Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
O König/ dieses ist für einen held zu viel. Was meinst du/ daß hieraus noch endlich werden will? Was wird der stoltze mund der späten enckel sprechen? Du suchst zwar ieglichem hier eine bahn zu brechen: Allein du brichst sie so/ daß keiner hoffen darff/ Daß er dir folgen wird. Jch rede nicht zu scharff. Sie werden ja wohl auch nach ruhm und ehre streben; Es kan sie glück und krieg auff neue thronen heben; Was aber hilfft sie krieg und auch des glückes huld? Sie bleiben dennoch herr/ in deiner steten schuld. Du hast dein königreich nechst GOtt von dir empfangen; Sie müssen lebens lang mit deinem purpur prangen. Das ist was ehermals der Nestor seiner zeit/ Der erste Joachim/ den seinen angedeut: Ach hätt er erst gesehn/ wie du den thron erworben/ So wär er/ eh er starb/ für freuden schon gestorben/ Jch aber seh' es ja/ und solte mich nicht freun? Mein König/ glaube nur/ daß deiner hoheit schein/ Der deinen hoff bestrahlt/ auch in die winckel dringet. Jch weiß wohl/ daß mein rohr hier viel zu niedrig klinget; Wo aber lebt der mann/ der dich nach würden rühmt? Daß man dein reines lob mit schmeicheley verblühmt/ Jst wider die natur. Die welt wünscht nichts zu lesen/ Als/ was du wircklich bist/ und was du stets gewesen; Das
O Koͤnig/ dieſes iſt fuͤr einen held zu viel. Was meinſt du/ daß hieraus noch endlich werden will? Was wird der ſtoltze mund der ſpaͤten enckel ſprechen? Du ſuchſt zwar ieglichem hier eine bahn zu brechen: Allein du brichſt ſie ſo/ daß keiner hoffen darff/ Daß er dir folgen wird. Jch rede nicht zu ſcharff. Sie werden ja wohl auch nach ruhm und ehre ſtreben; Es kan ſie gluͤck und krieg auff neue thronen heben; Was aber hilfft ſie krieg und auch des gluͤckes huld? Sie bleiben dennoch herr/ in deiner ſteten ſchuld. Du haſt dein koͤnigreich nechſt GOtt von dir empfangen; Sie muͤſſen lebens lang mit deinem purpur prangen. Das iſt was ehermals der Neſtor ſeiner zeit/ Der erſte Joachim/ den ſeinen angedeut: Ach haͤtt er erſt geſehn/ wie du den thron erworben/ So waͤr er/ eh er ſtarb/ fuͤr freuden ſchon geſtorben/ Jch aber ſeh’ es ja/ und ſolte mich nicht freun? Mein Koͤnig/ glaube nur/ daß deiner hoheit ſchein/ Der deinen hoff beſtrahlt/ auch in die winckel dringet. Jch weiß wohl/ daß mein rohr hier viel zu niedrig klinget; Wo aber lebt der mann/ der dich nach wuͤrden ruͤhmt? Daß man dein reines lob mit ſchmeicheley verbluͤhmt/ Jſt wider die natur. Die welt wuͤnſcht nichts zu leſen/ Als/ was du wircklich biſt/ und was du ſtets geweſen; Das
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Vermiſchte Gedichte.
Von weſt und oſt erſchreckt? und daß bey ſolchen kriegen/
Nebſt ſeinem degen auch die muſen auffgeſtiegen;
Daß er im felde ſchlaͤgt/ und doch zu hauſe baut;
Dort auff Europens nutz/ hier auff den ſeinen ſchaut:
Mit Koͤn’gen kriege fuͤhrt/ und Koͤn’ge hilfft erhoͤhen;
Geld fuͤr die kuͤnſte ſchafft/ und doch auch fuͤr armeen;
Daß er/ wenn ſich die welt fuͤr hunger faſt verzehrt/
Doch frembde voͤlcker noch aus ſeiner hand ernehrt/
Verjagten haͤuſer ſchenckt/ mit armen ſtaͤdte zieret;
Und dennoch mehr gewinnt/ als er dabey verliehret:
Ja daß er endlich gar/ nachdem er mehr verricht/
Als ihrer viel gewuͤnſcht/ und mancher kaum erdicht/
Dem lauffe ſeines gluͤcks geweyhte graͤntzen ſtecket/
Und ſich aus eigner macht mit einer crone decket?
O Koͤnig/ dieſes iſt fuͤr einen held zu viel.
Was meinſt du/ daß hieraus noch endlich werden will?
Was wird der ſtoltze mund der ſpaͤten enckel ſprechen?
Du ſuchſt zwar ieglichem hier eine bahn zu brechen:
Allein du brichſt ſie ſo/ daß keiner hoffen darff/
Daß er dir folgen wird. Jch rede nicht zu ſcharff.
Sie werden ja wohl auch nach ruhm und ehre ſtreben;
Es kan ſie gluͤck und krieg auff neue thronen heben;
Was aber hilfft ſie krieg und auch des gluͤckes huld?
Sie bleiben dennoch herr/ in deiner ſteten ſchuld.
Du haſt dein koͤnigreich nechſt GOtt von dir empfangen;
Sie muͤſſen lebens lang mit deinem purpur prangen.
Das iſt was ehermals der Neſtor ſeiner zeit/
Der erſte Joachim/ den ſeinen angedeut:
Ach haͤtt er erſt geſehn/ wie du den thron erworben/
So waͤr er/ eh er ſtarb/ fuͤr freuden ſchon geſtorben/
Jch aber ſeh’ es ja/ und ſolte mich nicht freun?
Mein Koͤnig/ glaube nur/ daß deiner hoheit ſchein/
Der deinen hoff beſtrahlt/ auch in die winckel dringet.
Jch weiß wohl/ daß mein rohr hier viel zu niedrig klinget;
Wo aber lebt der mann/ der dich nach wuͤrden ruͤhmt?
Daß man dein reines lob mit ſchmeicheley verbluͤhmt/
Jſt wider die natur. Die welt wuͤnſcht nichts zu leſen/
Als/ was du wircklich biſt/ und was du ſtets geweſen;
Das
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