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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.

Wie bläst man meinen ruhm aus helleren posaunen?
O allzuprächtige belohnung meiner treu!
Was kan ich würdigers mit in die grube nehmen?
Was laß' ich auch der welt/ das größ- und stärcker sey/
Tod und vergessenheit auff ewig zu beschämen?

So wird die nachwelt mich von meinem tode loben;
Ein käyserlicher tod vergöttert mein gerücht;
Und war ich gleich allhier ein Alexander nicht;
Hat mich dennoch mein tod ietzt über ihn erhoben.
Er fiel verkleinerlich/ durch gifft und hinterlist;
Jch starb/ in einem sturm/ den tod der helden-erben;
So/ daß ich ietzo hin/ was er gewesen ist:
Er war im leben groß/ ich bin es ietzt im sterben.


Trost aus anderer unglück/ an den Hn. ge-
heimten Rath von Canitz/ bey dem verluste
seiner eh-gemahlin/ Dorothea Eme-
rentia von Arnimb.

+ + +
SO ungeneigt ich auch zum schreiben/
Kanst du dennoch/ betrübter freund/
Jndem dein treues auge weint/
Von mir nicht ungetröstet bleiben.
Jch rühre/ wie du mir gethan/
Mitleidig deine wunden an.
Dir wird dein eh gemahl entrissen.
Was dir der tod mit ihr entwandt/
Jst beydes hof und stadt bekandt;
Doch wer kan deinen kummer wissen?
Weh dem! den die erfahrung lehrt/
Wie sehr dich dieser fall beschwert.
Als GOtt/ das erste weib zu bauen/
Die ribbe/ davon Eva kam/
Aus

Begraͤbniß-Gedichte.

Wie blaͤſt man meinen ruhm aus helleren poſaunen?
O allzupraͤchtige belohnung meiner treu!
Was kan ich wuͤrdigers mit in die grube nehmen?
Was laß’ ich auch der welt/ das groͤß- und ſtaͤrcker ſey/
Tod und vergeſſenheit auff ewig zu beſchaͤmen?

So wird die nachwelt mich von meinem tode loben;
Ein kaͤyſerlicher tod vergoͤttert mein geruͤcht;
Und war ich gleich allhier ein Alexander nicht;
Hat mich dennoch mein tod ietzt uͤber ihn erhoben.
Er fiel verkleinerlich/ durch gifft und hinterliſt;
Jch ſtarb/ in einem ſturm/ den tod der helden-erben;
So/ daß ich ietzo hin/ was er geweſen iſt:
Er war im leben groß/ ich bin es ietzt im ſterben.


Troſt aus anderer ungluͤck/ an den Hn. ge-
heimten Rath von Canitz/ bey dem verluſte
ſeiner eh-gemahlin/ Dorothea Eme-
rentia von Arnimb.

† † †
SO ungeneigt ich auch zum ſchreiben/
Kanſt du dennoch/ betruͤbter freund/
Jndem dein treues auge weint/
Von mir nicht ungetroͤſtet bleiben.
Jch ruͤhre/ wie du mir gethan/
Mitleidig deine wunden an.
Dir wird dein eh gemahl entriſſen.
Was dir der tod mit ihr entwandt/
Jſt beydes hof und ſtadt bekandt;
Doch wer kan deinen kummer wiſſen?
Weh dem! den die erfahrung lehrt/
Wie ſehr dich dieſer fall beſchwert.
Als GOtt/ das erſte weib zu bauen/
Die ribbe/ davon Eva kam/
Aus
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[172/0188] Begraͤbniß-Gedichte. Wie blaͤſt man meinen ruhm aus helleren poſaunen? O allzupraͤchtige belohnung meiner treu! Was kan ich wuͤrdigers mit in die grube nehmen? Was laß’ ich auch der welt/ das groͤß- und ſtaͤrcker ſey/ Tod und vergeſſenheit auff ewig zu beſchaͤmen? So wird die nachwelt mich von meinem tode loben; Ein kaͤyſerlicher tod vergoͤttert mein geruͤcht; Und war ich gleich allhier ein Alexander nicht; Hat mich dennoch mein tod ietzt uͤber ihn erhoben. Er fiel verkleinerlich/ durch gifft und hinterliſt; Jch ſtarb/ in einem ſturm/ den tod der helden-erben; So/ daß ich ietzo hin/ was er geweſen iſt: Er war im leben groß/ ich bin es ietzt im ſterben. Troſt aus anderer ungluͤck/ an den Hn. ge- heimten Rath von Canitz/ bey dem verluſte ſeiner eh-gemahlin/ Dorothea Eme- rentia von Arnimb. † † † SO ungeneigt ich auch zum ſchreiben/ Kanſt du dennoch/ betruͤbter freund/ Jndem dein treues auge weint/ Von mir nicht ungetroͤſtet bleiben. Jch ruͤhre/ wie du mir gethan/ Mitleidig deine wunden an. Dir wird dein eh gemahl entriſſen. Was dir der tod mit ihr entwandt/ Jſt beydes hof und ſtadt bekandt; Doch wer kan deinen kummer wiſſen? Weh dem! den die erfahrung lehrt/ Wie ſehr dich dieſer fall beſchwert. Als GOtt/ das erſte weib zu bauen/ Die ribbe/ davon Eva kam/ Aus

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/188>, abgerufen am 25.11.2024.