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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
Zu dem/ ob ietzt die welt fast voller flammen steht;
Ob hier die heisse lufft erkracht von feuer-ballen/
Dort schlösser und palläst in einen klumpen fallen/
Ob ein halb Königreich zu grund und boden geht;
Ob nun den edlen Rhein so mancher ort verheeret/
Die Richterstühl entweih't/ die tempel umgekehret:
Deckt doch dein eigenthum die goldne sicherheit.
Des herren hauß erschallt bey uns von GOttes lehren/
Wir können ungestöhrt des höchsten nahmen ehren/
Und Themis spricht das recht mit grosser freudigkeit.
Die hügel stehn beglückt/ die felder angebauet/
Dorff/ flecken/ stadt und land mit seegen übertauet.
Das macht/ weil Fürst August vor aller wohlfahrt wacht.
Des leuen helden-blut/ das in den adern springet/
Der feurige verstand/ der durch die sternen dringet/
Vertreibt der zeiten weh/ und hemmt der wetter macht.
Der adler muß gestehn/ und hat es schon gepriesen/
Daß wir dem reich und ihm viel guter dienst' erwiesen.
Wie daß denn andere sich alles messen bey?
Als Crecqui an der Saar ward in die flucht geschlagen/
Hast du/ Durchläuchtigster/ das meiste beygetragen/
An mannschafft/ an gelück und alter teutscher treu:
Als bey verkehrtem spiel Neuheusel ward bezwungen/
Jst Wolffenbüttel nicht zu erst hineingedrungen?
Und doch vertrauest du den waffen nicht allein.
Wenn Moses seinen arm beginnet auffzuheben/
Muß Amaleck die flucht vor GOttes völckern geben/
Ersinckt die müde faust/ büst der Ebreer ein.
Das feste Jericho warff ein bloß ruffen nieder/
Eh noch die welt ersan geschütze/ Brech und Wieder.
So ist bey allem thun auch GOtt dein höchster zweck.
Wenn das regierungs-schiff ein sturmwind angewehet/
Hat sich die nadel stets nach biesem pol gedrehet/
Der
Hofm. w. III. Th. R
Vermiſchte Gedichte.
Zu dem/ ob ietzt die welt faſt voller flammen ſteht;
Ob hier die heiſſe lufft erkracht von feuer-ballen/
Dort ſchloͤſſer und pallaͤſt in einen klumpen fallen/
Ob ein halb Koͤnigreich zu grund und boden geht;
Ob nun den edlen Rhein ſo mancher ort verheeret/
Die Richterſtuͤhl entweih’t/ die tempel umgekehret:
Deckt doch dein eigenthum die goldne ſicherheit.
Des herren hauß erſchallt bey uns von GOttes lehren/
Wir koͤnnen ungeſtoͤhrt des hoͤchſten nahmen ehren/
Und Themis ſpricht das recht mit groſſer freudigkeit.
Die huͤgel ſtehn begluͤckt/ die felder angebauet/
Dorff/ flecken/ ſtadt und land mit ſeegen uͤbertauet.
Das macht/ weil Fuͤrſt Auguſt vor aller wohlfahrt wacht.
Des leuen helden-blut/ das in den adern ſpringet/
Der feurige verſtand/ der durch die ſternen dringet/
Vertreibt der zeiten weh/ und hemmt der wetter macht.
Der adler muß geſtehn/ und hat es ſchon geprieſen/
Daß wir dem reich und ihm viel guter dienſt’ erwieſen.
Wie daß denn andere ſich alles meſſen bey?
Als Crecqui an der Saar ward in die flucht geſchlagen/
Haſt du/ Durchlaͤuchtigſter/ das meiſte beygetragen/
An mannſchafft/ an geluͤck und alter teutſcher treu:
Als bey verkehrtem ſpiel Neuheuſel ward bezwungen/
Jſt Wolffenbuͤttel nicht zu erſt hineingedrungen?
Und doch vertraueſt du den waffen nicht allein.
Wenn Moſes ſeinen arm beginnet auffzuheben/
Muß Amaleck die flucht vor GOttes voͤlckern geben/
Erſinckt die muͤde fauſt/ buͤſt der Ebreer ein.
Das feſte Jericho warff ein bloß ruffen nieder/
Eh noch die welt erſan geſchuͤtze/ Brech und Wieder.
So iſt bey allem thun auch GOtt dein hoͤchſter zweck.
Wenn das regierungs-ſchiff ein ſturmwind angewehet/
Hat ſich die nadel ſtets nach bieſem pol gedrehet/
Der
Hofm. w. III. Th. R
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[255/0265] Vermiſchte Gedichte. Zu dem/ ob ietzt die welt faſt voller flammen ſteht; Ob hier die heiſſe lufft erkracht von feuer-ballen/ Dort ſchloͤſſer und pallaͤſt in einen klumpen fallen/ Ob ein halb Koͤnigreich zu grund und boden geht; Ob nun den edlen Rhein ſo mancher ort verheeret/ Die Richterſtuͤhl entweih’t/ die tempel umgekehret: Deckt doch dein eigenthum die goldne ſicherheit. Des herren hauß erſchallt bey uns von GOttes lehren/ Wir koͤnnen ungeſtoͤhrt des hoͤchſten nahmen ehren/ Und Themis ſpricht das recht mit groſſer freudigkeit. Die huͤgel ſtehn begluͤckt/ die felder angebauet/ Dorff/ flecken/ ſtadt und land mit ſeegen uͤbertauet. Das macht/ weil Fuͤrſt Auguſt vor aller wohlfahrt wacht. Des leuen helden-blut/ das in den adern ſpringet/ Der feurige verſtand/ der durch die ſternen dringet/ Vertreibt der zeiten weh/ und hemmt der wetter macht. Der adler muß geſtehn/ und hat es ſchon geprieſen/ Daß wir dem reich und ihm viel guter dienſt’ erwieſen. Wie daß denn andere ſich alles meſſen bey? Als Crecqui an der Saar ward in die flucht geſchlagen/ Haſt du/ Durchlaͤuchtigſter/ das meiſte beygetragen/ An mannſchafft/ an geluͤck und alter teutſcher treu: Als bey verkehrtem ſpiel Neuheuſel ward bezwungen/ Jſt Wolffenbuͤttel nicht zu erſt hineingedrungen? Und doch vertraueſt du den waffen nicht allein. Wenn Moſes ſeinen arm beginnet auffzuheben/ Muß Amaleck die flucht vor GOttes voͤlckern geben/ Erſinckt die muͤde fauſt/ buͤſt der Ebreer ein. Das feſte Jericho warff ein bloß ruffen nieder/ Eh noch die welt erſan geſchuͤtze/ Brech und Wieder. So iſt bey allem thun auch GOtt dein hoͤchſter zweck. Wenn das regierungs-ſchiff ein ſturmwind angewehet/ Hat ſich die nadel ſtets nach bieſem pol gedrehet/ Der Hofm. w. III. Th. R

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/265>, abgerufen am 23.11.2024.