Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
7. Was die erhitzte jugend acht/Wenn schnee und reif die scheitel noch nicht färben/ Was unsern leib geschickter macht/ Und oft die gunst der grossen hilfft erwerben/ Diß greiffet er getrost mit steiffen kräfften an; Lernt wie er seinen leib vorsichtig schützen kan: Wie er den unverhofften fällen Die brust entgegen könne stellen. 8. Allein was wil ich länger hierDer wörter zweck mit einer maßque decken? Er/ wohlgebohruer/ stellet mir Lebendig vor das muster sonder flecken/ Das dieser schlechte reim sich vorzubilden nimmt. Seht? wie in seiner brust der tugend feuer glimmt/ Die alsobald von erster wiegen Die laster suchte zu bekriegen. 9. Der jugend grünes paradießWard überreicht Minervens treuen händen/ Die keine müh sich tauren ließ/ Allhier ein werck von würden zu vollenden; Nach diesem nahm ihn auf der Oder weiser strand/ Der wieß ihm reichlich an der höhern künste pfand/ Nun lässet er ihr ufer hören/ Was er geschöpfft/ aus ihren lehren. 10. Wolan! der Pindus ist erfreut/Daß stand und kunst bey ihm zusammen kommen; Daß
7. Was die erhitzte jugend acht/Wenn ſchnee und reif die ſcheitel noch nicht faͤrben/ Was unſern leib geſchickter macht/ Und oft die gunſt der groſſen hilfft erwerben/ Diß greiffet er getroſt mit ſteiffen kraͤfften an; Lernt wie er ſeinen leib vorſichtig ſchuͤtzen kan: Wie er den unverhofften faͤllen Die bruſt entgegen koͤnne ſtellen. 8. Allein was wil ich laͤnger hierDer woͤrter zweck mit einer maßque decken? Er/ wohlgebohruer/ ſtellet mir Lebendig vor das muſter ſonder flecken/ Das dieſer ſchlechte reim ſich vorzubilden nimmt. Seht? wie in ſeiner bruſt der tugend feuer glimmt/ Die alſobald von erſter wiegen Die laſter ſuchte zu bekriegen. 9. Der jugend gruͤnes paradießWard uͤberreicht Minervens treuen haͤnden/ Die keine muͤh ſich tauren ließ/ Allhier ein werck von wuͤrden zu vollenden; Nach dieſem nahm ihn auf der Oder weiſer ſtrand/ Der wieß ihm reichlich an der hoͤhern kuͤnſte pfand/ Nun laͤſſet er ihr ufer hoͤren/ Was er geſchoͤpfft/ aus ihren lehren. 10. Wolan! der Pindus iſt erfreut/Daß ſtand und kunſt bey ihm zuſammen kommen; Daß
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Vermiſchte Gedichte.
Weiſt/ wie der hertzen haͤrtigkeit
Durch lieblichkeit und nachdruck zu gewinnen.
Wer iſt’s/ der dieſe kunſt nicht uͤberirrdiſch acht/
Die tygerthire zahm und leuen baͤndig macht;
Die ſonder waffen/ ſchwerdt und degen
Der feinde trutz kan wiederlegen?
7.
Was die erhitzte jugend acht/
Wenn ſchnee und reif die ſcheitel noch nicht faͤrben/
Was unſern leib geſchickter macht/
Und oft die gunſt der groſſen hilfft erwerben/
Diß greiffet er getroſt mit ſteiffen kraͤfften an;
Lernt wie er ſeinen leib vorſichtig ſchuͤtzen kan:
Wie er den unverhofften faͤllen
Die bruſt entgegen koͤnne ſtellen.
8.
Allein was wil ich laͤnger hier
Der woͤrter zweck mit einer maßque decken?
Er/ wohlgebohruer/ ſtellet mir
Lebendig vor das muſter ſonder flecken/
Das dieſer ſchlechte reim ſich vorzubilden nimmt.
Seht? wie in ſeiner bruſt der tugend feuer glimmt/
Die alſobald von erſter wiegen
Die laſter ſuchte zu bekriegen.
9.
Der jugend gruͤnes paradieß
Ward uͤberreicht Minervens treuen haͤnden/
Die keine muͤh ſich tauren ließ/
Allhier ein werck von wuͤrden zu vollenden;
Nach dieſem nahm ihn auf der Oder weiſer ſtrand/
Der wieß ihm reichlich an der hoͤhern kuͤnſte pfand/
Nun laͤſſet er ihr ufer hoͤren/
Was er geſchoͤpfft/ aus ihren lehren.
10.
Wolan! der Pindus iſt erfreut/
Daß ſtand und kunſt bey ihm zuſammen kommen;
Daß
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