Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.
Darauff so wässerte sie in den neuen safft
Diß tödtliche geschoß/ biß daß die linde krafft
Die keile gantz durchzog/ und den geschärfften stahle
Von des Piracmons faust in des Vulcanus saale
Die härtigkeit benahm. Zu eben selber zeit
Ließ sie den Mulciber/ wo Aethna feuer speyt/
Aus gold und helffenbein ihr einen bogen schmiden/
Dabey der gute mann sich muste so ermüden/
Daß ihm der schweiß ausbrach/ weil des Tritonis schild
Dianens jäger-spieß/ durch den das schnelle wild
Büst/ geist und leben ein/ ja selbst des Aeols kette/
Der Ceres pflugschaar auch und Famens feld-trompete
Gradivens stählern helm/ nicht so viel saure müh
Zu schmiden ihm gekost. Nach diesem ruffte sie
Ihr erstgebohrnes kind/ den blinden liebes-schützen/
Der in der wiegen noch schon lernte pfeile spitzen/
Zu sich in ihr gemach/ und hieß die schwanen ihn
Zur reise schürren an/ und an den wagen ziehn/
An [d]em der boden gold/ der auch aus helffenbeine/
Der spiegel-glatter sitz/ von alabaster steine/
Die räder aus rubin/ die axt aus perlen-war'n/
Der kleine bogen-gott/ Cupido/ muste fahr'n/
Und selber fuhrmann seyn; die bunten schwanen flogen
Aus der saphirnen burg/ der sternbeblümten bogen/
Durch der beblauten lufft/ rings um bewölcktes feld/
Gleich als der Titan auch das türckis-blaue zelt
Der himmels-burg durchmaß/ zwey gläntzende rubinen/
Und zwey Leucothoen/ zwey güldne sonnen schienen
Am morgen auffzugehn; der Phöbus spielete
Mit seiner strahlen-glut durch himmel/ erd und see/
Die Venus aber schlug mit lauter liebes-plitze/
Mit pfeilen ihrer brunst auff ihrem demant sitze
Durch himmel/ erd und meer. Wo Florens purpur-hand
Den garten des gestirns/ und das bestirnte land
Mit morgen-rosen blümt. Wo Calpens felsen-beine
Die Amphitrit abwäscht/ wenn mit dem purpur-scheine
Der Doris silber-schaum die abendröthe mahlt/
Wo in den heissen sud der hundsstern brennt und strahlt.
Wo eiß das feld beharscht/ und wo der Taurus wütet/
Ward alles/ was da lebt/ mit pfeilen überschüttet/
Die unsre Zyprie von ihren bogen schoß/
Und durch den lichten plitz in ihre hertzen goß.
Die see der liebes-brunst/ der brunn der süssen flammen/
Den strohm der süßigkeit/ das blut der lebens-ammen

D[er]

Vermiſchte Gedichte.
Darauff ſo waͤſſerte ſie in den neuen ſafft
Diß toͤdtliche geſchoß/ biß daß die linde krafft
Die keile gantz durchzog/ und den geſchaͤrfften ſtahle
Von des Piracmons fauſt in des Vulcanus ſaale
Die haͤrtigkeit benahm. Zu eben ſelber zeit
Ließ ſie den Mulciber/ wo Aethna feuer ſpeyt/
Aus gold und helffenbein ihr einen bogen ſchmiden/
Dabey der gute mann ſich muſte ſo ermuͤden/
Daß ihm der ſchweiß ausbrach/ weil des Tritonis ſchild
Dianens jaͤger-ſpieß/ durch den das ſchnelle wild
Buͤſt/ geiſt und leben ein/ ja ſelbſt des Aeols kette/
Der Ceres pflugſchaar auch und Famens feld-trompete
Gradivens ſtaͤhlern helm/ nicht ſo viel ſaure muͤh
Zu ſchmiden ihm gekoſt. Nach dieſem ruffte ſie
Ihr erſtgebohrnes kind/ den blinden liebes-ſchuͤtzen/
Der in der wiegen noch ſchon lernte pfeile ſpitzen/
Zu ſich in ihr gemach/ und hieß die ſchwanen ihn
Zur reiſe ſchuͤrren an/ und an den wagen ziehn/
An [d]em der boden gold/ der auch aus helffenbeine/
Der ſpiegel-glatter ſitz/ von alabaſter ſteine/
Die raͤder aus rubin/ die axt aus perlen-war’n/
Der kleine bogen-gott/ Cupido/ muſte fahr’n/
Und ſelber fuhrmann ſeyn; die bunten ſchwanen flogen
Aus der ſaphirnen burg/ der ſternbebluͤmten bogen/
Durch der beblauten lufft/ rings um bewoͤlcktes feld/
Gleich als der Titan auch das tuͤrckis-blaue zelt
Der himmels-burg durchmaß/ zwey glaͤntzende rubinen/
Und zwey Leucothoen/ zwey guͤldne ſonnen ſchienen
Am morgen auffzugehn; der Phoͤbus ſpielete
Mit ſeiner ſtrahlen-glut durch himmel/ erd und ſee/
Die Venus aber ſchlug mit lauter liebes-plitze/
Mit pfeilen ihrer brunſt auff ihrem demant ſitze
Durch himmel/ erd und meer. Wo Florens purpur-hand
Den garten des geſtirns/ und das beſtirnte land
Mit morgen-roſen bluͤmt. Wo Calpens felſen-beine
Die Amphitrit abwaͤſcht/ wenn mit dem purpur-ſcheine
Der Doris ſilber-ſchaum die abendroͤthe mahlt/
Wo in den heiſſen ſud der hundsſtern brennt und ſtrahlt.
