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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Sinn-Gedichte.
3.
An den Schiffer/ Marggr. Ph.
DAß eure scheeren weit von meinen unterschieden/
Weiß ich zwar/ Schiffer/ wohl/ drum laß ich euch zu frieden:
Doch wär in dem compaß die nadel nicht geschliffen/
Jhr würdet nimmermehr gerade können schiffen.
4.
An den Pater/ Mar. C. und seine
Nonne.
WJe stehet ihr so nah/ Herr Pater/ bey der Nonnen?
Der orden ist bequem zur kurtzweil ausgesonnen.
Wißt aber/ wenn ihr so nach Nonnen-kutten greifft/
Daß euch diabolus die gleißner-finger schlenfft.
5.
An den Mar. L. Littauischen Bauer.
HOh/ hoh? der schickt sich recht auf meine kleine mühle!
Hieher Littauscher Baur/ dir schleif ich bey dem spiele
Die rohen sitten weg; doch gehts bey dir nah zu;
Dein weib/ das grösser ist/ hats nöthiger als du.
6.
An den Gärtner und Gärtnerin.
HErr Gärtner/ wie so lahm? Wie stehts ums garten-messer?
Mich düncket/ es wird stumpf: geschliffen schneidt es besser.
Wer aber hat so schön die Gärtnerin polirt?
Ein ander/ mein ich wol/ als der sie itzund führt.
7.
Fürst von Anhalt ein alter Deutscher.
WAs saget man von dir/ du alter biederman?
Jch sehe nichts an dir/ so ich mehr schleiffen kan.
Dein
Sinn-Gedichte.
3.
An den Schiffer/ Marggr. Ph.
DAß eure ſcheeren weit von meinen unterſchieden/
Weiß ich zwar/ Schiffer/ wohl/ drum laß ich euch zu frieden:
Doch waͤr in dem compaß die nadel nicht geſchliffen/
Jhr wuͤrdet nimmermehr gerade koͤnnen ſchiffen.
4.
An den Pater/ Mar. C. und ſeine
Nonne.
WJe ſtehet ihr ſo nah/ Herr Pater/ bey der Nonnen?
Der orden iſt bequem zur kurtzweil ausgeſonnen.
Wißt aber/ wenn ihr ſo nach Nonnen-kutten greifft/
Daß euch diabolus die gleißner-finger ſchlenfft.
5.
An den Mar. L. Littauiſchen Bauer.
HOh/ hoh? der ſchickt ſich recht auf meine kleine muͤhle!
Hieher Littauſcher Baur/ dir ſchleif ich bey dem ſpiele
Die rohen ſitten weg; doch gehts bey dir nah zu;
Dein weib/ das groͤſſer iſt/ hats noͤthiger als du.
6.
An den Gaͤrtner und Gaͤrtnerin.
HErr Gaͤrtner/ wie ſo lahm? Wie ſtehts ums garten-meſſer?
Mich duͤncket/ es wird ſtumpf: geſchliffen ſchneidt es beſſer.
Wer aber hat ſo ſchoͤn die Gaͤrtnerin polirt?
Ein ander/ mein ich wol/ als der ſie itzund fuͤhrt.
7.
Fuͤrſt von Anhalt ein alter Deutſcher.
WAs ſaget man von dir/ du alter biederman?
Jch ſehe nichts an dir/ ſo ich mehr ſchleiffen kan.
Dein
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[116/0126] Sinn-Gedichte. 3. An den Schiffer/ Marggr. Ph. DAß eure ſcheeren weit von meinen unterſchieden/ Weiß ich zwar/ Schiffer/ wohl/ drum laß ich euch zu frieden: Doch waͤr in dem compaß die nadel nicht geſchliffen/ Jhr wuͤrdet nimmermehr gerade koͤnnen ſchiffen. 4. An den Pater/ Mar. C. und ſeine Nonne. WJe ſtehet ihr ſo nah/ Herr Pater/ bey der Nonnen? Der orden iſt bequem zur kurtzweil ausgeſonnen. Wißt aber/ wenn ihr ſo nach Nonnen-kutten greifft/ Daß euch diabolus die gleißner-finger ſchlenfft. 5. An den Mar. L. Littauiſchen Bauer. HOh/ hoh? der ſchickt ſich recht auf meine kleine muͤhle! Hieher Littauſcher Baur/ dir ſchleif ich bey dem ſpiele Die rohen ſitten weg; doch gehts bey dir nah zu; Dein weib/ das groͤſſer iſt/ hats noͤthiger als du. 6. An den Gaͤrtner und Gaͤrtnerin. HErr Gaͤrtner/ wie ſo lahm? Wie ſtehts ums garten-meſſer? Mich duͤncket/ es wird ſtumpf: geſchliffen ſchneidt es beſſer. Wer aber hat ſo ſchoͤn die Gaͤrtnerin polirt? Ein ander/ mein ich wol/ als der ſie itzund fuͤhrt. 7. Fuͤrſt von Anhalt ein alter Deutſcher. WAs ſaget man von dir/ du alter biederman? Jch ſehe nichts an dir/ ſo ich mehr ſchleiffen kan. Dein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/126>, abgerufen am 27.11.2024.