Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
5. Verhärtst du aber deine sinnen/Und wilst ein alabaster seyn/ So gönne mir zum leichen-stein Dein hertze/ wenn ich muß von hinnen/ Und schreibe diese schrifft mit stahl und eisen an/ Wo anders auch ein stahl dein hertze zwingen kan. 6. Adanis konte sonst nicht liebenAls was der himmel selber liebt; Was einem steten nahmen giebt War nur sein eintziges vergnügen: Deswegen/ als er fiel/ so konte nur allein Vom himmel/ dem er gleich/ sein letztes fallen seyn. Rätzel. 1. JCh bin schnell wie wasser ist/ ein tyrann der welt und könig/ Aller mörd- und vater auch: vor mir gilt die stärcke wenig/ Alles theils durch liebe wird/ theils durch zwang von mir regieret/ Tod und leben wird durch mich auf der erden eingeführet. 2. Jch bin wie ein vogel schnell/ eines alters mit der erden; Doch ein solch zerstörer auch/ als nur kan gefunden werden. Keiner ist/ der mich nicht kennet auf der see/ in meinem reich/ Ob er mich nicht hört und siehet/ scheut er dennoch meine streich. 3. Seit daß ich gebohren bin/ muß ich unaufhörlich lauffen/ Alle welt die suchet mich/ kommt zu mir mit grossem hauffen/ Ob-
5. Verhaͤrtſt du aber deine ſinnen/Und wilſt ein alabaſter ſeyn/ So goͤnne mir zum leichen-ſtein Dein hertze/ wenn ich muß von hinnen/ Und ſchreibe dieſe ſchrifft mit ſtahl und eiſen an/ Wo anders auch ein ſtahl dein hertze zwingen kan. 6. Adanis konte ſonſt nicht liebenAls was der himmel ſelber liebt; Was einem ſteten nahmen giebt War nur ſein eintziges vergnuͤgen: Deswegen/ als er fiel/ ſo konte nur allein Vom himmel/ dem er gleich/ ſein letztes fallen ſeyn. Raͤtzel. 1. JCh bin ſchnell wie waſſer iſt/ ein tyrann deꝛ welt und koͤnig/ Aller moͤrd- und vater auch: vor mir gilt die ſtaͤrcke wenig/ Alles theils durch liebe wird/ theils durch zwang von mir regieret/ Tod und leben wird durch mich auf der erden eingefuͤhret. 2. Jch bin wie ein vogel ſchnell/ eines alters mit der erden; Doch ein ſolch zerſtoͤrer auch/ als nur kan gefunden werden. Keiner iſt/ der mich nicht kennet auf der ſee/ in meinem reich/ Ob er mich nicht hoͤrt und ſiehet/ ſcheut eꝛ dennoch meine ſtreich. 3. Seit daß ich gebohren bin/ muß ich unaufhoͤrlich lauffen/ Alle welt die ſuchet mich/ kommt zu mir mit groſſem hauffen/ Ob-
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Vermiſchte Gedichte.
Laß ich mich nun zu weit heraus
Und werde es zu wege bringen/
So bleibt mir doch der ruhm/ daß nur ein himmels-kind
Jn reiner liebe mich hat gegen dich entzuͤndt.
5.
Verhaͤrtſt du aber deine ſinnen/
Und wilſt ein alabaſter ſeyn/
So goͤnne mir zum leichen-ſtein
Dein hertze/ wenn ich muß von hinnen/
Und ſchreibe dieſe ſchrifft mit ſtahl und eiſen an/
Wo anders auch ein ſtahl dein hertze zwingen kan.
6.
Adanis konte ſonſt nicht lieben
Als was der himmel ſelber liebt;
Was einem ſteten nahmen giebt
War nur ſein eintziges vergnuͤgen:
Deswegen/ als er fiel/ ſo konte nur allein
Vom himmel/ dem er gleich/ ſein letztes fallen ſeyn.
Raͤtzel.
1.
JCh bin ſchnell wie waſſer iſt/ ein tyrann deꝛ welt und koͤnig/
Aller moͤrd- und vater auch: vor mir gilt die ſtaͤrcke wenig/
Alles theils durch liebe wird/ theils durch zwang von mir
regieret/
Tod und leben wird durch mich auf der erden eingefuͤhret.
2.
Jch bin wie ein vogel ſchnell/ eines alters mit der erden;
Doch ein ſolch zerſtoͤrer auch/ als nur kan gefunden werden.
Keiner iſt/ der mich nicht kennet auf der ſee/ in meinem reich/
Ob er mich nicht hoͤrt und ſiehet/ ſcheut eꝛ dennoch meine ſtreich.
3.
Seit daß ich gebohren bin/ muß ich unaufhoͤrlich lauffen/
Alle welt die ſuchet mich/ kommt zu mir mit groſſem hauffen/
Ob-
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