Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Begräbniß-Gedichte.
Hier liegt das blasse nichts von iederman beweint/
Es ruhet zucht und ehr vor deiner schlaffstätt schwelle/
Die keuschheit lehnt sich drauff/ ein unzertrennt geselle
Und was ersinnlich ist/ und was noch übrig scheint/
Das schlachtet sie dir noch. Das wohnhauß deiner seele
Bewacht der Höchste dir in deines grabes höhle.
Du schläffst im seegen ein/ des vaters treue hand
Drückt dir die augen zu/ du ruhst in seinem hertzen/
Die seele brennet dir an statt der hochzeit kertzen/
Ein herber thrän verbleibt sein allerbestes pfand/
Das er zuletzte dir in tieffstem kummer schencket
Aus einem vater-hertz durch diesen riß gekräncket.
Grab! das die tugend selbst mit ruhme überdeckt/
Grab! das mit recht verlacht smaragden und rubinen/
Weil alle todtenbein auch wieder sollen grünen/
Grab! das uns ingesamt ein grosses leid erweckt/
Du solst die zeile hier auff deinem leichstein haben:
Der kern der ist bey GOtt/ die schalen sind vergraben.


Tod der frommen
Bey beerdigung Hn. G. A. v. Kottwitz.
D. T.
VErzeih/ daß ich dein grab mit fernem auge netze/
Der um ein ander grab ich hier bemühet bin/
Und statt der letzten pflicht dir diese zeilen setze/
Mein Kottwitz/ dessen mund so zeitlich muß verblühn;
Dein stundenglaß zerbricht/ dein lebens-licht verschwindet/
Kaum eh es die natur gestellt und angezündet!
So ists/ des HErren rath hegt so verborgne schlüsse!
Es ist der alte spruch: Der fromme stirbet früh.
Nichts hindert/ was man auch vor sorg und ausflucht wisse;
Daß nicht des Höchsten arm die seinen nach sich zieh:
Wer
N 4
Begraͤbniß-Gedichte.
Hier liegt das blaſſe nichts von iederman beweint/
Es ruhet zucht und ehr vor deiner ſchlaffſtaͤtt ſchwelle/
Die keuſchheit lehnt ſich drauff/ ein unzertrennt geſelle
Und was erſinnlich iſt/ und was noch uͤbrig ſcheint/
Das ſchlachtet ſie dir noch. Das wohnhauß deiner ſeele
Bewacht der Hoͤchſte dir in deines grabes hoͤhle.
Du ſchlaͤffſt im ſeegen ein/ des vaters treue hand
Druͤckt dir die augen zu/ du ruhſt in ſeinem hertzen/
Die ſeele brennet dir an ſtatt der hochzeit kertzen/
Ein herber thraͤn verbleibt ſein allerbeſtes pfand/
Das er zuletzte dir in tieffſtem kummer ſchencket
Aus einem vater-hertz durch dieſen riß gekraͤncket.
Grab! das die tugend ſelbſt mit ruhme uͤberdeckt/
Grab! das mit recht verlacht ſmaragden und rubinen/
Weil alle todtenbein auch wieder ſollen gruͤnen/
Grab! das uns ingeſamt ein groſſes leid erweckt/
Du ſolſt die zeile hier auff deinem leichſtein haben:
Der kern der iſt bey GOtt/ die ſchalen ſind vergraben.


Tod der frommen
Bey beerdigung Hn. G. A. v. Kottwitz.
D. T.
VErzeih/ daß ich dein grab mit fernem auge netze/
Der um ein ander grab ich hier bemuͤhet bin/
Und ſtatt der letzten pflicht dir dieſe zeilen ſetze/
Mein Kottwitz/ deſſen mund ſo zeitlich muß verbluͤhn;
Dein ſtundenglaß zerbricht/ dein lebens-licht verſchwindet/
Kaum eh es die natur geſtellt und angezuͤndet!
So iſts/ des HErren rath hegt ſo verborgne ſchluͤſſe!
Es iſt der alte ſpruch: Der fromme ſtirbet fruͤh.
