Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Denn höret man des höchsten stimm:Jhr sünder/ fürchtet meinen grimm. Von der herbst-zeit. DU magst den lentz und sommer preisen/Mir/ mir gefällt des herbstes frucht/ Die man in grossen fässern sucht/ Jn schönen gläsern pflegt zu weisen. Wo fröliche gemüther seyn/ Da bist auch du/ o edler wein! Du kanst den helden stärcke machen/ Wenn sich der feind im felde zeigt/ Wenn/ ehe man die stadt ersteigt/ Die mörsel und carthaunen krachen. Wo tapffere soldaten seyn/ Da bist auch du/ o edler wein! Du kanst durch deine macht erwecken Der klugen geister eigenschafft/ Der unerschrocknen redner krafft/ Die nach dem himmel pflegt zu schmecken. Wo fertige poeten seyn/ Da bist auch du/ o edler wein! Du heist die männer länger sitzen Jn löblicher geschellschaffts-lust: Wem die melancholey bewust/ Kanst du das kalte blut erhitzen. Wo die verliebten hertzen seyn/ Da bist auch du/ o edler wein! Du bist der beste koch auf erden/ Der beste leib artzt in der welt/ Der zu gesunden sich gesellt/ Die schwachen wieder starck läst werden. Darum soll mir/ o edler wein! Der herbst ein gantzes wein-jahr seyn. Von U 5
Vermiſchte Gedichte. Denn hoͤret man des hoͤchſten ſtimm:Jhr ſuͤnder/ fuͤrchtet meinen grimm. Von der herbſt-zeit. DU magſt den lentz und ſommer preiſen/Mir/ mir gefaͤllt des herbſtes frucht/ Die man in groſſen faͤſſern ſucht/ Jn ſchoͤnen glaͤſern pflegt zu weiſen. Wo froͤliche gemuͤther ſeyn/ Da biſt auch du/ o edler wein! Du kanſt den helden ſtaͤrcke machen/ Wenn ſich der feind im felde zeigt/ Wenn/ ehe man die ſtadt erſteigt/ Die moͤrſel und carthaunen krachen. Wo tapffere ſoldaten ſeyn/ Da biſt auch du/ o edler wein! Du kanſt durch deine macht erwecken Der klugen geiſter eigenſchafft/ Der unerſchrocknen redner krafft/ Die nach dem himmel pflegt zu ſchmecken. Wo fertige poeten ſeyn/ Da biſt auch du/ o edler wein! Du heiſt die maͤnner laͤnger ſitzen Jn loͤblicher geſchellſchaffts-luſt: Wem die melancholey bewuſt/ Kanſt du das kalte blut erhitzen. Wo die verliebten hertzen ſeyn/ Da biſt auch du/ o edler wein! Du biſt der beſte koch auf erden/ Der beſte leib artzt in der welt/ Der zu geſunden ſich geſellt/ Die ſchwachen wieder ſtarck laͤſt werden. Darum ſoll mir/ o edler wein! Der herbſt ein gantzes wein-jahr ſeyn. Von U 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0329" n="313"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Denn hoͤret man des hoͤchſten ſtimm:</l><lb/> <l>Jhr ſuͤnder/ fuͤrchtet meinen grimm.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Von der herbſt-zeit.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>U magſt den lentz und ſommer preiſen/</l><lb/> <l>Mir/ mir gefaͤllt des herbſtes frucht/</l><lb/> <l>Die man in groſſen faͤſſern ſucht/</l><lb/> <l>Jn ſchoͤnen glaͤſern pflegt zu weiſen.</l><lb/> <l>Wo froͤliche gemuͤther ſeyn/</l><lb/> <l>Da biſt auch du/ o edler wein!</l><lb/> <l>Du kanſt den helden ſtaͤrcke machen/</l><lb/> <l>Wenn ſich der feind im felde zeigt/</l><lb/> <l>Wenn/ ehe man die ſtadt erſteigt/</l><lb/> <l>Die moͤrſel und carthaunen krachen.</l><lb/> <l>Wo tapffere ſoldaten ſeyn/</l><lb/> <l>Da biſt auch du/ o edler wein!</l><lb/> <l>Du kanſt durch deine macht erwecken</l><lb/> <l>Der klugen geiſter eigenſchafft/</l><lb/> <l>Der unerſchrocknen redner krafft/</l><lb/> <l>Die nach dem himmel pflegt zu ſchmecken.</l><lb/> <l>Wo fertige poeten ſeyn/</l><lb/> <l>Da biſt auch du/ o edler wein!</l><lb/> <l>Du heiſt die maͤnner laͤnger ſitzen</l><lb/> <l>Jn loͤblicher geſchellſchaffts-luſt:</l><lb/> <l>Wem die melancholey bewuſt/</l><lb/> <l>Kanſt du das kalte blut erhitzen.</l><lb/> <l>Wo die verliebten hertzen ſeyn/</l><lb/> <l>Da biſt auch du/ o edler wein!</l><lb/> <l>Du biſt der beſte koch auf erden/</l><lb/> <l>Der beſte leib artzt in der welt/</l><lb/> <l>Der zu geſunden ſich geſellt/</l><lb/> <l>Die ſchwachen wieder ſtarck laͤſt werden.</l><lb/> <l>Darum ſoll mir/ o edler wein!</l><lb/> <l>Der herbſt ein gantzes wein-jahr ſeyn.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">U 5</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Von</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [313/0329]
Vermiſchte Gedichte.
Denn hoͤret man des hoͤchſten ſtimm:
Jhr ſuͤnder/ fuͤrchtet meinen grimm.
Von der herbſt-zeit.
DU magſt den lentz und ſommer preiſen/
Mir/ mir gefaͤllt des herbſtes frucht/
Die man in groſſen faͤſſern ſucht/
Jn ſchoͤnen glaͤſern pflegt zu weiſen.
Wo froͤliche gemuͤther ſeyn/
Da biſt auch du/ o edler wein!
Du kanſt den helden ſtaͤrcke machen/
Wenn ſich der feind im felde zeigt/
Wenn/ ehe man die ſtadt erſteigt/
Die moͤrſel und carthaunen krachen.
Wo tapffere ſoldaten ſeyn/
Da biſt auch du/ o edler wein!
Du kanſt durch deine macht erwecken
Der klugen geiſter eigenſchafft/
Der unerſchrocknen redner krafft/
Die nach dem himmel pflegt zu ſchmecken.
Wo fertige poeten ſeyn/
Da biſt auch du/ o edler wein!
Du heiſt die maͤnner laͤnger ſitzen
Jn loͤblicher geſchellſchaffts-luſt:
Wem die melancholey bewuſt/
Kanſt du das kalte blut erhitzen.
Wo die verliebten hertzen ſeyn/
Da biſt auch du/ o edler wein!
Du biſt der beſte koch auf erden/
Der beſte leib artzt in der welt/
Der zu geſunden ſich geſellt/
Die ſchwachen wieder ſtarck laͤſt werden.
Darum ſoll mir/ o edler wein!
Der herbſt ein gantzes wein-jahr ſeyn.
Von
U 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/329 |
Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/329>, abgerufen am 22.02.2025. |