Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Von der winter-zeit. SOll ich des winters art nicht lieben/ Weil er des jahres alter heist/ Der gärte zierrath nieder reist/ Wenn er der felder lust vertrieben/ Als ein unangenehmer greiß/ Verkleidet liegt in schnee und eiß? Der winter macht aus wasser brücken/ Auf welchen ich kan sicher stehn/ Auf welchen pferd und wagen gehn/ Der winter heilt mir brust und rücken/ Wenn mir des ofens liebligkeit Macht in der stube sommer-zeit. Jm winter hab ich zu geniessen/ Was mir der kühne jäger bringt/ Was nicht mehr in dem winter singt/ Kan in den magen sich verschliessen/ Des winters kälte machet hitz Jn der verborgnen liebe sitz. Jm winter können wir die sternen Viel besser als im sommer sehn/ Und ist im winter nicht geschehn/ Was der ehristmonat giebt zu lernen? Als du stiegst von des himmels thron/ Und wardst ein mensch/ o GOttes sohn! Uns haben dein reich vorzumahlen/ Daß in der gnaden-reichen zeit Uns schenckt die lust der ewigkeit/ O JEsu! deine klare strahlen/ Den schönsten tag aus schwartzer nacht/ Den winter zu dem lentz gemacht. Von
Vermiſchte Gedichte. Von der winter-zeit. SOll ich des winters art nicht lieben/ Weil er des jahres alter heiſt/ Der gaͤrte zierrath nieder reiſt/ Wenn er der felder luſt vertrieben/ Als ein unangenehmer greiß/ Verkleidet liegt in ſchnee und eiß? Der winter macht aus waſſer bruͤcken/ Auf welchen ich kan ſicher ſtehn/ Auf welchen pferd und wagen gehn/ Der winter heilt mir bruſt und ruͤcken/ Wenn mir des ofens liebligkeit Macht in der ſtube ſommer-zeit. Jm winter hab ich zu genieſſen/ Was mir der kuͤhne jaͤger bringt/ Was nicht mehr in dem winter ſingt/ Kan in den magen ſich verſchlieſſen/ Des winters kaͤlte machet hitz Jn der verborgnen liebe ſitz. Jm winter koͤnnen wir die ſternen Viel beſſer als im ſommer ſehn/ Und iſt im winter nicht geſchehn/ Was der ehriſtmonat giebt zu lernen? Als du ſtiegſt von des himmels thron/ Und wardſt ein menſch/ o GOttes ſohn! Uns haben dein reich vorzumahlen/ Daß in der gnaden-reichen zeit Uns ſchenckt die luſt der ewigkeit/ O JEſu! deine klare ſtrahlen/ Den ſchoͤnſten tag aus ſchwartzer nacht/ Den winter zu dem lentz gemacht. Von
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Vermiſchte Gedichte.
Von der winter-zeit.
SOll ich des winters art nicht lieben/
Weil er des jahres alter heiſt/
Der gaͤrte zierrath nieder reiſt/
Wenn er der felder luſt vertrieben/
Als ein unangenehmer greiß/
Verkleidet liegt in ſchnee und eiß?
Der winter macht aus waſſer bruͤcken/
Auf welchen ich kan ſicher ſtehn/
Auf welchen pferd und wagen gehn/
Der winter heilt mir bruſt und ruͤcken/
Wenn mir des ofens liebligkeit
Macht in der ſtube ſommer-zeit.
Jm winter hab ich zu genieſſen/
Was mir der kuͤhne jaͤger bringt/
Was nicht mehr in dem winter ſingt/
Kan in den magen ſich verſchlieſſen/
Des winters kaͤlte machet hitz
Jn der verborgnen liebe ſitz.
Jm winter koͤnnen wir die ſternen
Viel beſſer als im ſommer ſehn/
Und iſt im winter nicht geſchehn/
Was der ehriſtmonat giebt zu lernen?
Als du ſtiegſt von des himmels thron/
Und wardſt ein menſch/ o GOttes ſohn!
Uns haben dein reich vorzumahlen/
Daß in der gnaden-reichen zeit
Uns ſchenckt die luſt der ewigkeit/
O JEſu! deine klare ſtrahlen/
Den ſchoͤnſten tag aus ſchwartzer nacht/
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