Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Sinn-Gedichte. Auf eine verliebte Kauffmanns- Frau. COurtesilis kriegt einen jungen sohn/ Da doch ihr mann vor mehr als viertzig wochen schon Jn Holland ist verreist. Jch weiß nicht was die losen leute sagen/ Es hätte sich itzt anders ausgeweist/ Als was zuletzt der gute Mann befahl/ Daß sie in sein Journal Von frembder post nichts solte lassen tragen. Gewiß sie thun der lieben frau zu viel; Denn niemand hat die Kauffmanns-art bedacht: Das kind ist ihr durch wechsel übermacht. Von Nitimarten. DJe Michal legte dort ein ziegenfell ins bette/ Als David in gefahr des lebens ward gebracht. Wenn ich die freyheit nur davon zu reden hätte/ Wie manch vertrautes Weib gar andre springe macht. So wolt ich nur so viel von Nitimarten sagen: Sie leget einen balck/ sich selbst, ins bette nein/ An dem die hörner zwar nicht zu erkennen seyn/ Doch fühlet sie der mann. Denn dieser muß sie tragen. An einen bösen Juristen. DAß du sehr wenig seyst im rechten unterwiesen/ Beweiß ich dir aus diesen: Das recht hat dreyerley: Leb' in der erbarkeit/ Thu keinem menschen leidt Gib jedem was ihm soll; Nun ist dein gantzes leben Der üppigkeit ergeben/ Wer kan vor deinem maul an ehren sicher seyn/ Die schmach ist dir gemein/ Wem
Sinn-Gedichte. Auf eine verliebte Kauffmanns- Frau. COurteſilis kriegt einen jungen ſohn/ Da doch ihr mann vor mehr als viertzig wochen ſchon Jn Holland iſt verreiſt. Jch weiß nicht was die loſen leute ſagen/ Es haͤtte ſich itzt anders ausgeweiſt/ Als was zuletzt der gute Mann befahl/ Daß ſie in ſein Journal Von frembder poſt nichts ſolte laſſen tragen. Gewiß ſie thun der lieben frau zu viel; Denn niemand hat die Kauffmanns-art bedacht: Das kind iſt ihr durch wechſel uͤbermacht. Von Nitimarten. DJe Michal legte dort ein ziegenfell ins bette/ Als David in gefahr des lebens ward gebracht. Wenn ich die freyheit nur davon zu reden hätte/ Wie manch vertrautes Weib gar andre ſpringe macht. So wolt ich nur ſo viel von Nitimarten ſagen: Sie leget einen balck/ ſich ſelbſt, ins bette nein/ An dem die hoͤrner zwar nicht zu erkennen ſeyn/ Doch fuͤhlet ſie der mann. Denn dieſer muß ſie tragen. An einen boͤſen Juriſten. DAß du ſehr wenig ſeyſt im rechten unterwieſen/ Beweiß ich dir aus dieſen: Das recht hat dreyerley: Leb’ in der erbarkeit/ Thu keinem menſchen leidt Gib jedem was ihm ſoll; Nun iſt dein gantzes leben Der uͤppigkeit ergeben/ Wer kan vor deinem maul an ehren ſicher ſeyn/ Die ſchmach iſt dir gemein/ Wem
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COurteſilis kriegt einen jungen ſohn/
Da doch ihr mann vor mehr als viertzig wochen ſchon
Jn Holland iſt verreiſt.
Jch weiß nicht was die loſen leute ſagen/
Es haͤtte ſich itzt anders ausgeweiſt/
Als was zuletzt der gute Mann befahl/
Daß ſie in ſein Journal
Von frembder poſt nichts ſolte laſſen tragen.
Gewiß ſie thun der lieben frau zu viel;
Denn niemand hat die Kauffmanns-art bedacht:
Das kind iſt ihr durch wechſel uͤbermacht.
Von Nitimarten.
DJe Michal legte dort ein ziegenfell ins bette/
Als David in gefahr des lebens ward gebracht.
Wenn ich die freyheit nur davon zu reden hätte/
Wie manch vertrautes Weib gar andre ſpringe macht.
So wolt ich nur ſo viel von Nitimarten ſagen:
Sie leget einen balck/ ſich ſelbſt, ins bette nein/
An dem die hoͤrner zwar nicht zu erkennen ſeyn/
Doch fuͤhlet ſie der mann. Denn dieſer muß ſie tragen.
An einen boͤſen Juriſten.
DAß du ſehr wenig ſeyſt im rechten unterwieſen/
Beweiß ich dir aus dieſen:
Das recht hat dreyerley: Leb’ in der erbarkeit/
Thu keinem menſchen leidt
Gib jedem was ihm ſoll; Nun iſt dein gantzes leben
Der uͤppigkeit ergeben/
Wer kan vor deinem maul an ehren ſicher ſeyn/
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/134>, abgerufen am 16.02.2025. |