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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Hochzeit-Gedichte.
Hochzeit-Gedichte.
Die schlaffende Venus
Nach des Claudiani lateinischen.
DJe sonne hatte kaum den mittag heiß gemacht/
Als Venus gantz ermatt ihr eine höl erwehlet/
Wo weder schlaff noch ruh/ noch kühler schatten fehlet/
Und wo ein reben-blat gab dunckel-grüne nacht/
Jn die ein linder west mit sanftem rauschen spielte/
Und so der göttin hertz und müde seele kühlte.
Sie warf die sternen-pracht/ die glieder in das graß/
Der blumen höchster wunsch war so gedrückt zu werden/
Die nelcke schien ein feur/ die ros' ein stern der erden/
Die veilg ein blau saphir/ die lilg ein spiegelglaß/
Und Venus goldnes haupt entschlieff nur auff narcissen.
Jesminen legten sich zu pfül und unterküssen/
So lag die lust der welt ohn alle kleider bloß/
Jndem die volle brust die trauben nachbar nennte/
Und der belebte schnee von zwey rubinen brennte.
Hold/ freude/ lieb und gunst ruht' in der schönen schoos/
Der süß geschwollne mund war etwas aufgeschlossen/
Aus dem die zucker-bäch und nectar-quellen flossen.
Den schlaf ergötzte noch ein angenehmer bach/
Der sein bemostes haupt mit reinem silber tränckte/
Und nichts als liebligkeit auf grüne wiesen lenckte/
Der etwas zitternd floß/ und küsse nach und nach
Dem lieben ufer gab/ das lorber-bäume zierten/
Um die die Gratien holdreiche täntze führten/
Biß sie auch müd und matt die augen schlossen zu.
Die liebes-engel gehn indessen wie sie wollen/
Und dencken daß sie samt der mutter ruhen sollen;
Der bogen hengt am baum/ der pfeil hat seine ruh.
Der leere köcher seuftzt allein nach liebes-flammen/
Die flügel-knaben gehn/ und spielen eins zusammen/
Die
Hochzeit-Gedichte.
Hochzeit-Gedichte.
Die ſchlaffende Venus
Nach des Claudiani lateiniſchen.
DJe ſonne hatte kaum den mittag heiß gemacht/
Als Venus gantz ermatt ihr eine hoͤl erwehlet/
Wo weder ſchlaff noch ruh/ noch kuͤhler ſchatten fehlet/
Und wo ein reben-blat gab dunckel-gruͤne nacht/
Jn die ein linder weſt mit ſanftem rauſchen ſpielte/
Und ſo der goͤttin hertz und muͤde ſeele kuͤhlte.
Sie warf die ſternen-pracht/ die glieder in das graß/
Der blumen hoͤchſter wunſch war ſo gedruͤckt zu werden/
Die nelcke ſchien ein feur/ die roſ’ ein ſtern der erden/
Die veilg ein blau ſaphir/ die lilg ein ſpiegelglaß/
Und Venus goldnes haupt entſchlieff nur auff narciſſen.
Jesminen legten ſich zu pfuͤl und unterkuͤſſen/
So lag die luſt der welt ohn alle kleider bloß/
Jndem die volle bruſt die trauben nachbar nennte/
Und der belebte ſchnee von zwey rubinen brennte.
Hold/ freude/ lieb und gunſt ruht’ in der ſchoͤnen ſchoos/
Der ſuͤß geſchwollne mund war etwas aufgeſchloſſen/
Aus dem die zucker-baͤch und nectar-quellen floſſen.
Den ſchlaf ergoͤtzte noch ein angenehmer bach/
Der ſein bemoſtes haupt mit reinem ſilber traͤnckte/
Und nichts als liebligkeit auf gruͤne wieſen lenckte/
Der etwas zitternd floß/ und kuͤſſe nach und nach
Dem lieben ufer gab/ das lorber-baͤume zierten/
Um die die Gratien holdreiche taͤntze fuͤhrten/
Biß ſie auch muͤd und matt die augen ſchloſſen zu.
Die liebes-engel gehn indeſſen wie ſie wollen/
Und dencken daß ſie ſamt der mutter ruhen ſollen;
Der bogen hengt am baum/ der pfeil hat ſeine ruh.
Der leere koͤcher ſeuftzt allein nach liebes-flammen/
Die fluͤgel-knaben gehn/ und ſpielen eins zuſammen/
Die
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[138/0154] Hochzeit-Gedichte. Hochzeit-Gedichte. Die ſchlaffende Venus Nach des Claudiani lateiniſchen. DJe ſonne hatte kaum den mittag heiß gemacht/ Als Venus gantz ermatt ihr eine hoͤl erwehlet/ Wo weder ſchlaff noch ruh/ noch kuͤhler ſchatten fehlet/ Und wo ein reben-blat gab dunckel-gruͤne nacht/ Jn die ein linder weſt mit ſanftem rauſchen ſpielte/ Und ſo der goͤttin hertz und muͤde ſeele kuͤhlte. Sie warf die ſternen-pracht/ die glieder in das graß/ Der blumen hoͤchſter wunſch war ſo gedruͤckt zu werden/ Die nelcke ſchien ein feur/ die roſ’ ein ſtern der erden/ Die veilg ein blau ſaphir/ die lilg ein ſpiegelglaß/ Und Venus goldnes haupt entſchlieff nur auff narciſſen. Jesminen legten ſich zu pfuͤl und unterkuͤſſen/ So lag die luſt der welt ohn alle kleider bloß/ Jndem die volle bruſt die trauben nachbar nennte/ Und der belebte ſchnee von zwey rubinen brennte. Hold/ freude/ lieb und gunſt ruht’ in der ſchoͤnen ſchoos/ Der ſuͤß geſchwollne mund war etwas aufgeſchloſſen/ Aus dem die zucker-baͤch und nectar-quellen floſſen. Den ſchlaf ergoͤtzte noch ein angenehmer bach/ Der ſein bemoſtes haupt mit reinem ſilber traͤnckte/ Und nichts als liebligkeit auf gruͤne wieſen lenckte/ Der etwas zitternd floß/ und kuͤſſe nach und nach Dem lieben ufer gab/ das lorber-baͤume zierten/ Um die die Gratien holdreiche taͤntze fuͤhrten/ Biß ſie auch muͤd und matt die augen ſchloſſen zu. Die liebes-engel gehn indeſſen wie ſie wollen/ Und dencken daß ſie ſamt der mutter ruhen ſollen; Der bogen hengt am baum/ der pfeil hat ſeine ruh. Der leere koͤcher ſeuftzt allein nach liebes-flammen/ Die fluͤgel-knaben gehn/ und ſpielen eins zuſammen/ Die

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/154>, abgerufen am 25.11.2024.