Nichts hindert/ was man auch vor ſorg und ausflucht wiſſe;
Daß nicht des Hoͤchſten arm die ſeinen nach ſich zieh:
Wer
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0215" n="199"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Hier liegt das bla&#x017F;&#x017F;e nichts von iederman beweint/</l><lb/>
          <l>Es ruhet zucht und ehr vor deiner &#x017F;chlaff&#x017F;ta&#x0364;tt &#x017F;chwelle/</l><lb/>
          <l>Die keu&#x017F;chheit lehnt &#x017F;ich drauff/ ein unzertrennt ge&#x017F;elle</l><lb/>
          <l>Und was er&#x017F;innlich i&#x017F;t/ und was noch u&#x0364;brig &#x017F;cheint/</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;chlachtet &#x017F;ie dir noch. Das wohnhauß deiner &#x017F;eele</l><lb/>
          <l>Bewacht der Ho&#x0364;ch&#x017F;te dir in deines grabes ho&#x0364;hle.</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;chla&#x0364;ff&#x017F;t im &#x017F;eegen ein/ des vaters treue hand</l><lb/>
          <l>Dru&#x0364;ckt dir die augen zu/ du ruh&#x017F;t in &#x017F;einem hertzen/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;eele brennet dir an &#x017F;tatt der hochzeit kertzen/</l><lb/>
          <l>Ein herber thra&#x0364;n verbleibt &#x017F;ein allerbe&#x017F;tes pfand/</l><lb/>
          <l>Das er zuletzte dir in tieff&#x017F;tem kummer &#x017F;chencket</l><lb/>
          <l>Aus einem vater-hertz durch die&#x017F;en riß gekra&#x0364;ncket.</l><lb/>
          <l>Grab! das die tugend &#x017F;elb&#x017F;t mit ruhme u&#x0364;berdeckt/</l><lb/>
          <l>Grab! das mit recht verlacht &#x017F;maragden und rubinen/</l><lb/>
          <l>Weil alle todtenbein auch wieder &#x017F;ollen gru&#x0364;nen/</l><lb/>
          <l>Grab! das uns inge&#x017F;amt ein gro&#x017F;&#x017F;es leid erweckt/</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;ol&#x017F;t die zeile hier auff deinem leich&#x017F;tein haben:</l><lb/>
          <l>Der kern der i&#x017F;t bey GOtt/ die &#x017F;chalen &#x017F;ind vergraben.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#fr">Tod der frommen<lb/>
Bey beerdigung Hn. G. A. v. Kottwitz.<lb/>
D. T.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">V</hi>Erzeih/ daß ich dein grab mit fernem auge netze/</l><lb/>
            <l>Der um ein ander grab ich hier bemu&#x0364;het bin/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;tatt der letzten pflicht dir die&#x017F;e zeilen &#x017F;etze/</l><lb/>
            <l>Mein Kottwitz/ de&#x017F;&#x017F;en mund &#x017F;o zeitlich muß verblu&#x0364;hn;</l><lb/>
            <l>Dein &#x017F;tundenglaß zerbricht/ dein lebens-licht ver&#x017F;chwindet/</l><lb/>
            <l>Kaum eh es die natur ge&#x017F;tellt und angezu&#x0364;ndet!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>So i&#x017F;ts/ des HErren rath hegt &#x017F;o verborgne &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e!</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t der alte &#x017F;pruch: Der fromme &#x017F;tirbet fru&#x0364;h.</l><lb/>
            <l>Nichts hindert/ was man auch vor &#x017F;org und ausflucht wi&#x017F;&#x017F;e;</l><lb/>
            <l>Daß nicht des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten arm die &#x017F;einen nach &#x017F;ich zieh:<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0215] Begraͤbniß-Gedichte. Hier liegt das blaſſe nichts von iederman beweint/ Es ruhet zucht und ehr vor deiner ſchlaffſtaͤtt ſchwelle/ Die keuſchheit lehnt ſich drauff/ ein unzertrennt geſelle Und was erſinnlich iſt/ und was noch uͤbrig ſcheint/ Das ſchlachtet ſie dir noch. Das wohnhauß deiner ſeele Bewacht der Hoͤchſte dir in deines grabes hoͤhle. Du ſchlaͤffſt im ſeegen ein/ des vaters treue hand Druͤckt dir die augen zu/ du ruhſt in ſeinem hertzen/ Die ſeele brennet dir an ſtatt der hochzeit kertzen/ Ein herber thraͤn verbleibt ſein allerbeſtes pfand/ Das er zuletzte dir in tieffſtem kummer ſchencket Aus einem vater-hertz durch dieſen riß gekraͤncket. Grab! das die tugend ſelbſt mit ruhme uͤberdeckt/ Grab! das mit recht verlacht ſmaragden und rubinen/ Weil alle todtenbein auch wieder ſollen gruͤnen/ Grab! das uns ingeſamt ein groſſes leid erweckt/ Du ſolſt die zeile hier auff deinem leichſtein haben: Der kern der iſt bey GOtt/ die ſchalen ſind vergraben. Tod der frommen Bey beerdigung Hn. G. A. v. Kottwitz. D. T. VErzeih/ daß ich dein grab mit fernem auge netze/ Der um ein ander grab ich hier bemuͤhet bin/ Und ſtatt der letzten pflicht dir dieſe zeilen ſetze/ Mein Kottwitz/ deſſen mund ſo zeitlich muß verbluͤhn; Dein ſtundenglaß zerbricht/ dein lebens-licht verſchwindet/ Kaum eh es die natur geſtellt und angezuͤndet! So iſts/ des HErren rath hegt ſo verborgne ſchluͤſſe! Es iſt der alte ſpruch: Der fromme ſtirbet fruͤh. Nichts hindert/ was man auch vor ſorg und ausflucht wiſſe; Daß nicht des Hoͤchſten arm die ſeinen nach ſich zieh: Wer N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/215
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/215>, abgerufen am 26.11.2024.