Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
1.
Hofnung und gedult.
DJe hoffnung ist der stab; gedult das reise-kleid/
Damit man durch den todt zieht in die ewigkeit
2.
Alter Freyer.
WAs wilstu/ alter/ dich erst umb ein weib bewerben?
Bestelle dir dein grab und lerne täglich sterben.
3.
Heyrathen.
WEr liebt/ der freye bald/ ein weib hilfft ihm aus nöthen/
Er kan die keusche brunst in ihrem schoße tödten.
4.
An den Dädalus.
MEin Dädalus/ dein sohn hat sich gewagt zun sternen/
Es wäre besser ihm/ er hätte schwimmen lernen.
5.
Uber Fischers und Morus enthalsung.
WEil Fischer/ Thomas Mohr nicht billigt ehe scheiden;
Muß ihnen axt und beil den kopff vom cörper schneiden.
6.
Gelahrten mühe.
NAch vieler schrifften müh fällt dies gelehrten ein/
Daß sie nur um ein wort aufs grab bemühet seyn.


Das Glücke.
Glücke/ das ist nicht partheyisch/ nein/ es ist im geben gleich:
Hoffnung giebet es den armen/ furcht denselben/ die da reich.
La-
Sinn-Gedichte.
1.
Hofnung und gedult.
DJe hoffnung iſt der ſtab; gedult das reiſe-kleid/
Damit man durch den todt zieht in die ewigkeit
2.
Alter Freyer.
WAs wilſtu/ alter/ dich erſt umb ein weib bewerben?
Beſtelle dir dein grab und lerne taͤglich ſterben.
3.
Heyrathen.
WEr liebt/ der freye bald/ ein weib hilfft ihm aus noͤthen/
Er kan die keuſche brunſt in ihrem ſchoße toͤdten.
4.
An den Daͤdalus.
MEin Daͤdalus/ dein ſohn hat ſich gewagt zun ſternen/
Es waͤre beſſer ihm/ er haͤtte ſchwimmen lernen.
5.
Uber Fiſchers und Morus enthalſung.
WEil Fiſcher/ Thomas Mohr nicht billigt ehe ſcheiden;
Muß ihnen axt und beil den kopff vom coͤrper ſchneiden.
6.
Gelahrten muͤhe.
NAch vieler ſchrifften muͤh faͤllt dies gelehrten ein/
Daß ſie nur um ein wort aufs grab bemuͤhet ſeyn.


Das Gluͤcke.
Gluͤcke/ das iſt nicht partheyiſch/ nein/ es iſt im geben gleich:
Hoffnung giebet es den armen/ furcht denſelben/ die da reich.
La-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0138" n="128"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>1.<lb/><hi rendition="#b">Hofnung und gedult.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Je hoffnung i&#x017F;t der &#x017F;tab; gedult das rei&#x017F;e-kleid/</l><lb/>
            <l>Damit man durch den todt zieht in die ewigkeit</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>2.<lb/><hi rendition="#b">Alter Freyer.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>As wil&#x017F;tu/ alter/ dich er&#x017F;t umb ein weib bewerben?</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;telle dir dein grab und lerne ta&#x0364;glich &#x017F;terben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>3.<lb/><hi rendition="#b">Heyrathen.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Er liebt/ der freye bald/ ein weib hilfft ihm aus no&#x0364;then/</l><lb/>
            <l>Er kan die keu&#x017F;che brun&#x017F;t in ihrem &#x017F;choße to&#x0364;dten.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>4.<lb/><hi rendition="#b">An den Da&#x0364;dalus.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein Da&#x0364;dalus/ dein &#x017F;ohn hat &#x017F;ich gewagt zun &#x017F;ternen/</l><lb/>
            <l>Es wa&#x0364;re be&#x017F;&#x017F;er ihm/ er ha&#x0364;tte &#x017F;chwimmen lernen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>5.<lb/><hi rendition="#b">Uber Fi&#x017F;chers und Morus enthal&#x017F;ung.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Eil Fi&#x017F;cher/ Thomas Mohr nicht billigt ehe &#x017F;cheiden;</l><lb/>
            <l>Muß ihnen axt und beil den kopff vom co&#x0364;rper &#x017F;chneiden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>6.<lb/><hi rendition="#b">Gelahrten mu&#x0364;he.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">N</hi>Ach vieler &#x017F;chrifften mu&#x0364;h fa&#x0364;llt dies gelehrten ein/</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie nur um ein wort aufs grab bemu&#x0364;het &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das Glu&#x0364;cke.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">G</hi>lu&#x0364;cke/ das i&#x017F;t nicht partheyi&#x017F;ch/ nein/ es i&#x017F;t im geben gleich:</l><lb/>
            <l>Hoffnung giebet es den armen/ furcht den&#x017F;elben/ die da reich.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">La-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0138] Sinn-Gedichte. 1. Hofnung und gedult. DJe hoffnung iſt der ſtab; gedult das reiſe-kleid/ Damit man durch den todt zieht in die ewigkeit 2. Alter Freyer. WAs wilſtu/ alter/ dich erſt umb ein weib bewerben? Beſtelle dir dein grab und lerne taͤglich ſterben. 3. Heyrathen. WEr liebt/ der freye bald/ ein weib hilfft ihm aus noͤthen/ Er kan die keuſche brunſt in ihrem ſchoße toͤdten. 4. An den Daͤdalus. MEin Daͤdalus/ dein ſohn hat ſich gewagt zun ſternen/ Es waͤre beſſer ihm/ er haͤtte ſchwimmen lernen. 5. Uber Fiſchers und Morus enthalſung. WEil Fiſcher/ Thomas Mohr nicht billigt ehe ſcheiden; Muß ihnen axt und beil den kopff vom coͤrper ſchneiden. 6. Gelahrten muͤhe. NAch vieler ſchrifften muͤh faͤllt dies gelehrten ein/ Daß ſie nur um ein wort aufs grab bemuͤhet ſeyn. Das Gluͤcke. Gluͤcke/ das iſt nicht partheyiſch/ nein/ es iſt im geben gleich: Hoffnung giebet es den armen/ furcht denſelben/ die da reich. La-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/138
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/138>, abgerufen am 25.12.2024.