Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte Gedichte.
6.
Wiltu der tugend nach ein rechter Engel seyn/
So mustu auch/ was menschlich ist/ verdammen:
Denn schön und grausam seyn/ schickt übel sich zusammen;
Ein nebel reißt der sonnen purpur ein;
Und deiner blitze liebes-wesen/
Das aus den lichten augen fährt/
Jst weiter keiner wunder werth/
Dafern du dir den zorn zum bruder außerlesen.
7.
Nun ach! Florette nim die demuth wieder an/
Empfange mich mit gnaden-vollen armen/
Bestrahle deinen knecht durch quellendes erbarmen/
Der ohne deine gunst nicht leben kan;
Sprich/ daß dein himmel nach dem krachen
Mir wieder voller rosen steht/
So muß/ noch eh der tag vergeht/
Die sonne meiner lust mit frischer anmuth lachen.


1.
WArumb betrübstu mich/ der dich so hertzlich liebet/
Und so viel seufftzer dir zum treuen opffer giebet/
Jch dacht/ es zeigte licht in deinen augen sich/
Jtzt find' ich flecken drein/ warum betrübstu mich?
2.
Die vormahls treue hand/ die ich so offt gedrücket/
Befind ich nicht mehr treu/ sie hat mich nur berücket;
Auch frembden fingern ist ihr kützel schon bekandt/
Sie drückt mich nicht allein die vormahls treue hand.
3.
Die schöne liljen-brust voll lieblicher narcissen/
Mit rosen auffgespitzt/ die ich nur pflag zu küssen/
Hegt frembden lippen nun auch blumen süsser lust/
Warum ist sie so falsch die schöne liljen-brust?
Die
Verliebte Gedichte.
6.
Wiltu der tugend nach ein rechter Engel ſeyn/
So muſtu auch/ was menſchlich iſt/ verdammen:
Deñ ſchoͤn und grauſam ſeyn/ ſchickt uͤbel ſich zuſam̃en;
Ein nebel reißt der ſonnen purpur ein;
Und deiner blitze liebes-weſen/
Das aus den lichten augen faͤhrt/
Jſt weiter keiner wunder werth/
Dafern du dir den zorn zum bruder außerleſen.
7.
Nun ach! Florette nim die demuth wieder an/
Empfange mich mit gnaden-vollen armen/
Beſtrahle deinen knecht durch quellendes erbarmen/
Der ohne deine gunſt nicht leben kan;
Sprich/ daß dein himmel nach dem krachen
Mir wieder voller roſen ſteht/
So muß/ noch eh der tag vergeht/
Die ſonne meiner luſt mit friſcher anmuth lachen.


1.
WArumb betruͤbſtu mich/ der dich ſo hertzlich liebet/
Und ſo viel ſeufftzer dir zum treuen opffer giebet/
Jch dacht/ es zeigte licht in deinen augen ſich/
Jtzt find’ ich flecken drein/ warum betruͤbſtu mich?
2.
Die vormahls treue hand/ die ich ſo offt gedruͤcket/
Befind ich nicht mehr treu/ ſie hat mich nur beruͤcket;
Auch frembden fingern iſt ihr kuͤtzel ſchon bekandt/
Sie druͤckt mich nicht allein die vormahls treue hand.
3.
Die ſchoͤne liljen-bruſt voll lieblicher narciſſen/
Mit roſen auffgeſpitzt/ die ich nur pflag zu kuͤſſen/
Hegt frembden lippen nun auch blumen ſuͤſſer luſt/
Warum iſt ſie ſo falſch die ſchoͤne liljen-bruſt?
