Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Verliebte Gedichte. 7. Jch muß zum lichte meiner seelen/Das mir vergnügte blicke schickt Und den verliebten geist erquickt/ Doch mit der zeit nur eine wehlen. Allein sie sind fast gleicher krafft/ So bleibt mein blödes hertz inzwischen zweiffelhafft. 8. Ach eine läst recht wunderschöne/Zumahl wenn das entzückte licht Durch die geschwärtzten wolcken bricht/ Und diese nennt sich - - -. Doch lob ich den/ der das erräth. Die allerschönste heißt: wie denn? - - - -. E. N. 1. HAlt ein/ was quälst du mich mit viel verliebten träumen?Schliest mein vergnügen sich in blossen schatten ein? Jch greiffe nach der frucht an wunderschönen bäumen; Wiewol da muß die lust ein leerer fehlgriff seyn. Mich deucht/ ich könne schon im paradise stehen/ Und muß durch wüsteney noch in der irre gehen. 2. Jch stille meinen durst an deinen schönen brüsten/Allein des morgens kömmt der durst mich doppelt an; Mir ist/ als ob mich stets die süssen lippen küsten/ Doch wenn ich wachend bin/ so hats ein traum gethan/ Läst die entzückung mich in deinen armen hangen/ So hab ich dennoch früh das bette nur umfangen. 3. Jch klage meine noth/ du hörest meine klagen/Und sprichst mir lauter trost mit holden augen zu. Dein schöner mund befiehlt mein glücke nur zu wagen/ So macht die hoffnung mir die angenehmste ruh. Doch G 4
Verliebte Gedichte. 7. Jch muß zum lichte meiner ſeelen/Das mir vergnuͤgte blicke ſchickt Und den verliebten geiſt erquickt/ Doch mit der zeit nur eine wehlen. Allein ſie ſind faſt gleicher krafft/ So bleibt mein bloͤdes hertz inzwiſchen zweiffelhafft. 8. Ach eine laͤſt recht wunderſchoͤne/Zumahl wenn das entzuͤckte licht Durch die geſchwaͤrtzten wolcken bricht/ Und dieſe nennt ſich ‒ ‒ ‒. Doch lob ich den/ der das erraͤth. Die allerſchoͤnſte heißt: wie denn? ‒ ‒ ‒ ‒. E. N. 1. HAlt ein/ was quaͤlſt du mich mit viel verliebten traͤumen?Schlieſt mein vergnuͤgen ſich in bloſſen ſchatten ein? Jch greiffe nach der frucht an wunderſchoͤnen baͤumen; Wiewol da muß die luſt ein leerer fehlgriff ſeyn. Mich deucht/ ich koͤnne ſchon im paradiſe ſtehen/ Und muß durch wuͤſteney noch in der irre gehen. 2. Jch ſtille meinen durſt an deinen ſchoͤnen bruͤſten/Allein des morgens koͤmmt der durſt mich doppelt an; Mir iſt/ als ob mich ſtets die ſuͤſſen lippen kuͤſten/ Doch wenn ich wachend bin/ ſo hats ein traum gethan/ Laͤſt die entzuͤckung mich in deinen armen hangen/ So hab ich dennoch fruͤh das bette nur umfangen. 3. Jch klage meine noth/ du hoͤreſt meine klagen/Und ſprichſt mir lauter troſt mit holden augen zu. Dein ſchoͤner mund befiehlt mein gluͤcke nur zu wagen/ So macht die hoffnung mir die angenehmſte ruh. Doch G 4
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Verliebte Gedichte.
7.
Jch muß zum lichte meiner ſeelen/
Das mir vergnuͤgte blicke ſchickt
Und den verliebten geiſt erquickt/
Doch mit der zeit nur eine wehlen.
Allein ſie ſind faſt gleicher krafft/
So bleibt mein bloͤdes hertz inzwiſchen zweiffelhafft.
8.
Ach eine laͤſt recht wunderſchoͤne/
Zumahl wenn das entzuͤckte licht
Durch die geſchwaͤrtzten wolcken bricht/
Und dieſe nennt ſich ‒ ‒ ‒.
Doch lob ich den/ der das erraͤth.
Die allerſchoͤnſte heißt: wie denn? ‒ ‒ ‒ ‒.
E. N.
1.
HAlt ein/ was quaͤlſt du mich mit viel verliebten traͤumen?
Schlieſt mein vergnuͤgen ſich in bloſſen ſchatten ein?
Jch greiffe nach der frucht an wunderſchoͤnen baͤumen;
Wiewol da muß die luſt ein leerer fehlgriff ſeyn.
Mich deucht/ ich koͤnne ſchon im paradiſe ſtehen/
Und muß durch wuͤſteney noch in der irre gehen.
2.
Jch ſtille meinen durſt an deinen ſchoͤnen bruͤſten/
Allein des morgens koͤmmt der durſt mich doppelt an;
Mir iſt/ als ob mich ſtets die ſuͤſſen lippen kuͤſten/
Doch wenn ich wachend bin/ ſo hats ein traum gethan/
Laͤſt die entzuͤckung mich in deinen armen hangen/
So hab ich dennoch fruͤh das bette nur umfangen.
3.
Jch klage meine noth/ du hoͤreſt meine klagen/
Und ſprichſt mir lauter troſt mit holden augen zu.
Dein ſchoͤner mund befiehlt mein gluͤcke nur zu wagen/
So macht die hoffnung mir die angenehmſte ruh.
Doch
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/111>, abgerufen am 15.08.2024. |