Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Vorrede. ihm doch entweder an gedult oder zeit/ oder am ge-lücke in seiner beförderung; und also am fürnehm- sten/ welches zu einem dichter erfodert wird/ nem- lich/ an einem frölichen gemüthe. Dannenhero thun diejenigen am besten/ welche die mittel-strasse halten/ sich bloß auff galante gedichte legen/ und um die geheimnisse der hohen Poesie unbekümmert lassen. Allein/ weil man auch hierzu/ wie schon gemeldet/ ohne vorgänger nicht wohl gelangen kan; so hat man dahin gesonnen/ wie man ein werck verfertigen möchte/ welches aus unserer eige- nen leute arbeit bestünde/ und den leser/ wo nicht in allen/ doch in den meisten stücken vergnügen kön- te. Und dieses ist die ursache/ warum man gegen- wärtige gedichte zusammen getragen/ und in einem begriffe zeigen wollen/ was man in vielen unserer Landsleute bißher umsonst gesucht. Es sind nicht sachen/ welche man aus büchern gezogen; sondern die meisten sind entweder noch gar nicht/ oder doch nur stückweise gesehen worden. Hierunter führen den vorzug die Hoffmannswaldauischen/ von wel- chen ich wohl sagen kan/ daß viel darunter sind/ welche die vorhin gedruckten gedancken weit über- treffen. Neben diesen erscheinen etliche noch übrige gedichte vom Herrn von Lohenstein/ und wird man hoffentlich nicht übel nehmen/ daß man absonderlich dessen Venus hier eingerücket. Sie hat einen sol- chen nachbar am Hoffmannswaldau/ daß sie sich sei- ner
Vorrede. ihm doch entweder an gedult oder zeit/ oder am ge-luͤcke in ſeiner befoͤrderung; und alſo am fuͤrnehm- ſten/ welches zu einem dichter erfodert wird/ nem- lich/ an einem froͤlichen gemuͤthe. Dannenhero thun diejenigen am beſten/ welche die mittel-ſtraſſe halten/ ſich bloß auff galante gedichte legen/ und um die geheimniſſe der hohen Poeſie unbekuͤmmert laſſen. Allein/ weil man auch hierzu/ wie ſchon gemeldet/ ohne vorgaͤnger nicht wohl gelangen kan; ſo hat man dahin geſonnen/ wie man ein werck verfertigen moͤchte/ welches aus unſerer eige- nen leute arbeit beſtuͤnde/ und den leſer/ wo nicht in allen/ doch in den meiſten ſtuͤcken vergnuͤgen koͤn- te. Und dieſes iſt die urſache/ warum man gegen- waͤrtige gedichte zuſammen getragen/ und in einem begriffe zeigen wollen/ was man in vielen unſerer Landsleute bißher umſonſt geſucht. Es ſind nicht ſachen/ welche man aus buͤchern gezogen; ſondern die meiſten ſind entweder noch gar nicht/ oder doch nur ſtuͤckweiſe geſehen worden. Hierunter fuͤhren den vorzug die Hoffmannswaldauiſchen/ von wel- chen ich wohl ſagen kan/ daß viel darunter ſind/ welche die vorhin gedruckten gedancken weit uͤber- treffen. Neben dieſen erſcheinen etliche noch uͤbrige gedichte vom Herrn von Lohenſtein/ und wird man hoffentlich nicht uͤbel nehmen/ daß man abſonderlich deſſen Venus hier eingeruͤcket. Sie hat einen ſol- chen nachbar am Hoffmannswaldau/ daß ſie ſich ſei- ner
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Vorrede.
ihm doch entweder an gedult oder zeit/ oder am ge-
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ſten/ welches zu einem dichter erfodert wird/ nem-
lich/ an einem froͤlichen gemuͤthe. Dannenhero
thun diejenigen am beſten/ welche die mittel-ſtraſſe
halten/ ſich bloß auff galante gedichte legen/ und
um die geheimniſſe der hohen Poeſie unbekuͤmmert
laſſen. Allein/ weil man auch hierzu/ wie ſchon
gemeldet/ ohne vorgaͤnger nicht wohl gelangen
kan; ſo hat man dahin geſonnen/ wie man ein
werck verfertigen moͤchte/ welches aus unſerer eige-
nen leute arbeit beſtuͤnde/ und den leſer/ wo nicht
in allen/ doch in den meiſten ſtuͤcken vergnuͤgen koͤn-
te. Und dieſes iſt die urſache/ warum man gegen-
waͤrtige gedichte zuſammen getragen/ und in einem
begriffe zeigen wollen/ was man in vielen unſerer
Landsleute bißher umſonſt geſucht. Es ſind nicht
ſachen/ welche man aus buͤchern gezogen; ſondern
die meiſten ſind entweder noch gar nicht/ oder doch
nur ſtuͤckweiſe geſehen worden. Hierunter fuͤhren
den vorzug die Hoffmannswaldauiſchen/ von wel-
chen ich wohl ſagen kan/ daß viel darunter ſind/
welche die vorhin gedruckten gedancken weit uͤber-
treffen. Neben dieſen erſcheinen etliche noch uͤbrige
gedichte vom Herrn von Lohenſtein/ und wird man
hoffentlich nicht uͤbel nehmen/ daß man abſonderlich
deſſen Venus hier eingeruͤcket. Sie hat einen ſol-
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