Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Wittwen. Jungfern.
* * v. L.
VJel besser ist es ja/ daß man für wittwen jungfern liebe.
Denn wer trinckt gerne wein/ den andre schon gemachet
trübe?
Wer kauffet gerne diß/ was andre längsten abgetragen?
Nach dem/ was gantz/ wird man viel eh/ als nach zerbroch-
nen fragen.


Laura will in keinen spiegel mehr sehen.
E. N.
NArcissus liebet sich/
Wenn er sein angesicht in einem brunnen sieht/
Wie milch und blut so schön darinnen blüht:
Drumb will er nicht von diesem spiegel gehen/
Er sieht sie drinnen stehen/
Und denckt/ daß ihn ein göttlich bild bethört.
Hier ist es umgekehrt/
Wenn Laura sich im spiegel will beschauen/
So fängt ihr an zu grauen/
Und laufft zum hause naus/
Als wenn der teuffel selbst zum spiegel seh' heraus.


Von Jsmenien.
E. N.
WEm gleicht sich doch Jsmeniens gestalt?
Jst wol die brust ein alabaster-stein?
So wäre sie auch kalt.
Doch ist der mund ein gläntzender rubin/
So müst er harte seyn.
Soll
H 3
Sinn-Gedichte.
Wittwen. Jungfern.
* * v. L.
VJel beſſer iſt es ja/ daß man fuͤr wittwen jungfern liebe.
Denn wer trinckt gerne wein/ den andre ſchon gemachet
truͤbe?
Wer kauffet gerne diß/ was andre laͤngſten abgetragen?
Nach dem/ was gantz/ wird man viel eh/ als nach zerbroch-
nen fragen.


Laura will in keinen ſpiegel mehr ſehen.
E. N.
NArciſſus liebet ſich/
Wenn er ſein angeſicht in einem brunnen ſieht/
Wie milch und blut ſo ſchoͤn darinnen bluͤht:
Drumb will er nicht von dieſem ſpiegel gehen/
Er ſieht ſie drinnen ſtehen/
Und denckt/ daß ihn ein goͤttlich bild bethoͤrt.
Hier iſt es umgekehrt/
Wenn Laura ſich im ſpiegel will beſchauen/
So faͤngt ihr an zu grauen/
Und laufft zum hauſe naus/
Als wenn der teuffel ſelbſt zum ſpiegel ſeh’ heraus.


Von Jſmenien.
E. N.
WEm gleicht ſich doch Jſmeniens geſtalt?
Jſt wol die bruſt ein alabaſter-ſtein?
So waͤre ſie auch kalt.
Doch iſt der mund ein glaͤntzender rubin/
So muͤſt er harte ſeyn.
Soll
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0133" n="117"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Wittwen. Jungfern.</hi><lb/>
* * v. L.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">V</hi>Jel be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t es ja/ daß man fu&#x0364;r wittwen jungfern liebe.</l><lb/>
          <l>Denn wer trinckt gerne wein/ den andre &#x017F;chon gemachet</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">tru&#x0364;be?</hi> </l><lb/>
          <l>Wer kauffet gerne diß/ was andre la&#x0364;ng&#x017F;ten abgetragen?</l><lb/>
          <l>Nach dem/ was gantz/ wird man viel eh/ als nach zerbroch-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">nen fragen.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Laura will in keinen &#x017F;piegel mehr &#x017F;ehen.</hi><lb/>
E. N.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">N</hi>Arci&#x017F;&#x017F;us liebet &#x017F;ich/</l><lb/>
          <l>Wenn er &#x017F;ein ange&#x017F;icht in einem brunnen &#x017F;ieht/</l><lb/>
          <l>Wie milch und blut &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n darinnen blu&#x0364;ht:</l><lb/>
          <l>Drumb will er nicht von die&#x017F;em &#x017F;piegel gehen/</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ieht &#x017F;ie drinnen &#x017F;tehen/</l><lb/>
          <l>Und denckt/ daß ihn ein go&#x0364;ttlich bild betho&#x0364;rt.</l><lb/>
          <l>Hier i&#x017F;t es umgekehrt/</l><lb/>
          <l>Wenn Laura &#x017F;ich im &#x017F;piegel will be&#x017F;chauen/</l><lb/>
          <l>So fa&#x0364;ngt ihr an zu grauen/</l><lb/>
          <l>Und laufft zum hau&#x017F;e naus/</l><lb/>
          <l>Als wenn der teuffel &#x017F;elb&#x017F;t zum &#x017F;piegel &#x017F;eh&#x2019; heraus.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Von J&#x017F;menien.</hi><lb/>
E. N.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>Em gleicht &#x017F;ich doch J&#x017F;meniens ge&#x017F;talt?</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t wol die bru&#x017F;t ein alaba&#x017F;ter-&#x017F;tein?</l><lb/>
          <l>So wa&#x0364;re &#x017F;ie auch kalt.</l><lb/>
          <l>Doch i&#x017F;t der mund ein gla&#x0364;ntzender rubin/</l><lb/>
          <l>So mu&#x0364;&#x017F;t er harte &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Soll</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0133] Sinn-Gedichte. Wittwen. Jungfern. * * v. L. VJel beſſer iſt es ja/ daß man fuͤr wittwen jungfern liebe. Denn wer trinckt gerne wein/ den andre ſchon gemachet truͤbe? Wer kauffet gerne diß/ was andre laͤngſten abgetragen? Nach dem/ was gantz/ wird man viel eh/ als nach zerbroch- nen fragen. Laura will in keinen ſpiegel mehr ſehen. E. N. NArciſſus liebet ſich/ Wenn er ſein angeſicht in einem brunnen ſieht/ Wie milch und blut ſo ſchoͤn darinnen bluͤht: Drumb will er nicht von dieſem ſpiegel gehen/ Er ſieht ſie drinnen ſtehen/ Und denckt/ daß ihn ein goͤttlich bild bethoͤrt. Hier iſt es umgekehrt/ Wenn Laura ſich im ſpiegel will beſchauen/ So faͤngt ihr an zu grauen/ Und laufft zum hauſe naus/ Als wenn der teuffel ſelbſt zum ſpiegel ſeh’ heraus. Von Jſmenien. E. N. WEm gleicht ſich doch Jſmeniens geſtalt? Jſt wol die bruſt ein alabaſter-ſtein? So waͤre ſie auch kalt. Doch iſt der mund ein glaͤntzender rubin/ So muͤſt er harte ſeyn. Soll H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/133
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/133>, abgerufen am 24.11.2024.