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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Verliebte Arien.
Gedancken bey auffgehender
morgen-röthe.
AUrora deine ersten blicken/
Der purpur triefft aus deiner hand/
Du suchst durch dieses reine pfand
Die welt und alles zu erqvicken/
Und machst die bahn von gold und nectar voll/
Darauff dein Phöbus lauffen soll.
Ein iedes blat bey meinen füssen/
Ein ieder vogel über mir/
Verehret dich und opffert dir;
Und giebet uns mit lust zu wissen/
Wie itzt dein glantz und deiner wunder-pracht
Verjagt das leid und dämpfft die nacht.
Du heist den unmuth von uns scheiden/
Die blumen weinen dir vor lust.
Du öffnest deine bunte brust.
In wilden püschen/ thal und heiden.
Nur die/ so dir fast gleichen zierrath führt/
Wird nicht durch deine pracht gerührt.
Corinne läst sich nicht bewegen/
Du fäll'st ihr wüten nicht dahin/
Sie weiß den kalten Tyger-sinn/
Nicht abzuthun/ nicht weg zu legen.
Sie speiset mich mit angst und bleichem leid/
Wie du die welt mit lieblichkeit.
Ihr harter geist weiß nicht zu biegen/
Ihr haß der geht nicht mehr zu ruh/
Er will stets munter seyn wie du/
Und gegen mich zu felde liegen;
Sie macht/ daß mir dein angenehmer schein
Den plitzen ähnlich dünckt zu seyn.
Aurora
X 3
Verliebte Arien.
Gedancken bey auffgehender
morgen-roͤthe.
AUrora deine erſten blicken/
Der purpur triefft aus deiner hand/
Du ſuchſt durch dieſes reine pfand
Die welt und alles zu erqvicken/
Und machſt die bahn von gold und nectar voll/
Darauff dein Phoͤbus lauffen ſoll.
Ein iedes blat bey meinen fuͤſſen/
Ein ieder vogel uͤber mir/
Verehret dich und opffert dir;
Und giebet uns mit luſt zu wiſſen/
Wie itzt dein glantz und deiner wunder-pracht
Verjagt das leid und daͤmpfft die nacht.
Du heiſt den unmuth von uns ſcheiden/
Die blumen weinen dir vor luſt.
Du oͤffneſt deine bunte bruſt.
In wilden puͤſchen/ thal und heiden.
Nur die/ ſo dir faſt gleichen zierrath fuͤhrt/
Wird nicht durch deine pracht geruͤhrt.
Corinne laͤſt ſich nicht bewegen/
Du faͤll’ſt ihr wuͤten nicht dahin/
Sie weiß den kalten Tyger-ſinn/
Nicht abzuthun/ nicht weg zu legen.
Sie ſpeiſet mich mit angſt und bleichem leid/
Wie du die welt mit lieblichkeit.
Ihr harter geiſt weiß nicht zu biegen/
Ihr haß der geht nicht mehr zu ruh/
Er will ſtets munter ſeyn wie du/
Und gegen mich zu felde liegen;
Sie macht/ daß mir dein angenehmer ſchein
Den plitzen aͤhnlich duͤnckt zu ſeyn.
Aurora
X 3
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[325/0369] Verliebte Arien. Gedancken bey auffgehender morgen-roͤthe. C. H. V. H. AUrora deine erſten blicken/ Der purpur triefft aus deiner hand/ Du ſuchſt durch dieſes reine pfand Die welt und alles zu erqvicken/ Und machſt die bahn von gold und nectar voll/ Darauff dein Phoͤbus lauffen ſoll. Ein iedes blat bey meinen fuͤſſen/ Ein ieder vogel uͤber mir/ Verehret dich und opffert dir; Und giebet uns mit luſt zu wiſſen/ Wie itzt dein glantz und deiner wunder-pracht Verjagt das leid und daͤmpfft die nacht. Du heiſt den unmuth von uns ſcheiden/ Die blumen weinen dir vor luſt. Du oͤffneſt deine bunte bruſt. In wilden puͤſchen/ thal und heiden. Nur die/ ſo dir faſt gleichen zierrath fuͤhrt/ Wird nicht durch deine pracht geruͤhrt. Corinne laͤſt ſich nicht bewegen/ Du faͤll’ſt ihr wuͤten nicht dahin/ Sie weiß den kalten Tyger-ſinn/ Nicht abzuthun/ nicht weg zu legen. Sie ſpeiſet mich mit angſt und bleichem leid/ Wie du die welt mit lieblichkeit. Ihr harter geiſt weiß nicht zu biegen/ Ihr haß der geht nicht mehr zu ruh/ Er will ſtets munter ſeyn wie du/ Und gegen mich zu felde liegen; Sie macht/ daß mir dein angenehmer ſchein Den plitzen aͤhnlich duͤnckt zu ſeyn. Aurora X 3

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/369>, abgerufen am 26.08.2024.