen/ Die liebe wil bey mir die ſchwachheit uͤberſteigen: Sie graͤbet deinen ruhm den weichen linden ein/ Weil die verlachte kunſt in harten Demant-ſtein Beruͤhmte tapfferkeit mit blitz und donnerſchlaͤgen/ O gluͤcklicher verluſt! ihr fehlet einzupraͤgen. Wie kommt es Teutſchland doch/ daß deiner tichter geiſt/ Jn kleinen ſachen groß/ und klein in groſſen heiſt: Daß wenn dein tapfres heer ſo viel Achilles zehlet Als maͤnner in der ſchlacht/ dir ein Homerus fehlet? Jſt unſer Leopold nicht mehr als ein Auguſt? Heiſt unſer Joſeph nicht mit recht des landes luſt? Geht mein Eugenius nicht vor den alten helden? Doch findt kein tichter ſich ihr weites lob zu melden. O un-
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Vermiſchte Gedichte.
Die tiefen graben fuͤllt/ die feſten ſchantzen ſchleiffet/
Und alles niederſchlaͤgt was zum gewehre greiffet/
Ja nichts faſt uͤbrig laͤſt von dieſer groſſen macht/
Als nur das ſtoltze haupt/ vor dem die hohe pracht/
Das maͤchtige Byzantz/ die goldnen ſpitzen beuget/
Vor dem das groͤſte theil der halben welt ſich neiget/
Der wilde Muͤſtapha bleibt uͤbrig nur allein/
Ein zeuge ſeiner ſchmach/ und deines ruhms zu ſeyn/
Und mit erblaſter furcht der gantzen welt zu melden/
Daß du ſein reich geſtuͤrtzt/ hingegen held der helden/
Durch den geſchaͤrfften ſchlag der ihn ſo hart verletzt/
Den erſten grundſtein haſt zum friedens-ſchluß geſetzt/
Jn welchem Leopold ſein himmliſches gemuͤthe/
Wie vor durch ſtrenge macht/ bezeigt durch holde guͤte/
Und lehret/ wie der geiſt/ in dem was groſſes wohnt/
Den hochmuth niederſtuͤrtzt/ und den geſtuͤrtzten ſchont/
Wenn er zu fuſſe faͤllt: Ja ſich mit dem vergnuͤget/
Wenn er die freunde ſchuͤtzt/ die feinde hat beſieget.
Wie oft hat meine bruſt damahls geſeuftzet nicht:
Hat mir der himmel denn nur ohren zugericht/
O held/ dein groſſes lob mit freuden anzuhoͤren/
Nicht aber einen mund genugſam zu verehren
Und freudig zu erhoͤhn auß der bekandten welt
Biß an der ſterne reich/ dein lob/ o groſſer held!
So ſeufzt ich dazumahl: Jetzt kan ich nicht mehr ſchweigen/
Die liebe wil bey mir die ſchwachheit uͤberſteigen:
Sie graͤbet deinen ruhm den weichen linden ein/
Weil die verlachte kunſt in harten Demant-ſtein
Beruͤhmte tapfferkeit mit blitz und donnerſchlaͤgen/
O gluͤcklicher verluſt! ihr fehlet einzupraͤgen.
Wie kommt es Teutſchland doch/ daß deiner tichter geiſt/
Jn kleinen ſachen groß/ und klein in groſſen heiſt:
Daß wenn dein tapfres heer ſo viel Achilles zehlet
Als maͤnner in der ſchlacht/ dir ein Homerus fehlet?
Jſt unſer Leopold nicht mehr als ein Auguſt?
Heiſt unſer Joſeph nicht mit recht des landes luſt?
Geht mein Eugenius nicht vor den alten helden?
Doch findt kein tichter ſich ihr weites lob zu melden.
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