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0096" n="80"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Wiltu der tugend nach ein rechter Engel &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;tu auch/ was men&#x017F;chlich i&#x017F;t/ verdammen:</l><lb/>
            <l>Den&#x0303; &#x017F;cho&#x0364;n und grau&#x017F;am &#x017F;eyn/ &#x017F;chickt u&#x0364;bel &#x017F;ich zu&#x017F;am&#x0303;en;</l><lb/>
            <l>Ein nebel reißt der &#x017F;onnen purpur ein;</l><lb/>
            <l>Und deiner blitze liebes-we&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Das aus den lichten augen fa&#x0364;hrt/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t weiter keiner wunder werth/</l><lb/>
            <l>Dafern du dir den zorn zum bruder außerle&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head>7.</head><lb/>
            <l>Nun ach! Florette nim die demuth wieder an/</l><lb/>
            <l>Empfange mich mit gnaden-vollen armen/</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;trahle deinen knecht durch quellendes erbarmen/</l><lb/>
            <l>Der ohne deine gun&#x017F;t nicht leben kan;</l><lb/>
            <l>Sprich/ daß dein himmel nach dem krachen</l><lb/>
            <l>Mir wieder voller ro&#x017F;en &#x017F;teht/</l><lb/>
            <l>So muß/ noch eh der tag vergeht/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;onne meiner lu&#x017F;t mit fri&#x017F;cher anmuth lachen.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Arumb betru&#x0364;b&#x017F;tu mich/ der dich &#x017F;o hertzlich liebet/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o viel &#x017F;eufftzer dir zum treuen opffer giebet/</l><lb/>
            <l>Jch dacht/ es zeigte licht in deinen augen &#x017F;ich/</l><lb/>
            <l>Jtzt find&#x2019; ich flecken drein/ warum betru&#x0364;b&#x017F;tu mich?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Die vormahls treue hand/ die ich &#x017F;o offt gedru&#x0364;cket/</l><lb/>
            <l>Befind ich nicht mehr treu/ &#x017F;ie hat mich nur beru&#x0364;cket;</l><lb/>
            <l>Auch frembden fingern i&#x017F;t ihr ku&#x0364;tzel &#x017F;chon bekandt/</l><lb/>
            <l>Sie dru&#x0364;ckt mich nicht allein die vormahls treue hand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Die &#x017F;cho&#x0364;ne liljen-bru&#x017F;t voll lieblicher narci&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Mit ro&#x017F;en auffge&#x017F;pitzt/ die ich nur pflag zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Hegt frembden lippen nun auch blumen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er lu&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Warum i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;o fal&#x017F;ch die &#x017F;cho&#x0364;ne liljen-bru&#x017F;t?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0096] Verliebte Gedichte. 6. Wiltu der tugend nach ein rechter Engel ſeyn/ So muſtu auch/ was menſchlich iſt/ verdammen: Deñ ſchoͤn und grauſam ſeyn/ ſchickt uͤbel ſich zuſam̃en; Ein nebel reißt der ſonnen purpur ein; Und deiner blitze liebes-weſen/ Das aus den lichten augen faͤhrt/ Jſt weiter keiner wunder werth/ Dafern du dir den zorn zum bruder außerleſen. 7. Nun ach! Florette nim die demuth wieder an/ Empfange mich mit gnaden-vollen armen/ Beſtrahle deinen knecht durch quellendes erbarmen/ Der ohne deine gunſt nicht leben kan; Sprich/ daß dein himmel nach dem krachen Mir wieder voller roſen ſteht/ So muß/ noch eh der tag vergeht/ Die ſonne meiner luſt mit friſcher anmuth lachen. 1. WArumb betruͤbſtu mich/ der dich ſo hertzlich liebet/ Und ſo viel ſeufftzer dir zum treuen opffer giebet/ Jch dacht/ es zeigte licht in deinen augen ſich/ Jtzt find’ ich flecken drein/ warum betruͤbſtu mich? 2. Die vormahls treue hand/ die ich ſo offt gedruͤcket/ Befind ich nicht mehr treu/ ſie hat mich nur beruͤcket; Auch frembden fingern iſt ihr kuͤtzel ſchon bekandt/ Sie druͤckt mich nicht allein die vormahls treue hand. 3. Die ſchoͤne liljen-bruſt voll lieblicher narciſſen/ Mit roſen auffgeſpitzt/ die ich nur pflag zu kuͤſſen/ Hegt frembden lippen nun auch blumen ſuͤſſer luſt/ Warum iſt ſie ſo falſch die ſchoͤne liljen-bruſt? Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/96
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/96>, abgerufen am 22.11.2024.