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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.

Es solten tulipen/ violen und narcissen/
Jasmin und lilien die blassen schläffe schlüssen.

Weil aber strenger frost die sternen unsrer auen/
Der Chloris kinder itzt mit kaltem eiß beschwert/
Und wo der frühling sonst lust-häuser pflegt zu bauen/
Ein blumen-feind/ der nord/ durch unsre gärten fährt;
Bemüh' ich mich umsonst ihr leichen-tuch zu mahlen/
Und diesen letzten dienst mit blumen abzuzahlen.
Zu dem ist meine harff und leyer gantz verstimmet/
Jn iede fuge fügt sich ach und winseln ein;
Weil der betrübte fall ihr allen klang benimmet/
Geschweige daß ich ihr ietzt blumen solte streu'n/
Die denen nur/ so sich der himmel eingegoßen
Und Castalis getränckt/ aus ihren federn sproßen.
Doch ich erinnre mich/ du kern der klugen frauen/
Was vor ein kluges wort aus deinem munde ging;
Als das verhängniß dir mit kranckheit fieng zu drauen/
Und sich der marter-stein an deine seiten hieng;
Wie du im geiste schon das haus der ruh' erblicket/
Und diesen schwanen-thon den wolcken zugeschicket:
Mein blumen-garten trägt nur eitel granadillen/
Der allerliebste freund/ mein Gärtner/ ist dahin;
Es kan kein Aesculap die trauer-schmertzen stillen/
Biß daß mein monde wird zu seiner sonnen ziehn:
Jch weiß von keiner lust im marter-haus der erden/
Bis dieser sieche leib wird staub und asche werden.
So nimm nun asch und staub/ prophetin/ deiner leiche
Von meiner schwachen hand/ statt frühlings-blumen/ an/
Die ich nach landes-art mitleidend überreiche/
Und bahn der werthen asch aus aschen eine bahn;
Geh'

Begraͤbniß-Gedichte.

Es ſolten tulipen/ violen und narciſſen/
Jaſmin und lilien die blaſſen ſchlaͤffe ſchluͤſſen.

Weil aber ſtrenger froſt die ſternen unſrer auen/
Der Chloris kinder itzt mit kaltem eiß beſchwert/
Und wo der fruͤhling ſonſt luſt-haͤuſer pflegt zu bauen/
Ein blumen-feind/ der nord/ durch unſre gaͤrten faͤhrt;
Bemuͤh’ ich mich umſonſt ihr leichen-tuch zu mahlen/
Und dieſen letzten dienſt mit blumen abzuzahlen.
Zu dem iſt meine harff und leyer gantz verſtimmet/
Jn iede fuge fuͤgt ſich ach und winſeln ein;
Weil der betruͤbte fall ihr allen klang benimmet/
Geſchweige daß ich ihr ietzt blumen ſolte ſtreu’n/
Die denen nur/ ſo ſich der himmel eingegoßen
Und Caſtalis getraͤnckt/ aus ihren federn ſproßen.
Doch ich erinnre mich/ du kern der klugen frauen/
Was vor ein kluges wort aus deinem munde ging;
Als das verhaͤngniß dir mit kranckheit fieng zu drauen/
Und ſich der marter-ſtein an deine ſeiten hieng;
Wie du im geiſte ſchon das haus der ruh’ erblicket/
Und dieſen ſchwanen-thon den wolcken zugeſchicket:
Mein blumen-garten traͤgt nur eitel granadillen/
Der allerliebſte freund/ mein Gaͤrtner/ iſt dahin;
Es kan kein Aeſculap die trauer-ſchmertzen ſtillen/
Biß daß mein monde wird zu ſeiner ſonnen ziehn:
Jch weiß von keiner luſt im marter-haus der erden/
Bis dieſer ſieche leib wird ſtaub und aſche werden.
So nimm nun aſch und ſtaub/ prophetin/ deiner leiche
Von meiner ſchwachen hand/ ſtatt fruͤhlings-blumen/ an/
Die ich nach landes-art mitleidend uͤberreiche/
Und bahn der werthen aſch aus aſchen eine bahn;
Geh’
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[196/0212] Begraͤbniß-Gedichte. Es ſolten tulipen/ violen und narciſſen/ Jaſmin und lilien die blaſſen ſchlaͤffe ſchluͤſſen. Weil aber ſtrenger froſt die ſternen unſrer auen/ Der Chloris kinder itzt mit kaltem eiß beſchwert/ Und wo der fruͤhling ſonſt luſt-haͤuſer pflegt zu bauen/ Ein blumen-feind/ der nord/ durch unſre gaͤrten faͤhrt; Bemuͤh’ ich mich umſonſt ihr leichen-tuch zu mahlen/ Und dieſen letzten dienſt mit blumen abzuzahlen. Zu dem iſt meine harff und leyer gantz verſtimmet/ Jn iede fuge fuͤgt ſich ach und winſeln ein; Weil der betruͤbte fall ihr allen klang benimmet/ Geſchweige daß ich ihr ietzt blumen ſolte ſtreu’n/ Die denen nur/ ſo ſich der himmel eingegoßen Und Caſtalis getraͤnckt/ aus ihren federn ſproßen. Doch ich erinnre mich/ du kern der klugen frauen/ Was vor ein kluges wort aus deinem munde ging; Als das verhaͤngniß dir mit kranckheit fieng zu drauen/ Und ſich der marter-ſtein an deine ſeiten hieng; Wie du im geiſte ſchon das haus der ruh’ erblicket/ Und dieſen ſchwanen-thon den wolcken zugeſchicket: Mein blumen-garten traͤgt nur eitel granadillen/ Der allerliebſte freund/ mein Gaͤrtner/ iſt dahin; Es kan kein Aeſculap die trauer-ſchmertzen ſtillen/ Biß daß mein monde wird zu ſeiner ſonnen ziehn: Jch weiß von keiner luſt im marter-haus der erden/ Bis dieſer ſieche leib wird ſtaub und aſche werden. So nimm nun aſch und ſtaub/ prophetin/ deiner leiche Von meiner ſchwachen hand/ ſtatt fruͤhlings-blumen/ an/ Die ich nach landes-art mitleidend uͤberreiche/ Und bahn der werthen aſch aus aſchen eine bahn; Geh’

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/212>, abgerufen am 26.11.2024.