Wo eiß das feld beharſcht/ und wo der Taurus wuͤtet/
Ward alles/ was da lebt/ mit pfeilen uͤberſchuͤttet/
Die unſre Zyprie von ihren bogen ſchoß/
Und durch den lichten plitz in ihre hertzen goß.
Die ſee der liebes-brunſt/ der brunn der ſuͤſſen flammen/
Den ſtrohm der ſuͤßigkeit/ das blut der lebens-ammen

D[er]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0284" n="240"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Darauff &#x017F;o wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte &#x017F;ie in den neuen &#x017F;afft</l><lb/>
            <l>Diß to&#x0364;dtliche ge&#x017F;choß/ biß daß die linde krafft</l><lb/>
            <l>Die keile gantz durchzog/ und den ge&#x017F;cha&#x0364;rfften &#x017F;tahle</l><lb/>
            <l>Von des Piracmons fau&#x017F;t in des Vulcanus &#x017F;aale</l><lb/>
            <l>Die ha&#x0364;rtigkeit benahm. Zu eben &#x017F;elber zeit</l><lb/>
            <l>Ließ &#x017F;ie den Mulciber/ wo Aethna feuer &#x017F;peyt/</l><lb/>
            <l>Aus gold und helffenbein ihr einen bogen &#x017F;chmiden/</l><lb/>
            <l>Dabey der gute mann &#x017F;ich mu&#x017F;te &#x017F;o ermu&#x0364;den/</l><lb/>
            <l>Daß ihm der &#x017F;chweiß ausbrach/ weil des Tritonis &#x017F;child</l><lb/>
            <l>Dianens ja&#x0364;ger-&#x017F;pieß/ durch den das &#x017F;chnelle wild</l><lb/>
            <l>Bu&#x0364;&#x017F;t/ gei&#x017F;t und leben ein/ ja &#x017F;elb&#x017F;t des Aeols kette/</l><lb/>
            <l>Der Ceres pflug&#x017F;chaar auch und Famens feld-trompete</l><lb/>
            <l>Gradivens &#x017F;ta&#x0364;hlern helm/ nicht &#x017F;o viel &#x017F;aure mu&#x0364;h</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;chmiden ihm geko&#x017F;t. Nach die&#x017F;em ruffte &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>Ihr er&#x017F;tgebohrnes kind/ den blinden liebes-&#x017F;chu&#x0364;tzen/</l><lb/>
            <l>Der in der wiegen noch &#x017F;chon lernte pfeile &#x017F;pitzen/</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;ich in ihr gemach/ und hieß die &#x017F;chwanen ihn</l><lb/>
            <l>Zur rei&#x017F;e &#x017F;chu&#x0364;rren an/ und an den wagen ziehn/</l><lb/>
            <l>An <supplied>d</supplied>em der boden gold/ der auch aus helffenbeine/</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;piegel-glatter &#x017F;itz/ von alaba&#x017F;ter &#x017F;teine/</l><lb/>
            <l>Die ra&#x0364;der aus rubin/ die axt aus perlen-war&#x2019;n/</l><lb/>
            <l>Der kleine bogen-gott/ Cupido/ mu&#x017F;te fahr&#x2019;n/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;elber fuhrmann &#x017F;eyn; die bunten &#x017F;chwanen flogen</l><lb/>
            <l>Aus der &#x017F;aphirnen burg/ der &#x017F;ternbeblu&#x0364;mten bogen/</l><lb/>
            <l>Durch der beblauten lufft/ rings um bewo&#x0364;lcktes feld/</l><lb/>
            <l>Gleich als der Titan auch das tu&#x0364;rckis-blaue zelt</l><lb/>
            <l>Der himmels-burg durchmaß/ zwey gla&#x0364;ntzende rubinen/</l><lb/>
            <l>Und zwey Leucothoen/ zwey gu&#x0364;ldne &#x017F;onnen &#x017F;chienen</l><lb/>
            <l>Am morgen auffzugehn; der Pho&#x0364;bus &#x017F;pielete</l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;einer &#x017F;trahlen-glut durch himmel/ erd und &#x017F;ee/</l><lb/>
            <l>Die Venus aber &#x017F;chlug mit lauter liebes-plitze/</l><lb/>
            <l>Mit pfeilen ihrer brun&#x017F;t auff ihrem demant &#x017F;itze</l><lb/>
            <l>Durch himmel/ erd und meer. Wo Florens purpur-hand</l><lb/>
