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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Verliebte Gedichte.

Doch wenn der schlaff vorbey/ muß sich die unruh mehren/
Und sich der süsse trost fast in verzweiflung kehren.

4.
Mir schenckt die dunckle nacht gewüntscht mein ander leben:
Mich blickt der helle tag dargegen neidisch an.
Und meine seele muß sich fast dem todt ergeben/
Basmanda/ siehe doch/ was deine schönheit kan!
Darf mein verliebtes hertz gleich noch in hofnung stehen/
So muß ich doch aus furcht als wie ein schatten gehen.
5.
Ach wil sich nicht einmal mein heiß verlangen fügen?
Wann hemmt die strudel-see den ungewissen lauff?
Wenn läst das glücke doch mein hertz vor ancker liegen?
Wenn schlisset sich gewünscht der schöne hafen auf?
Wird endlich mast und schiff noch an den strand getrieben?
Und soll ich lebenslang in furcht und zweifel lieben?
6.
Basmanda/ wilst du dich nicht über mich erbarmen?
Jst deine brust von ertz? sind deine lippen stahl?
Jch sincke: Halt mich doch mit deinen schönen armen/
Ergötzest du dich selbst an meiner liebes-qual?
Doch kan ich durch den todt nur deine gunst erwerben/
So bin ich schon vergnügt und wil mit freuden sterben.
7.
Doch wo gerath ich hin? will ich auch wachend träumen?
Basmanda liebet mich. Die zeit und hoffnung wird/
Was unsre liebe stört/ noch aus dem wege räumen/
Jhr träume fahret fort und machet mich verirrt/
Was mich ein schatten läst mit süsser wollust wissen/
Das hoff ich in der that und wachend noch zu küssen.




O Grausamkeit! wie daß mein treues hertz
Von liebes-brunst muß seyn so hart gequälet?
O Un-

Verliebte Gedichte.

Doch wenn der ſchlaff vorbey/ muß ſich die unruh mehren/
Und ſich der ſuͤſſe troſt faſt in verzweiflung kehren.

4.
Mir ſchenckt die dunckle nacht gewuͤntſcht mein ander leben:
Mich blickt der helle tag dargegen neidiſch an.
Und meine ſeele muß ſich faſt dem todt ergeben/
Basmanda/ ſiehe doch/ was deine ſchoͤnheit kan!
Darf mein verliebtes hertz gleich noch in hofnung ſtehen/
So muß ich doch aus furcht als wie ein ſchatten gehen.
5.
Ach wil ſich nicht einmal mein heiß verlangen fuͤgen?
Wann hemmt die ſtrudel-ſee den ungewiſſen lauff?
Wenn laͤſt das gluͤcke doch mein hertz vor ancker liegen?
Wenn ſchliſſet ſich gewuͤnſcht der ſchoͤne hafen auf?
Wird endlich maſt und ſchiff noch an den ſtrand getrieben?
Und ſoll ich lebenslang in furcht und zweifel lieben?
6.
Basmanda/ wilſt du dich nicht uͤber mich erbarmen?
Jſt deine bruſt von ertz? ſind deine lippen ſtahl?
Jch ſincke: Halt mich doch mit deinen ſchoͤnen armen/
Ergoͤtzeſt du dich ſelbſt an meiner liebes-qual?
Doch kan ich durch den todt nur deine gunſt erwerben/
So bin ich ſchon vergnuͤgt und wil mit freuden ſterben.
7.
Doch wo gerath ich hin? will ich auch wachend traͤumen?
Basmanda liebet mich. Die zeit und hoffnung wird/
Was unſre liebe ſtoͤrt/ noch aus dem wege raͤumen/
Jhr traͤume fahret fort und machet mich verirrt/
Was mich ein ſchatten laͤſt mit ſuͤſſer wolluſt wiſſen/
Das hoff ich in der that und wachend noch zu kuͤſſen.




O Grauſamkeit! wie daß mein treues hertz
Von liebes-brunſt muß ſeyn ſo hart gequaͤlet?
O Un-
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[102/0112] Verliebte Gedichte. Doch wenn der ſchlaff vorbey/ muß ſich die unruh mehren/ Und ſich der ſuͤſſe troſt faſt in verzweiflung kehren. 4. Mir ſchenckt die dunckle nacht gewuͤntſcht mein ander leben: Mich blickt der helle tag dargegen neidiſch an. Und meine ſeele muß ſich faſt dem todt ergeben/ Basmanda/ ſiehe doch/ was deine ſchoͤnheit kan! Darf mein verliebtes hertz gleich noch in hofnung ſtehen/ So muß ich doch aus furcht als wie ein ſchatten gehen. 5. Ach wil ſich nicht einmal mein heiß verlangen fuͤgen? Wann hemmt die ſtrudel-ſee den ungewiſſen lauff? Wenn laͤſt das gluͤcke doch mein hertz vor ancker liegen? Wenn ſchliſſet ſich gewuͤnſcht der ſchoͤne hafen auf? Wird endlich maſt und ſchiff noch an den ſtrand getrieben? Und ſoll ich lebenslang in furcht und zweifel lieben? 6. Basmanda/ wilſt du dich nicht uͤber mich erbarmen? Jſt deine bruſt von ertz? ſind deine lippen ſtahl? Jch ſincke: Halt mich doch mit deinen ſchoͤnen armen/ Ergoͤtzeſt du dich ſelbſt an meiner liebes-qual? Doch kan ich durch den todt nur deine gunſt erwerben/ So bin ich ſchon vergnuͤgt und wil mit freuden ſterben. 7. Doch wo gerath ich hin? will ich auch wachend traͤumen? Basmanda liebet mich. Die zeit und hoffnung wird/ Was unſre liebe ſtoͤrt/ noch aus dem wege raͤumen/ Jhr traͤume fahret fort und machet mich verirrt/ Was mich ein ſchatten laͤſt mit ſuͤſſer wolluſt wiſſen/ Das hoff ich in der that und wachend noch zu kuͤſſen. O Grauſamkeit! wie daß mein treues hertz Von liebes-brunſt muß ſeyn ſo hart gequaͤlet? O Un-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/112>, abgerufen am 24.11.2024.