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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
26.
Die überrötheten wangen erwarmen/
Schwimmend in rosen und schwanger mit lust/
Und die verwechselten armen umarmen
Achsel/ und neben dem halse die brust;
Eben wie dörner die winden/ die reben
Ulmen/ und eppich die eichen umgeben.
27.
Zypripor aber/ mehr schmertzen zu schmieden/
Spielet indessen ins hertze sich ein/
Zündet ein feuer an/ thränen zu sieden/
Seuffzer zu kochen/ das oele der pein/
Welches der seelen halbglimmende kertze/
Nur noch erfrischt mit erqvickendem schmertze.
28.
Unterdeß geht auff den küssenden münden
Eine gewünschte verwechselung für.
Liljenlieb giebet sein hertz Roselinden/
Und er empfänget die seele von ihr/
Endlich mißgönnens den lippen die augen/
Durstig das honig der lippen zu saugen.
29.
Zwischen dergleichen beliebenden nöthen
Macht sich die sterbende seele gesund/
Und die getödteten hertzen ertödten/
Und das verwundete machet uns wund.
Und das verletzete leben verletzet/
Und das ergetzete sterben ergetzet.
30.
Nun so gib/ daß die begeisterten lippen
Ich/ Roselinde/ von deinen nicht zieh.
Lasse der marmol-brust milcherne klippen
Locken vom munde kein küssen auff sie.
Tödte die mißgunst der blumichten wangen/
Welche so sehnlich nach küssen verlangen.
31. Lasset
Vermiſchte Gedichte.
26.
Die uͤberroͤtheten wangen erwarmen/
Schwimmend in roſen und ſchwanger mit luſt/
Und die verwechſelten armen umarmen
Achſel/ und neben dem halſe die bruſt;
Eben wie doͤrner die winden/ die reben
Ulmen/ und eppich die eichen umgeben.
27.
Zypripor aber/ mehr ſchmertzen zu ſchmieden/
Spielet indeſſen ins hertze ſich ein/
Zuͤndet ein feuer an/ thraͤnen zu ſieden/
Seuffzer zu kochen/ das oele der pein/
Welches der ſeelen halbglimmende kertze/
Nur noch erfriſcht mit erqvickendem ſchmertze.
28.
Unterdeß geht auff den kuͤſſenden muͤnden
Eine gewuͤnſchte verwechſelung fuͤr.
Liljenlieb giebet ſein hertz Roſelinden/
Und er empfaͤnget die ſeele von ihr/
Endlich mißgoͤnnens den lippen die augen/
Durſtig das honig der lippen zu ſaugen.
29.
Zwiſchen dergleichen beliebenden noͤthen
Macht ſich die ſterbende ſeele geſund/
Und die getoͤdteten hertzen ertoͤdten/
Und das verwundete machet uns wund.
Und das verletzete leben verletzet/
Und das ergetzete ſterben ergetzet.
30.
Nun ſo gib/ daß die begeiſterten lippen
Ich/ Roſelinde/ von deinen nicht zieh.
Laſſe der marmol-bruſt milcherne klippen
Locken vom munde kein kuͤſſen auff ſie.
Toͤdte die mißgunſt der blumichten wangen/
Welche ſo ſehnlich nach kuͤſſen verlangen.
31. Laſſet
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[278/0322] Vermiſchte Gedichte. 26. Die uͤberroͤtheten wangen erwarmen/ Schwimmend in roſen und ſchwanger mit luſt/ Und die verwechſelten armen umarmen Achſel/ und neben dem halſe die bruſt; Eben wie doͤrner die winden/ die reben Ulmen/ und eppich die eichen umgeben. 27. Zypripor aber/ mehr ſchmertzen zu ſchmieden/ Spielet indeſſen ins hertze ſich ein/ Zuͤndet ein feuer an/ thraͤnen zu ſieden/ Seuffzer zu kochen/ das oele der pein/ Welches der ſeelen halbglimmende kertze/ Nur noch erfriſcht mit erqvickendem ſchmertze. 28. Unterdeß geht auff den kuͤſſenden muͤnden Eine gewuͤnſchte verwechſelung fuͤr. Liljenlieb giebet ſein hertz Roſelinden/ Und er empfaͤnget die ſeele von ihr/ Endlich mißgoͤnnens den lippen die augen/ Durſtig das honig der lippen zu ſaugen. 29. Zwiſchen dergleichen beliebenden noͤthen Macht ſich die ſterbende ſeele geſund/ Und die getoͤdteten hertzen ertoͤdten/ Und das verwundete machet uns wund. Und das verletzete leben verletzet/ Und das ergetzete ſterben ergetzet. 30. Nun ſo gib/ daß die begeiſterten lippen Ich/ Roſelinde/ von deinen nicht zieh. Laſſe der marmol-bruſt milcherne klippen Locken vom munde kein kuͤſſen auff ſie. Toͤdte die mißgunſt der blumichten wangen/ Welche ſo ſehnlich nach kuͤſſen verlangen. 31. Laſſet

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/322>, abgerufen am 28.11.2024.