            <l>Den garten des ge&#x017F;tirns/ und das be&#x017F;tirnte land</l><lb/>
            <l>Mit morgen-ro&#x017F;en blu&#x0364;mt. Wo Calpens fel&#x017F;en-beine</l><lb/>
            <l>Die Amphitrit abwa&#x0364;&#x017F;cht/ wenn mit dem purpur-&#x017F;cheine</l><lb/>
            <l>Der Doris &#x017F;ilber-&#x017F;chaum die abendro&#x0364;the mahlt/</l><lb/>
            <l>Wo in den hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ud der hunds&#x017F;tern brennt und &#x017F;trahlt.</l><lb/>
            <l>Wo eiß das feld behar&#x017F;cht/ und wo der Taurus wu&#x0364;tet/</l><lb/>
            <l>Ward alles/ was da lebt/ mit pfeilen u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;ttet/</l><lb/>
            <l>Die un&#x017F;re Zyprie von ihren bogen &#x017F;choß/</l><lb/>
            <l>Und durch den lichten plitz in ihre hertzen goß.</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ee der liebes-brun&#x017F;t/ der brunn der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en flammen/</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;trohm der &#x017F;u&#x0364;ßigkeit/ das blut der lebens-ammen</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">D<supplied>er</supplied></fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0284] Vermiſchte Gedichte. Darauff ſo waͤſſerte ſie in den neuen ſafft Diß toͤdtliche geſchoß/ biß daß die linde krafft Die keile gantz durchzog/ und den geſchaͤrfften ſtahle Von des Piracmons fauſt in des Vulcanus ſaale Die haͤrtigkeit benahm. Zu eben ſelber zeit Ließ ſie den Mulciber/ wo Aethna feuer ſpeyt/ Aus gold und helffenbein ihr einen bogen ſchmiden/ Dabey der gute mann ſich muſte ſo ermuͤden/ Daß ihm der ſchweiß ausbrach/ weil des Tritonis ſchild Dianens jaͤger-ſpieß/ durch den das ſchnelle wild Buͤſt/ geiſt und leben ein/ ja ſelbſt des Aeols kette/ Der Ceres pflugſchaar auch und Famens feld-trompete Gradivens ſtaͤhlern helm/ nicht ſo viel ſaure muͤh Zu ſchmiden ihm gekoſt. Nach dieſem ruffte ſie Ihr erſtgebohrnes kind/ den blinden liebes-ſchuͤtzen/ Der in der wiegen noch ſchon lernte pfeile ſpitzen/ Zu ſich in ihr gemach/ und hieß die ſchwanen ihn Zur reiſe ſchuͤrren an/ und an den wagen ziehn/ An dem der boden gold/ der auch aus helffenbeine/ Der ſpiegel-glatter ſitz/ von alabaſter ſteine/ Die raͤder aus rubin/ die axt aus perlen-war’n/ Der kleine bogen-gott/ Cupido/ muſte fahr’n/ Und ſelber fuhrmann ſeyn; die bunten ſchwanen flogen Aus der ſaphirnen burg/ der ſternbebluͤmten bogen/ Durch der beblauten lufft/ rings um bewoͤlcktes feld/ Gleich als der Titan auch das tuͤrckis-blaue zelt Der himmels-burg durchmaß/ zwey glaͤntzende rubinen/ Und zwey Leucothoen/ zwey guͤldne ſonnen ſchienen Am morgen auffzugehn; der Phoͤbus ſpielete Mit ſeiner ſtrahlen-glut durch himmel/ erd und ſee/ Die Venus aber ſchlug mit lauter liebes-plitze/ Mit pfeilen ihrer brunſt auff ihrem demant ſitze Durch himmel/ erd und meer. Wo Florens purpur-hand Den garten des geſtirns/ und das beſtirnte land Mit morgen-roſen bluͤmt. Wo Calpens felſen-beine Die Amphitrit abwaͤſcht/ wenn mit dem purpur-ſcheine Der Doris ſilber-ſchaum die abendroͤthe mahlt/ Wo in den heiſſen ſud der hundsſtern brennt und ſtrahlt. Wo eiß das feld beharſcht/ und wo der Taurus wuͤtet/ Ward alles/ was da lebt/ mit pfeilen uͤberſchuͤttet/ Die unſre Zyprie von ihren bogen ſchoß/ Und durch den lichten plitz in ihre hertzen goß. Die ſee der liebes-brunſt/ der brunn der ſuͤſſen flammen/ Den ſtrohm der ſuͤßigkeit/ das blut der lebens-ammen Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/284
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/284>, abgerufen am 25.11.2024.