Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Sinn-Gedichte. Einer braut die am hochzeit-tage gestorben. HJer ruht die/ die nicht frau und dennoch war getraut/Die innig hat geliebt/ und wieder ward geliebet/ Die ihren mann durch nichts/ als ihren todt betrübet/ Und daß er sie im sarg/ nicht in dem bett geschaut. Einer schönen. HJer liegt die/ welcher nichts an schönheit konte gleichen/Der die vollkommensten an tugend musten weichen/ Die alle hertzen zwang durch anmuths-volle blicke. Der tod/ der nahm zu bald ihr und der welt dis glücke. Eines alten bösen weibes. EJn schädlich basilisck/ ein grimmig tieger-thier/Ein weib/ das wie ein hund zum beissen trug begier/ Und in dem leben hat gleich einer sau gerochen/ Die ist in dieses löch nur allzu spät gekrochen. Einer kuplerin. WAr ich selbst nicht bequem zu dem/ was liebe giebet/So halff ich diesem doch/ was liebt und ward geliebet/ So kont ich aller welt lust und vergnügung geben/ Nur mir nicht/ was mir lieb: Ein etwas länger leben. Einer betagten Jungfrau. NJcht wundre leser dich/ daß sich in so viel jahrenDie jungfrau/ die hier ruht/ nicht hat verlangt zu paaren. Der todt hat sie ihm längst erwehlt zu einer braut/ Weil sie so fett wie er/ und mehr als reich an haut. Eines
Sinn-Gedichte. Einer braut die am hochzeit-tage geſtorben. HJer ruht die/ die nicht frau und dennoch war getraut/Die innig hat geliebt/ und wieder ward geliebet/ Die ihren mann durch nichts/ als ihren todt betruͤbet/ Und daß er ſie im ſarg/ nicht in dem bett geſchaut. Einer ſchoͤnen. HJer liegt die/ welcher nichts an ſchoͤnheit konte gleichen/Der die vollkommenſten an tugend muſten weichen/ Die alle hertzen zwang durch anmuths-volle blicke. Der tod/ der nahm zu bald ihr und der welt dis gluͤcke. Eines alten boͤſen weibes. EJn ſchaͤdlich baſiliſck/ ein grimmig tieger-thier/Ein weib/ das wie ein hund zum beiſſen trug begier/ Und in dem leben hat gleich einer ſau gerochen/ Die iſt in dieſes loͤch nur allzu ſpaͤt gekrochen. Einer kuplerin. WAr ich ſelbſt nicht bequem zu dem/ was liebe giebet/So halff ich dieſem doch/ was liebt und ward geliebet/ So kont ich aller welt luſt und vergnuͤgung geben/ Nur mir nicht/ was mir lieb: Ein etwas laͤnger leben. Einer betagten Jungfrau. NJcht wundre leſer dich/ daß ſich in ſo viel jahrenDie jungfrau/ die hier ruht/ nicht hat verlangt zu paaren. Der todt hat ſie ihm laͤngſt erwehlt zu einer braut/ Weil ſie ſo fett wie er/ und mehr als reich an haut. Eines
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Sinn-Gedichte.
Einer braut die am hochzeit-tage geſtorben.
HJer ruht die/ die nicht frau und dennoch war getraut/
Die innig hat geliebt/ und wieder ward geliebet/
Die ihren mann durch nichts/ als ihren todt betruͤbet/
Und daß er ſie im ſarg/ nicht in dem bett geſchaut.
Einer ſchoͤnen.
HJer liegt die/ welcher nichts an ſchoͤnheit konte gleichen/
Der die vollkommenſten an tugend muſten weichen/
Die alle hertzen zwang durch anmuths-volle blicke.
Der tod/ der nahm zu bald ihr und der welt dis gluͤcke.
Eines alten boͤſen weibes.
EJn ſchaͤdlich baſiliſck/ ein grimmig tieger-thier/
Ein weib/ das wie ein hund zum beiſſen trug begier/
Und in dem leben hat gleich einer ſau gerochen/
Die iſt in dieſes loͤch nur allzu ſpaͤt gekrochen.
Einer kuplerin.
WAr ich ſelbſt nicht bequem zu dem/ was liebe giebet/
So halff ich dieſem doch/ was liebt und ward geliebet/
So kont ich aller welt luſt und vergnuͤgung geben/
Nur mir nicht/ was mir lieb: Ein etwas laͤnger leben.
Einer betagten Jungfrau.
NJcht wundre leſer dich/ daß ſich in ſo viel jahren
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