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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Jhre beantwortung.
A. E. S.
WJe hör' ich? tadelt man die rothe meer-corallen?
Läßt man sich ihren werth und tugend nicht gefallen?
Braucht man an ihrer statt der lippen rosen-schein/
Die zwar von farben roth/ doch nicht corallen seyn?
Corallen/ die die schooß der kalten see gebohren/
Die die erfahrung hat zur kühlung auserkohren/
Den setzet man hindan/ und küßt den heissen mund/
Der doch den matten geist an kühlungs statt verwundt.
Man kan den purpur-mund ja wol corallen nennen/
Doch nicht corallen-werth den lippen zuerkennen:
Sonst hielt ein güldner schein auch in sich goldes-krafft/
Und rothe distel-blüt/ granaten-süssen safft.
Die rosen kühlen auch/ wer ihren zucker schmecket;
Doch hat manch rosen-mund offt seelen angestecket/
Und eine liljen-haut/ die sich mit schnee vermählt/
Hat unter ihrem eyß offt glut und feur verhehlt.
Wer schilt nun meinen rath/ und meine treue lehren?
Klag' eintzig über dich/ daß du nicht wollen hören;
Der mangel liegt an dir: ach! table nicht die cur/
Corallen helffen schon: man such' die rechte nur.


Auf ihre Augen.
C. E.
LJsette/ leih' mir eins von deinen schönen augen/
Denn meine wollen gar zur liebe nicht mehr taugen/
Sie hegen keine glut/ kein feuer/ keinen brand/
Kein funcke läst sich mehr in ihren äpffeln finden/
Was lust und liebreitz heist/ ist ihnen unbekant/
Und alle lockung will aus ihren gräntzen schwinden.
Mein
Galante Gedichte.
Jhre beantwortung.
A. E. S.
WJe hoͤr’ ich? tadelt man die rothe meer-corallen?
Laͤßt man ſich ihren werth und tugend nicht gefallen?
Braucht man an ihrer ſtatt der lippen roſen-ſchein/
Die zwar von farben roth/ doch nicht corallen ſeyn?
Corallen/ die die ſchooß der kalten ſee gebohren/
Die die erfahrung hat zur kuͤhlung auserkohren/
Den ſetzet man hindan/ und kuͤßt den heiſſen mund/
Der doch den matten geiſt an kuͤhlungs ſtatt verwundt.
Man kan den purpur-mund ja wol corallen nennen/
Doch nicht corallen-werth den lippen zuerkennen:
Sonſt hielt ein guͤldner ſchein auch in ſich goldes-krafft/
Und rothe diſtel-bluͤt/ granaten-ſuͤſſen ſafft.
Die roſen kuͤhlen auch/ wer ihren zucker ſchmecket;
Doch hat manch roſen-mund offt ſeelen angeſtecket/
Und eine liljen-haut/ die ſich mit ſchnee vermaͤhlt/
Hat unter ihrem eyß offt glut und feur verhehlt.
Wer ſchilt nun meinen rath/ und meine treue lehren?
Klag’ eintzig uͤber dich/ daß du nicht wollen hoͤren;
Der mangel liegt an dir: ach! table nicht die cur/
Corallen helffen ſchon: man ſuch’ die rechte nur.


Auf ihre Augen.
C. E.
LJſette/ leih’ mir eins von deinen ſchoͤnen augen/
Denn meine wollen gar zur liebe nicht mehr taugen/
Sie hegen keine glut/ kein feuer/ keinen brand/
Kein funcke laͤſt ſich mehr in ihren aͤpffeln finden/
Was luſt und liebreitz heiſt/ iſt ihnen unbekant/
Und alle lockung will aus ihren graͤntzen ſchwinden.
Mein
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[47/0063] Galante Gedichte. Jhre beantwortung. A. E. S. WJe hoͤr’ ich? tadelt man die rothe meer-corallen? Laͤßt man ſich ihren werth und tugend nicht gefallen? Braucht man an ihrer ſtatt der lippen roſen-ſchein/ Die zwar von farben roth/ doch nicht corallen ſeyn? Corallen/ die die ſchooß der kalten ſee gebohren/ Die die erfahrung hat zur kuͤhlung auserkohren/ Den ſetzet man hindan/ und kuͤßt den heiſſen mund/ Der doch den matten geiſt an kuͤhlungs ſtatt verwundt. Man kan den purpur-mund ja wol corallen nennen/ Doch nicht corallen-werth den lippen zuerkennen: Sonſt hielt ein guͤldner ſchein auch in ſich goldes-krafft/ Und rothe diſtel-bluͤt/ granaten-ſuͤſſen ſafft. Die roſen kuͤhlen auch/ wer ihren zucker ſchmecket; Doch hat manch roſen-mund offt ſeelen angeſtecket/ Und eine liljen-haut/ die ſich mit ſchnee vermaͤhlt/ Hat unter ihrem eyß offt glut und feur verhehlt. Wer ſchilt nun meinen rath/ und meine treue lehren? Klag’ eintzig uͤber dich/ daß du nicht wollen hoͤren; Der mangel liegt an dir: ach! table nicht die cur/ Corallen helffen ſchon: man ſuch’ die rechte nur. Auf ihre Augen. C. E. LJſette/ leih’ mir eins von deinen ſchoͤnen augen/ Denn meine wollen gar zur liebe nicht mehr taugen/ Sie hegen keine glut/ kein feuer/ keinen brand/ Kein funcke laͤſt ſich mehr in ihren aͤpffeln finden/ Was luſt und liebreitz heiſt/ iſt ihnen unbekant/ Und alle lockung will aus ihren graͤntzen ſchwinden. Mein

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/63>, abgerufen am 25.11.2024.