Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Gedichte.

Geh/ weil (als wohlgeschickt) Gott deiner itzt begehrt/
Du bist des himmels wol/ die welt nicht deiner wehrt.



Auf des wohlgebohrnen Herrn
Hans Joachim von Glöden
beerdigung.

A. A. v. d. L.

1.
SO hat der Parzen strenge krafft
Dich/ wehrt'ster freund/ der sterblichkeit entrissen?
Muß deines lebens grüner safft
So bald in asch und dürren staub zerflissen?
Ach! Centner-schwerer brief! unseliges papier/
Das deinen untergang mir stellt/ mein Bruder/ für!
Mein Glöden/ meine lust/ mein bruder/ mein verlangen/
Liegt in des todes garn verwickelt und gefangen.
2.
Ach! bruder/ eilst du so von mir?
Wir wolten ja beysammen ewig leben.
Darf ich denn das geleite dir/
Wie hiebevor/ nicht auch im tode geben?
Kan ich nicht dein gefehrt und treuer Damon seyn/
Nun dich die schwartze nacht schleußt in die erden ein?
Kommt Parzen/ waffnet euch/ last euren donner spüren/
Jch bin bereit zugleich mein leben zu verliehren.
3.
Jch stelle mich zum opffer dar/
Vor euren thron/ und küsse stahl und eysen.
Mich sol die schwartze todten-bahr
Zu meinem freund/ und wehrten bruder weisen.
Jch wil zugleich mit dir die dornen-reiche bahn/
Des todes rauhen steg/ mein Glöden/ treten an!
So

Begraͤbniß-Gedichte.

Geh/ weil (als wohlgeſchickt) Gott deiner itzt begehrt/
Du biſt des himmels wol/ die welt nicht deiner wehrt.



Auf des wohlgebohrnen Herrn
Hans Joachim von Gloͤden
beerdigung.

A. A. v. d. L.

1.
SO hat der Parzen ſtrenge krafft
Dich/ wehrt’ſter freund/ der ſterblichkeit entriſſen?
Muß deines lebens gruͤner ſafft
So bald in aſch und duͤrren ſtaub zerfliſſen?
Ach! Centner-ſchwerer brief! unſeliges papier/
Das deinen untergang mir ſtellt/ mein Bruder/ fuͤr!
Mein Gloͤden/ meine luſt/ mein bruder/ mein verlangen/
Liegt in des todes garn verwickelt und gefangen.
2.
Ach! bruder/ eilſt du ſo von mir?
Wir wolten ja beyſammen ewig leben.
Darf ich denn das geleite dir/
Wie hiebevor/ nicht auch im tode geben?
Kan ich nicht dein gefehrt und treuer Damon ſeyn/
Nun dich die ſchwartze nacht ſchleußt in die erden ein?
Kommt Parzen/ waffnet euch/ laſt euren donner ſpuͤren/
Jch bin bereit zugleich mein leben zu verliehren.
3.
Jch ſtelle mich zum opffer dar/
Vor euren thron/ und kuͤſſe ſtahl und eyſen.
Mich ſol die ſchwartze todten-bahr
Zu meinem freund/ und wehrten bruder weiſen.
Jch wil zugleich mit dir die dornen-reiche bahn/
Des todes rauhen ſteg/ mein Gloͤden/ treten an!
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="7">
            <l>
              <pb facs="#f0202" n="192"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Geh/ weil (als wohlge&#x017F;chickt) Gott deiner itzt begehrt/</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t des himmels wol/ die welt nicht deiner wehrt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf des wohlgebohrnen Herrn<lb/>
Hans Joachim von Glo&#x0364;den<lb/>
beerdigung.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">A. A. v. d. L.</hi> </p><lb/>
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O hat der Parzen &#x017F;trenge krafft</l><lb/>
            <l>Dich/ wehrt&#x2019;&#x017F;ter freund/ der &#x017F;terblichkeit entri&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
            <l>Muß deines lebens gru&#x0364;ner &#x017F;afft</l><lb/>
            <l>So bald in a&#x017F;ch und du&#x0364;rren &#x017F;taub zerfli&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
            <l>Ach! Centner-&#x017F;chwerer brief! un&#x017F;eliges papier/</l><lb/>
            <l>Das deinen untergang mir &#x017F;tellt/ mein Bruder/ fu&#x0364;r!</l><lb/>
            <l>Mein Glo&#x0364;den/ meine lu&#x017F;t/ mein bruder/ mein verlangen/</l><lb/>
            <l>Liegt in des todes garn verwickelt und gefangen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Ach! bruder/ eil&#x017F;t du &#x017F;o von mir?</l><lb/>
            <l>Wir wolten ja bey&#x017F;ammen ewig leben.</l><lb/>
            <l>Darf ich denn das geleite dir/</l><lb/>
            <l>Wie hiebevor/ nicht auch im tode geben?</l><lb/>
            <l>Kan ich nicht dein gefehrt und treuer Damon &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Nun dich die &#x017F;chwartze nacht &#x017F;chleußt in die erden ein?</l><lb/>
            <l>Kommt Parzen/ waffnet euch/ la&#x017F;t euren donner &#x017F;pu&#x0364;ren/</l><lb/>
            <l>Jch bin bereit zugleich mein leben zu verliehren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Jch &#x017F;telle mich zum opffer dar/</l><lb/>
            <l>Vor euren thron/ und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tahl und ey&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Mich &#x017F;ol die &#x017F;chwartze todten-bahr</l><lb/>
            <l>Zu meinem freund/ und wehrten bruder wei&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Jch wil zugleich mit dir die dornen-reiche bahn/</l><lb/>
            <l>Des todes rauhen &#x017F;teg/ mein Glo&#x0364;den/ treten an!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0202] Begraͤbniß-Gedichte. Geh/ weil (als wohlgeſchickt) Gott deiner itzt begehrt/ Du biſt des himmels wol/ die welt nicht deiner wehrt. Auf des wohlgebohrnen Herrn Hans Joachim von Gloͤden beerdigung. A. A. v. d. L. 1. SO hat der Parzen ſtrenge krafft Dich/ wehrt’ſter freund/ der ſterblichkeit entriſſen? Muß deines lebens gruͤner ſafft So bald in aſch und duͤrren ſtaub zerfliſſen? Ach! Centner-ſchwerer brief! unſeliges papier/ Das deinen untergang mir ſtellt/ mein Bruder/ fuͤr! Mein Gloͤden/ meine luſt/ mein bruder/ mein verlangen/ Liegt in des todes garn verwickelt und gefangen. 2. Ach! bruder/ eilſt du ſo von mir? Wir wolten ja beyſammen ewig leben. Darf ich denn das geleite dir/ Wie hiebevor/ nicht auch im tode geben? Kan ich nicht dein gefehrt und treuer Damon ſeyn/ Nun dich die ſchwartze nacht ſchleußt in die erden ein? Kommt Parzen/ waffnet euch/ laſt euren donner ſpuͤren/ Jch bin bereit zugleich mein leben zu verliehren. 3. Jch ſtelle mich zum opffer dar/ Vor euren thron/ und kuͤſſe ſtahl und eyſen. Mich ſol die ſchwartze todten-bahr Zu meinem freund/ und wehrten bruder weiſen. Jch wil zugleich mit dir die dornen-reiche bahn/ Des todes rauhen ſteg/ mein Gloͤden/ treten an! So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/202
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/202>, abgerufen am 28.11.2024.